Petition im Internet

Schüler kämpfen gegen Abschiebung der Familie einer Mitschülerin

Eine 18-Jährige in Ausbildung darf bleiben, ihre Familie soll abgeschoben werden. Das finden die Mitschüler der jungen Frau am Alexandrine-Hegemann-Berufskolleg in Recklinghausen „unmenschlich“ – und kämpfen dagegen.

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„Erst haben wir geweint, aber dann war klar, dass wir etwas machen müssen“, sagt eine Mitschülerin von Migena Cela. Die Schüler der Jahrgangsstufe 11, die wie die 18-Jährige im vergangenen Jahr am Alexandrine-Hegemann-Berufskolleg in Recklinghausen die Ausbildung zu staatlich geprüften Gymnastiklehrern begonnen haben, setzen sich dafür ein, dass die angekündigte Abschiebung von Migenas Eltern und ihres elfjährigen Bruders ausgesetzt wird.

Zur Petition für Migenas Familie geht es hier.

„Migena ist mit ihrer Familie 2015 aus Albanien nach Deutschland gekommen, damit ihr Bruder medizinisch behandelt werden kann. Als besonderes ‚Geschenk‘ zu Migenas 18. Geburtstag hat die Familie einen Brief erhalten. Darin stand, dass ihre Eltern und ihr Bruder Deutschland verlassen müssen. Sie dürfe bleiben, da sie eine Ausbildung begonnen habe“, fasst Gregor Rüter, Schulleiter an dem bischöflichen Berufskolleg, zusammen.

 

„Menschliche Tragödie“

 

Der Asylantrag der Familie, die in Gladbeck lebt, war abgelehnt worden. „Rechtlich ist die Situation geklärt, Albanien gilt als sicheres Herkunftsland. Auch sei die medizinische Versorgung für den Bruder gewährleistet, heißt es. Das liest sich in seiner Krankenakte allerdings anders“, sagt Rüter.

Auch wenn die Entscheidung rechtlich unstrittig sei, menschlich sei sie eine Tragödie. „Dem müssen wir entgegenwirken“, betont der Schulleiter: „Gerade als Schule in kirchlicher Trägerschaft müssen wir Menschen in Not und Verzweiflung beistehen. Umso mehr freue ich mich, dass sich unsere Schülerinnen und Schüler für die Familie engagieren.“

 

„Familie ist ein gelungenes Beispiel für Integartion“

 

Sie setzten eine Petition ins Internet, die bereits nahezu 4.500 Unterschriften verzeichnet. Gemeinsam mit Eltern, Lehrern und Schulleitung wandten sich die jungen Menschen in einem ausführlichen Brief an Landtags- und Bundestagsabgeordnete. Medien wurden aufmerksam.

„Der Vater ist Fliesenleger, die Mutter Schneiderin. Beide würden sicherlich schnell einen Job finden. Aber sie dürfen aufgrund ihres Status nicht arbeiten. Die Kinder sprechen ein hervorragendes Deutsch. Sie haben viele Freundschaften. Es ist ein wunderbares Beispiel für eine gelingende Integration“, beschreibt Rüter.

 

Migena: „Wenn meine Familie gehen muss, gehe ich mit“

 

„Wir finden es unmenschlich, wenn Familien auseinandergerissen werden“, sagt ein Mitschüler. Migena war das Engagement ihrer Klasse anfangs etwas unangenehm. Doch inzwischen ist sie sehr glücklich darüber. „Wenn meine Eltern und mein Bruder gehen müssen, dann gehe ich mit. Ich könnte es nicht ertragen, wenn sie in Albanien in Armut leben müssten und mir ginge es in Deutschland gut. Wenn wir hierbleiben könnten, dann…“ Ihre Stimme bricht weg. Für so viel Glück fehlen ihr im Moment die Worte.

Nun hoffen alle Beteiligten, dass sich ihr Engagement auszahlt. „Wir haben es nicht zu hoffen gewagt, dass wir so viel Unterstützung erhalten“, sagt ein Mitschüler. Auch der Schulleiter hofft auf ein gutes Ende. „Damit die jungen Menschen erleben, dass sich ihr Einsatz für andere lohnt.“

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