Katholische Verbände verhindern Produktion am zweiten Weihnachtstag

Schlacht-Konzerne in Südoldenburg beugen sich Protesten

Am zweiten Weihnachtstag sollte in Schlachtbetrieben in Emstek undCloppenburg in Sonderschichten gearbeitet werden. Ein Bündnis aus katholischen Verbänden und Gewerkschaften protestierte energisch. Mit Erfolg.

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Nach heftigen Protesten aus Kirche, Gewerkschaften und Politik haben Schlachthöfe in Emstek und Cloppenburg ihre Pläne aufgegeben, am zweiten Weihnachtstag Sonderschichten zu fahren. Der Vion-Schlachthof in Emstek hat seinen entsprechenden Antrag beim Gewerbeaufsichtsamt zurückgezogen, der Schlachthof Wernke in Cloppenburg trotz schon genehmigten Antrags auf den Betrieb verzichtet.

Vion kündigte jedoch an, vorrätiges Fleisch an diesem Tag zu zerlegen und zu verpacken, das sei nicht genehmigungspflichtig. Ein Zusammenschluss aus katholischen Verbänden und Gewerkschaften hat daraufhin eine vor den Vion-Toren in Emstek geplante Großdemonstration abgesagt.

Hinter dem Protest standen die Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten, die regionalen Arbeitnehmergliederungen von CDU und SPD, der Landesverband der Fleischbeschauer, das oldenburgische Kolpingwerk, die Landesverbänden der Katholischen Frauengemeinschaften (KFD), der Katholischen Arbeitnehmerbewegung (KAB) und der Jungen Gemeinschaft (JG).

 

Mehr als 700 Menschen hätten arbeiten müssen

 

Ende November waren die Pläne der Schlachtbetriebe Vion in Emstek und Wernke in Cloppenburg Teil der Sprehe-Gruppe, bekannt geworden, am zweiten Weihnachtstag ihren normalen Betrieb ab 7 Uhr wieder aufzunehmen. Das Gewerbeaufsichtsamt hatte  dem Antrag von Wernke zugestimmt, dort waren 40 Mitarbeiter betroffen. Bei Vion in Emstek sollten 700 Mitarbeiter in zwei Schichten 10.000 Schweine schlachten. Dort lag die amtliche Genehmigung noch nicht vor.

Der normale Schlachtbetrieb braucht einen Vorlauf, teilte die Gewerkschaft mit, vom Ausstallen der Tiere auf den Höfen über den Transport zu den Schlachtbetrieben bis zur Fleischbeschau durch amtliche Veterinäre. Damit wäre schon die Feiertagsruhe am ersten Weihnachtstag gestört gewesen.

 

Heftiger Protest der Kirche

 

Pfarrer Michael Heyer aus Emstek. | Foto: Franz Josef Scheeben
Pfarrer Michael Heyer aus Emstek. | Foto: Franz Josef Scheeben

Das hatte in der Region heftigen Proteste ausgelöst. Der Pfarrer von St. Margaretha Emstek, Michael Heyer, hatte nach dem Bekanntwerden der Pläne die Verantworlichen in den Firmen massiv kritisiert. Wer für Arbeit am Weihnachtsfest eintrete, „der braucht Heiligabend erst gar nicht zu mir in die Kirche zu kommen“.

Heyer betonte zudem, es gehe nicht einfach um die christliche Sonntagskultur. Der Betrieb am Weihnachtsfest belaste die Urlaubspläne der meist osteuropäischen Mitarbeiter so stark, dass deren Menschenwürde betroffen sei

 

Argumente der Schlachthöfe „lachhaft“

 

Die beiden Schlachtbetriebe hatten ihre Pläne mit betrieblichen Notwendigkeiten begründet. Der Handel wolle in den Tagen zwischen Weihnachten und Neujahr mit frischem Fleisch beliefert werden. Ein Großmarkt in Cloppenburg hatte das bestätigt.

Ludger Freese aus Visbek, Obermeister der Fleischerinnung Vechta, hat dieses Argument im Gespräch mit „Kirche+Leben“ als „lachhaft“ kritisiert. Jeder Betrieb halte vor den Feiertagen einen Vorrat in seinem Kühlhaus. Solches Fleisch verliere auch nicht das Gütesiegel „frisch“, wenn es aus der Tiefkühlung kommen. Andere Großmärkte in der Region hatten mitgeteilt, dass sie ihr Fleisch für die Tage nach Weihnachten von Schlachthöfen beziehen, die an Weihnachten nicht schlachten.