Chefredakteur Markus Nolte zu Sparmaßnahmen der Bistümer in Deutschland

Schulen, Medien, Gemeinden: Hier muss die Kirche investieren

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Ein Bistum nach dem anderen legt seine Streichliste der Grausamkeiten vor, startet Spar- und Strategieprozesse, um zukünftig mit weniger Geld auszukommen. Dazu gehört auch die Schließung von kirchlichen Schulen. Das ist der falsche Weg, kommentiert Chefredakteur Markus Nolte. Er wirbt für eine klare Stärkung von drei konkreten Bereichen. Weil sie das Potenzial haben, dass die Botschaft trotz fehlender Weitergabe in Familien und Gesellschaft eine Chance hat, bei den Menschen anzukommen.

Das gab Zoff – und das war gut so: als das Erzbistum Hamburg bekanntgab, acht Schulen zu schließen. Massive Proteste zeigten einen kleinen Erfolg: Zwei Schulen bleiben wohl verschont. Hildesheim und Mainz indes haben ebenfalls Schulschließungen angekündigt. Eine falsche und fatale Prioritätensetzung.

Im Bistum Münster war es umgekehrt: Da protestierte der Bischof selbst gegen massive Kürzungen, die die Finanzexperten des Generalvikariats für das renommierte Gymnasium Gaesdonck samt Internat vorgesehen hatten. Dass Bischof Felix Genn noch während der Sitzung von Kirchensteuerrat und Diözesanrat öffentlich sein Veto einlegte und der zuständige niederrheinische Regionalbischof Rolf Lohmann gleich mit – das war ein ermutigendes Signal. 

 

Angebliche Unumstößlichkeiten

 

Offenbar ist ein solches Signal dringend notwendig: Der „Spar- und Strategieprozess“ muss nämlich keineswegs nur dafür sorgen, dass – komme, was wolle – 32,7 Millionen Euro eingespart werden. Es braucht eine bestechend klare Grundidee, eine zielgenau klare Perspektive, eine überzeugend klare Ansage: „So wollen wir als Kirche von Müns­ter dafür sorgen, dass das Christentum und seine Botschaft eine Chance haben, bei den Leuten anzukommen und ihr Leben zu bereichern.“

Nicht der Erhalt von Gebäuden, nicht der Erhalt einer Gestalt von Kirche, von Strukturen und angeblichen Unumstößlichkeiten, die seit Jahrzehnten nicht mehr zeitgemäß sind, ist Auftrag der Kirche, sondern vor allem anderen: das Evangelium allen Menschen zu verkünden, „damit sie das Leben haben“, wie Bischof Genns Wahlspruch postuliert.

 

Bildung, Information, Seelsorge

 

Damit das gelingt und weil jeder weiß, dass das in Familien immer seltener geschieht, braucht es andere Multiplikatoren: in den kirchlichen Schulen, im kirchlichen Journalismus, in den Gemeinden. Und dazu wiederum braucht es kühne Investitionen. Natürlich nicht nach dem Gießkannenprinzip! Sondern mit effektiven Konzepten und mutiger Konzentration. Damit Menschen auch künftig befähigt sind, mit bestmöglicher Bildung, bestmöglicher Information, bestmöglicher Seelsorge selber Zeugen einer Botschaft zu sein, die fürs Leben stärkt und andere begeistert.

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