Wegen Corona geschlossen - Pastoralreferent Matthias Wert zieht Bilanz

Schaukel-Installation in Rheinenser Kirche bisher ein voller Erfolg

Die Installation „Himmelsschaukel“ des Osnabrücker Künstlers Mario Haunhorst in der St.-Dionysius-Kirche in Rheine musste wegen Corona eher schließen. Pastoralreferent Matthias Werth zieht dennoch ein positives Fazit.

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Ohne Corona hätte sie bis Ende März gedauert: Die Installation „Himmelsschaukel“ des Osnabrücker Künstlers Mario Haunhorst in der St.-Dionysius-Kirche in Rheine. Die Doppelschaukeln, auf denen sich die Benutzer gegenübersitzen und so in einen Dialog treten, sind Teil einer einer Licht- und Rauminstallation. Ebenfalls zwölf Bodenspiegel sind in der Kirche aufgestellt. Sie sollen  zum Thema Beziehungen, Dialog und der Frage nach der Beziehung von Mensch und Gott inspirieren. Pastoralreferent Matthias Werth, der das Projekt mit initiiert hat, zieht bisher ein positives Fazit.

Herr Werth, aufgrund der Corona-Schutzbestimmungen hat ja die Kunstausstellung der Himmelsschaukel in Rheine ein abruptes Ende gefunden?

Leider ja, aber wir haben natürlich einen tollen Auftakt. Wir hatten überlegt, sie weiter geöffnet zu lassen, aber dann haben wir uns für eine Schließung entschlossen, um sie in guter Erinnerung zu behalten, anstatt dass sie sich so ausschleicht.

Wie viele Besucher waren denn da?

Wir wissen von dem ersten Samstag, dass sich 400 Besucher die Installation angeschaut haben. Es waren zwischendurch immer Leute in der Kirche und haben geschaut. Wie viele bisher geschaukelt sind, können wir nicht sagen.

Was haben Sie an Rückmeldungen bekommen?

Viele Besucher aus dem Umfeld bis nach Münster sind angereist, um sich die Installation anzuschauen, sich damit auseinanderzusetzen und auch zu schaukeln. Etliche, die erst etwas ängstlich auf die Höhe der Schaukel geschaut haben, saßen dann auf der Schaukel, und je länger sie schaukelten, desto entspannter wurden sie, und die schwerelose Bewegung zauberte ihnen ein Lächeln ins Gesicht. Wir hatten auch etliche positive Rückmeldungen von den weiterführenden Schulen und einige Anmeldungen mit ganzen Oberstufenkursen, die nun aber leider ausfallen. Die persönlichen Rückmeldungen waren durchweg positiv auch in dem Sinne, dass es toll ist, so etwas in der Kirche erleben zu können. Ich habe hier zum Beispiel eine Einführung für das Netzwerk „Interreligiöser Dialog in Rheine“ gegeben. Die anwesenden Muslime und Hindus waren begeistert, dass wir als Kirche auch so etwas machen. Von Presseberichten im Internet weiß ich allerdings auch, dass dort vereinzelte Kommentare negativ waren: „Wie kann man nur in einem Gotteshaus schaukeln?“ zum Beispiel.

Was nehmen Sie persönlich mit aus diesem Projekt?

Das Projekt hatte ja über ein Jahr Vorbereitungszeit. Es hat mich beeindruckt, wie wir in der Gemeinde und mit dem Künstler Mario Haunhorst miteinander ins Gespräch gekommen sind über Fragen des Glaubens, eigene Glaubenserfahrungen und die heutige Relevanz des Glaubens. Ich bin sehr überrascht, was am Ende dabei herausgekommen ist. Vor drei Jahren war klar: Wenn unsere Pfarrkirche Geburtstag hat, muss sie auch selbst als Bau in einem besonderen Fokus stehen. Ich habe mich total gefreut, dass dieses Projekt dabei herausgekommen ist, bei dem bisher viele Menschen auf sehr niederschwellige Weise selbst mitmachen, sich in vielerlei Hinsicht neue Perspektiven auf die Kirche aneignen konnten und – wenn sie wollten – sich auch auf eine spirituelle Weise mit ihrem eigenen Glauben und Selig-Sein auseinandersetzen konnten.

Die Installation bestand ja nicht nur aus der "dialogischen Schaukel", sondern auch aus zwölf Spiegeln mit Zitaten zu Gott und Glaube. Was hat Ihnen da am besten gefallen?

Ich finde den „Hausalarm“ total klasse. Das ist kein Spiegel, sondern eine blaue Meldebox mit eingeschlagener Scheibe, angebracht an einer Kirchensäule. Darin steht: „Bei Abwesenheit des Hausherrn sofort Alarm auslösen und Gebot befolgen: Liebe deinen Nächsten wie dich selbst.“
Das nimmt auf der einen Seite das Motiv der Abwesenheit Gottes auf, was ja auch im Gleichnis von den bösen Winzern im Evangelium verarbeitet ist und die Amivalenz des Weinbergbildes im Himmelsgewölbe der Kirche begründet. Andererseits inspiriert es die spirituelle Suche nach Gott im kirchlichen Raum in einer Form, die nicht normal daherkommt, sondern eben als „Hausalarm“.

Ich finde auch den Spiegel am Seiteneingang spannend, der das gesiedete Salz aus der Rheinenser Saline enthält. Er nimmt die provokative Frage des Spiegels an der Schwelle zum Altarraum auf: „Seid ihr das Salz der Erde?“ Die Besucher haben in die Salzkörner auf dem Spiegel mit dem Finger geschrieben und gemalt. Das hatte auch noch eine spielerische Komponente.

Gibt es noch eine Chance, die Installation zu einem späteren Zeitpunkt zu besuchen?

Wir lassen jetzt in der Kirche erst einmal alles so und räumen nichts weg von der Kunstinstallation. Es könnte gut sein, dass wir die Zeit, in der das Kunstprojekt jetzt geschlossen ist, hinten anhängen.

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