St. Marien Delmenhorst lässt im Advent Marien-Figuren durch Gemeinde wandern

Schwangere Maria besucht Caritas-Beratung

  • Figuren der schwangeren Gottesmutter sind in der Adventszeit in Delmenhorst unterwegs.
  • Jeweils für einen Tag sind sie in einem Haushalt, einem Kindergarten oder einer anderen kirchlichen Einrichtung zu Gast.
  • Die Gemeinde bringt insgesamt sechs Figuren für die Aktion auf den Weg, zusammen mit Anregungen für eine Besinnung.

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Carolin Münsterjohann findet die Idee unheimlich schön: dass die Figur einer schwangeren Maria in der Adventszeit von Abend zu Abend in ein anderes Haus weitergereicht wird. Die 36-jährige Mutter von drei Jungs (2, 4 und 5 Jahre) und ihr Mann Philipp haben sich deshalb gleich angemeldet für die Aktion der St.-Marien-Pfarrei im oldenburgischen Delmenhorst. Sie freuen sich schon auf ihren Abend mit Maria und sind gespannt darauf, wer ihnen wohl die Figur vorbei bringen wird. „Vielleicht lerne wir dabei ja ganz neue Menschen kennen?“ sagt Carolin Münsterjohann. „Gerade in der Coronazeit sind soziale Kontakte ja besonders wichtig. “

In normalen Jahren konnten solche Kontakte in Delmenhorst vor Weihnachten auch gut bei der Aktion „Lebendiger Adventskalender“ entstehen. Das sind abendliche Treffen an wechselnden Orten in der Adventszeit. Aber was ist schon normal in Zeiten von Corona? Der Pfarreirat hatte deshalb die Pläne dafür früh zu den Akten gelegt. Denn niemand konnte die Frage beantworten, ob solche Zusammenkünfte, und sei es für eine halbe Stunden und draußen, überhaupt erlaubt sein würden.

 

Die Figuren sind etwa 20 Zentimeter groß

 

Pastoralreferentin Marianne Etrich (links) und Pastoralassistentin Barbara Zimon mit einer der Marienfiguren. | Foto: privat
Pastoralreferentin Marianne Etrich (links) und Pastoralassistentin Barbara Zimon mit einer der Marienfiguren. | Foto: privat

Aber was dann? Und was anstatt? Eines kam für das Pastoralteam der St.-Marien-Pfarrei jedenfalls nicht in Frage: den Advent tatenlos vorübergehen zu lassen, ohne Vorbereitung und Einstimmung. Schnell stand für die Seelsorger fest: „Wenn wir nicht wie gewohnt zusammenkommen können, dann brauchen wir eine Alternative!“

Diese Alternative hat die Gemeinde gefunden: In diesem Advent reichen sich Familien und Singles Marienfiguren weiter. Passend zum Advent stellen sie die Gottesmutter als schwangere Frau dar. Jede der Skulpturen ist etwa 20 Zentimeter groß und aus schlichtem Ahorn-Holz geschnitzt.

 

Die Aktion heißt „Türen öffnen für Maria“

 

Insgesamt sechs davon hat die Pfarrei bestellt. Sie machen an jedem Abend der Adventszeit in einer anderen Wohnung Station. „So kann jeder Haushalt den Besuch auf seine Weise begehen und sich dabei mit allen andere verbunden fühlen“,  erklärt Marianne Etrich, Pastoralreferentin in St.-Marien.
 
„Die Figur der Maria ist ideal dafür geeignet“, sagt Carolin Münsterjohann. „Weil man an ihrem Beispiel die Weihnachtsgeschichte Kindern sehr gut erklären kann.“ Das könnten auch ihre drei Jungs verstehen: „Wie schwierig es für Maria sein musste, dass sie kurz vor der Geburt von Haus zu Haus ging und niemand ihre ein Dach über dem Kopf geben wollte. Dass sie kein Bett für ihr Baby hat.“ Ebenso die Botschaft: „Wir als Familie geben der Maria für eine Nacht ein warmes Zuhause.“

 

Wandernde Krippenfiguren haben Tradition seit 1879

 

Gertraud Holzenkämpfer hat sich für die Aktion angemeldet. Sie kennt ähnliche Projekte aus ihrer Heimat Garmisch-Partenkirchen. | Foto: privat
Gertraud Holzenkämpfer hat sich für die Aktion angemeldet. Sie kennt ähnliche Projekte aus ihrer Heimat Garmisch-Partenkirchen. | Foto: privat

Auch Gertraud Holzenkämpfer, ebenfalls aus der St.-Marien-Pfarrei, freut sich auf Marias „Besuch“. Sie habe genau so eine Aktion „schon fast ein bisschen vermisst“, sagt die aus Garmisch-Partenkirchen stammende Frau mit dem oberbayerischen Akzent. Vor 33 Jahren ist sie zu ihrem Mann nach Norddeutschland gezogen.

„Daheim bei uns in Garmisch gibt es etwas Ähnliches“, erklärt die 64-Jährige. „Auch dort werden Darstellungen von Josef und Maria an der Krippe in der Adventszeit von Familie zu Familie weitergegeben.“ Die Sache mit den durch Familien wandernden Krippenfiguren folgt dort einer Tradition, die bis 1879 zurückreicht.

 

Auf der Gemeinde-Homepage gibt es Fotos von den Besuchen

 

Damit die Figuren bei den Transporten nicht leiden, hat die Pfarrei in Delmenhorst kleine Kisten dafür anfertigen lassen, die sie „Schatztruhen“ nennt und in denen sie in ein Tuch gewickelt verwahrt sind. Zur Aktion gehört auch Material mit Liedern, Bildern und Impulsen.

Alle Teilnehmer sind eingeladen, Fotos von ihrem Besuch der Maria einzusenden. Die sollen dann auf der Homepage von St. Marien zu sehen sein. „Als eine Art Reise-Foto-Story“, so Marianne Etrich. „Damit auch andere in der Gemeinde sehen, wo Maria unterwegs war und was sie erlebt hat.“

 

Maria übernachtet auch in Kindergärten und Schulen

 

Carolin Münsterjohann hat ihre Familie gleich für die Adventsaktion Herbergsuche in Delmenhorst angemeldet. | Foto: privat
Carolin Münsterjohann hat ihre Familie gleich für die Adventsaktion Herbergsuche in Delmenhorst angemeldet. | Foto: privat

Marianne Etrich erhofft sich von der Aktion, dass sie den teilnehmenden Familien und Einzelpersonen die Gelegenheit gibt, in all dem Trubel, der zur weltlichen Feier von Weihnachten scheinbar dazugehört, zur Ruhe zu finden und eine besinnliche Zeit zu verbringen und sich darauf zu konzentrieren, „was für uns eigentlich wichtig ist“.

Zu den Teilnehmern zählen Einzelpersonen und Familien, aber auch Kindergärten und Schulen, die die Maria für eine Nacht bei sich aufnehmen wollen. Über eine Anfrage freut sich Marianne Etrich besonders: „Auch die Caritas-Schwangerenberatung möchte die Figur für einen Tag bei sich haben.“

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