Karsten Weidisch betreut die Gruppen aus dem Bistum Münster

Seelsorge im Ferienlager auf Ameland – ein Pastor berichtet

Tausende Kinder aus dem Bistum Münster sind jetzt im Ferienlager, an der See oder auf Zeltplätzen. Auf Ameland betreut Karsten Weidisch als Seelsorger die Gruppen. Mit welchen Themen kommen die Jugendlichen zu ihm?

 

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Karsten Weidisch betet abends bei einem Strandgottesdienst in den Dünen. Nach der Wandlung auch für „diejenigen, die schon von uns gegangen sind in der Hoffnung, dass sie auferstehen“. Er geht in der Abendsonne dann zurück mit den Kindern, vom Strand ins Lager, mit Kindern zwischen sieben und vierzehn Jahren.

Zwei Mädchen drängen sich an seine Seite, beide mit Tränen in den Augen. Beide haben vor kurzem die Oma verloren. „Karsten, sind die jetzt im Himmel? Karsten, wo ist der Himmel?“ Und während Karsten Weidisch mit ihnen weiter durch den Sand stapft, kommt er unversehens in tiefe Gespräche über die Ewigkeit. Gespräche, in denen er erklärt und zu trösten versucht.

 

Die ganzen Ferien auf Ameland

 

Für den 45-jährigen Geistlichen, Pastor in St. Joseph Münster, ist das Alltag. Er verbringt diese Sommerferien ganz auf Ameland, in einem Pastoralteam des Bistums für die Lager aus den Pfarrgemeinden.

Sechs Wochen voller Gespräche, die Weidisch genießt. Für die er sich den Kindern auch bewusst öffnet. „Natürlich dürfen die mich alle duzen. Dann kommen sie auch auf einmal so auf mich zu: Karsten, darf ich dich mal was fragen?“

 

Momente, die aufwühlen

 

Woher kommen denn im Lager tiefe Fragen nach Gott und der Welt? Die Messe in den Dünen ist für Karsten Weidisch ein gutes Beispiel. „Das war ein sehr schöner, sehr tiefsinniger Moment, der die Kinder aufgewühlt hat. Dann kommen bei ihnen auch Fragen auf – wie die nach der verstorbenen Oma.“

Pfarrer Karsten Weidisch aus Münster.
Pfarrer Karsten Weidisch aus Münster lebt die ganzen Ferien bei den Lagern des Bistums auf Ameland. | Foto: privat

Der Pastor weiß aus langer Erfahrung mit den Lagern auf Ameland: „Die Kinder sind ganz entspannt in den Ferien, klar. Aber sie bringen ihre Geschichten aus Familie und Schule doch mit, das fällt ja nicht einfach so von ihnen ab.“

 

Tiefe Gespräche

 

Zunächst merken das oft Betreuer in den Gruppen. Wenn sie die Kleineren abends zum Vorlesen ins Betreuerzimmer holen, dann stehen oft nicht mehr „Die drei Fragezeichen“ im Mittelpunkt, sondern ganz andere Themen.

Bei einer Wanderung erlebte Weidisch einen nachdenklichen Jungen, der Probleme mit dem Wort vom „lieben Gott“ hatte. Weidisch muss dann erklären, wie Gott lieb sein kann, wenn es so viel Leid und Tod auf der Erde gibt. In der Gruppe mit einem halben Dutzend Jungen sei er dann in ein tiefes, sehr ernsthaftes Gespräch gekommen.

 

Die Kinder antworten sich selbst

 

„Leid heißt für die Kinder nicht Krieg in Syrien oder ertrunkene Flüchtlinge. Bei ihnen ist es erst einmal der Hamster, der gestorben ist, der Opa, der schwer krank ist oder der Unfall letzte Woche auf der Dorfstraße.“ Weidisch ist oft erstaunt über diese nachdenklichen Gespräche bei den langen Wanderungen.

Manchmal vergessen die Kinder, dass ein Pastor dabei ist und suchen selbst nach Antworten. „Weil sie im Gespräch ein Grundvertrauen spüren zu den anderen, weil sie merken: Dem geht es genau wie mir, der hat auch seine Fragen und Sorgen – das werden dann oft die besten Gespräche“. Dannläuft Weidisch nur mit und wirft vielleicht mal ein Wort ein.

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Typisch für die Zeit im Lager, findet Weidisch. „Die Kinder haben Ferien, sie sehen das Meer, kommen in eine neue Gemeinschaft. Die wächst Tag für Tag. Und genauso wächst die Bereitschaft, offen über ernste Fragen zu reden.“

 

Wie lieb ist der liebe Gott?

 

Weidisch hat es erlebt, dass ein Kind den „lieben Gott“ auf seine ganz eigene Art zum Thema machte. „Ist Gott denn auch so lieb, dass er mir verzeiht?“ Weidisch weiß, worauf diese Frage meist zielt. „Da hat ein Kind dann irgendeinen Unsinn angerichtet im Lager.“ Und sei bewegt von der Frage, wie man das wieder gutmachen könne.

Er antworte den Kinder immer mit dem Bild Jesu, berichtet Weidisch. „Wenn du jemand hilfst, handelst du wie Jesus. Das ist lieb, das ist Liebe.“ Ganz klar für den Pastor: „Ich vermittle ihnen das immer über den Alltag im Lager: Wenn du der Kochmutti dankst für das Essen, dann freut sie sich. Du hast ihr gut getan, das ist Liebe. Wie beim lieben Gott.“

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