Chefredakteur Markus Nolte zum Start des Ökumenischen Kirchentags 2021

Schluss mit Katholikentagen - ab jetzt nur noch ökumenisch!

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Dass nächste Woche der dritte Ökumenische Kirchentag beginnt, ändert nichts an der Tatsache, dass solche Treffen seltene Ausnahmen sind. Konfessionell getrennte Christentreffen aber entsprechen weder der Realität der Gläubigen noch den Erwartungen der Gesellschaft, sagt Chefredakteur Markus Nolte in seinem Kommentar.

So geht das nicht. Elf Jahre ist das jetzt her! Elf Jahre sind vergangen seit dem letzten Ökumenischen Kirchentag (ÖKT) in München. Und geschlagene 18 Jahre seit dem ersten in Berlin. An Christi Himmelfahrt beginnt der dritte, diesmal in Frankfurt. Dass daraus ausgerechnet jetzt „nur“ digital etwas wird, ist tragisch und spannend zugleich. Mal schauen, ob wirklich ein wichtiges Signal von ihm ausgehen wird, wie das Präsidium verheißt. Ich wünsche dem ÖKT nur das Beste.

Aber dies hier geht einfach nicht: Dass die beiden großen Kirchen in 18 Jahren mit Ach und Krach zweieinhalb geeinte Gläubigentreffen in Deutschland hinbekommen, um schon im nächsten Jahr in die gewohnten konfessionellen Katholiken-Kirchentags-Kalender zurückzufallen.

 

Der Alltag ist längst ökumenisch

 

Mag gut sein, dass sich ein ÖKT in Frankfurt nicht einfach so um ein Jahr verschieben lässt. Dafür ist so ein Megatanker wohl in der Tat zu schwerfällig, zu detailreich, zu kompliziert für spontane Manöver. Aber dass das dann so eingefahren zweispurig weitergeht, lässt sämtliche Innovations-Energie eines digitalen Corona-ÖKT mit leisem „pöff“ verwehen: 2022 Katholikentag in Stutt­gart, 2023 Evangelischer Kirchentag in Nürnberg. Und dann kommt wieder Katholikentag und schließlich erneut Kirchentag. Und irgendwann, wer weiß, mal ein ÖKT.

Es scheint, als sei die ökumenische Selbstverständlichkeit vieler Paar-, Familien- und Gemeinde-Realitäten nicht einmal bei diesen großen Laientreffen angekommen. Von der „gefühlten“ Einheit in den Köpfen der meisten Gläubigen beider Konfessionen ganz zu schweigen.

 

Ein rauschendes Kirchenfest nach der Pandemie!

 

Dabei bräuchte es so dringlich ein solches starkes, dauerhaftes ökumenisches Zeichen, nicht nur für die Kirchen! Gesellschaftlich werden wir – wenn überhaupt – unterschiedslos als „Kirche“ gesehen.

Das hier wäre wirklich stark: wenn nach überstandener Pandemie die Kirchen gemeinsam ein rauschendes Fest aus Dank, Freude und Zuversicht auf die Beine gestellt hätten – 2022! Wie auch immer, auch und erst recht nach Corona: Unser Land und wir Gläubige brauchen den starken Impuls einer einigen, authentischen Christen-Gemeinschaft. Darum, und auch wenn es 2018 in Münster richtig jovel war: Tschüss, Katholiken- und Kirchentage! Moin, ÖKT! Ab jetzt immer gemeinsam. Alle vier, fünf Jahre.

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