Wegen der Menschenrechtsverstöße und des Advents-Termins

Scharfe Kritik an Fußball-WM in Katar: Evangelische Kirche schreibt DFB

  • Die Evangelische Kirche in Deutschland kritisiert Austragungsort und Zeitpunkt der Fußball-WM in Katar scharf.
  • In einem Brief an DFB-Präsident Bernd Neuendorf wird auf die Menschenrechtslage im WM-Gastgeberland verweisen.
  • Zudem gibt es Kritik an der Kollision der WM mit den Adventswochen.

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Rund drei Wochen vor Beginn der Fußball-Weltmeisterschaft in Katar hat die Evangelische Kirche in Deutschland (EKD) Austragungsort und Zeitpunkt des Turniers scharf kritisiert. In einem Brief an den Präsidenten des Deutschen Fußball-Bunds (DFB), Bernd Neuendorf, verweisen die EKD-Ratsvorsitzende Annette Kurschus und der Sportbeauftragte der EKD, Thorsten Latzel, auf die Menschenrechtslage im WM-Gastgeberland und fordern Neuendorf auf: "Helfen Sie, die unselige Instrumentalisierung des Fußballs zum Zwecke des sportswashing zu beenden."

In Katar würden fundamentale Menschenrechte verletzt, kritisieren Kurschus und Latzel und nennen als Beispiel die Vollstreckung der Todesstrafe an einem nepalesischen Gastarbeiter 2020. Sie rufen den DFB-Präsidenten dazu auf, sich bei einer Reise zusammen mit Bundesinnenministerin Nancy Faeser (SPD) am Montag und Dienstag nächster Woche vor Ort ein Bild von der Lage der Arbeitsmigranten zu machen. Neuendorf solle die Frauen und Männer in deren Wohnquartieren besuchen.

"WM beeinträchtigt adventliche Besinnung"

Kritik äußern die westfälische Präses Kurschus und der rheinische Präses Latzel auch an der Austragung der WM in den Wochen vor Weihnachten. "Eigens für diesen klimatisch ungeeigneten Austragungsort ist die WM in den späten Herbst verlegt worden, in die Zeit des christlichen Advent wie des jüdischen Chanukka", heißt es im Brief.

Die WM werde die Stimmung des öffentlichen Raums prägen, schreiben die EKD-Vertreter. "Dies beeinträchtigt die Menschen, die diese Wochen als Zeit der adventlichen Besinnung erleben möchten - und das sind nicht allein Gläubige." Die Gleichzeitigkeit von Advent und WM werde zahlreiche Menschen in Konflikte bringen, in innere und familiäre.

"Keine WM-Vergabe mehr wie nach Katar"

"Elementare Menschenrechte dürfen keine bloße PR-Aktion sein", fordern Kurschus und Latzel. Vielmehr müssten der Schutz von Arbeiterinnen und Arbeitern, Presse-, Religions- und Meinungsfreiheit sowie höchstmögliche ökologische Standards die selbstverständliche Voraussetzung für jedes internationale sportliche Großereignis bilden. Eine Vergabepraxis wie nach Katar dürfe sich nicht wiederholen.

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