Evangelische Kirche setzt auf "Kooperationsökumene" angesichts knapperer Ressourcen

"Schonungslos und mutig" - EKD-Synode lobt Synodalen Weg

  • Die evangelische Kirche in Deutschland würdigt den Synodalen Weg der katholischen Kirche.
  • Bei der EKD-Synode lobte die Ratsvorsitzende Annette Kurschus den Mut, Kernfragen zu diskutieren.
  • Kirchenpräsident Volker Jung sprach sich für eine "Kooperationsökumene" angesichts knapper Ressourcen aus.

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Der katholische Reformprozess "Synodaler Weg" beschäftigt auch die Protestanten. Bei den Catholica-Berichten im Rahmen der Synode der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) würdigten am Sonntagabend in Magdeburg der lutherische Landesbischof Karl-Hinrich Manzke und der unierte Kirchenpräsident Volker Jung die Diskussionen in der katholischen Kirche.

Manzke bezeichnete es als "bemerkenswert, mit welcher Schonungslosigkeit und Klarheit Vertreterinnen und Vertreter der katholischen Kirche in Deutschland die gegenwärtige Not ihrer Kirche, bei den Menschen überhaupt noch Gehör, geschweige denn Vertrauen zu finden, beschreiben". Dabei dürfe "nicht außer Acht gelassen werden, dass von dem tiefen Verlust an Vertrauen und Relevanz für die Menschen nicht nur die katholische Kirche betroffen ist, sondern auch die evangelischen Kirchen in Deutschland".

"Interessante Anstöße für ökumenisches Gespräch"

Die ersten verabschiedeten Dokumente geben nach Einschätzung Jungs "auch interessante Anstöße für das ökumenisch-theologische Gespräch". Es sei "bemerkenswert, dass substanzielle katholische Kernfragen der Kirche, der Weihe, der Hierarchie und des Naturrechts öffentlich zur Diskussion gestellt werden", betonte der Kirchenpräsident.

Die Beobachtung des Synodalen Wegs und des weltweiten Synodalen Prozesses sei für die EKD auch eine Chance, "die Größe und Grenze unserer synodalen Verfasstheit in Geschichte und Gegenwart erneut wahrzunehmen und die Frage lebendig zu halten, wo auf evangelischer Seite Innovationen nötig sein könnten, um eine lebendige Repräsentation aller Glaubenden zu gewährleisten".

Ökumenische Arbeitsteilung bei knappen Ressourcen

Manzke und Jung hoben auch das gemeinsame Handeln der beiden großen Kirchen ungeachtet noch offener Fragen der Lehre von der Kirche, der Eucharistie und des Amtsverständnisses hervor, etwa die Zusammenarbeit in öffentlichen Räumen in Seelsorge, Bildung und sozialem Engagement.

"Dass beide Kirchen verstärkt kooperativ, arbeitsteilig und gegenseitig stellvertretend handeln, erscheint angesichts knapper werdender Ressourcen und einer gleichzeitigen Arbeitsverdichtung sinnvoll", so Jung in seinem Bericht. Im Catholica-Referat des Kirchenamts der EKD werde dies dadurch aufgenommen, "dass sich dieses neu auf die praktische Zusammenarbeit von evangelischer und römisch-katholischer Kirche ausrichtet".

Kurschus: Spannung durch Öffnung der katholischen Kirche

Bestehende ökumenische Kooperationen würden auf mögliche Weiterentwicklungen untersucht und innovative Projekte in den jeweiligen kirchlichen Handlungsfeldern ausfindig gemacht. In Zukunft werde es darum gehen, "die Kooperationsökumene fortzusetzen und gleichzeitig auch innovative ökumenische Projekte zu stärken und insbesondere Menschen zu vernetzen, die gemeinsam Jesus Christus nachfolgen". Damit gehe eine Theologie einher, "die kommuniziert, die also auch vom anderen lernen will, um das Eigene besser zu verstehen".

Die EKD-Ratsvorsitzende Präses Annette Kurschus war in ihrem Ratsbericht auf den "Synodalen Weg" eingegangen. "Ich bewundere als evangelische Christin den Mut, mit der in der katholischen Kirche substanzielle Kernfragen des eigenen Selbstverständnisses diskutiert werden. Da geht es radikal an die Wurzeln", sagte sie. Das Bestreben, sich zu öffnen und gleichzeitig katholisch zu bleiben, "führt unsere Schwesterkirche in vielfältige Spannungen".

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