#wirnicht: Online-Petition an Vorsitzenden der Deutschen Bischofskonferenz

Seelsorger aus Voerde gründet Bündnis gegen Missbrauch

Die Initiative #wirnicht sagt sexuellem Missbrauch in der Kirche den Kampf an. Die Petition #wirnicht ist laut Gehling sowohl Selbstverpflichtung als auch Aufruf.

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Die Initiative #wirnicht sagt sexuellem Missbrauch in der Kirche den Kampf an. Dazu aufgerufen hat Pastoralreferent Markus Gehling aus der Pfarrei St. Peter und Paul in Voerde (Kreisdekanat Wesel). „Als kirchliche Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, als Pfarrer, Priester, Ordensleute, Diakone, Pastoral- und Gemeindereferent*innen, als haupt- und ehrenamtlich in den Gemeinden Aktive trifft es uns sehr, welche Verbrechen unter dem Dach unserer Kirche geschehen konnten“, schreibt Gehling auf der Internetseite des Bündnisses.

Die Petition ist laut Gehling sowohl Selbstverpflichtung als auch Aufruf. Denn die Unterzeichner bekennen: „Ich beteilige mich nicht an Verharmlosen, Verschweigen und Vertuschen“, „Die Not und das Leid der Opfer ist mir wichtiger als der gute Ruf (m)einer Institution“ und „Ich erwarte von Papst Franziskus und den Bischöfen klare Worte, entschiedenes Handeln und restlose Aufklärung sämtlicher Vorwürfe.“

 

Warum diese Petition?

 

#wirnicht
Die Online-Petition läuft seit etwa einer Woche und ist für ein halbes Jahr angesetzt. Bisher stehen mehr als 20 Unterzeichner auf der im Internet einsehbaren Liste. Darunter Priester, Diakone, Pastoralreferenten, Schulseelsorger Erzieher. Alle Informationen zum Bündnis #wirnicht auf der Internetseite www.wirnicht-missbrauch.de.

Gehling erklärt, warum er das Bündnis ins Leben gerufen hat. Dabei geht er auch auf seine persönlichen Erfahrungen ein. Er beschreibt, dass er als Ehrenamtlicher und auch in seinen 25 Dienstjahren nie Grenzverletzungen oder Missbrauch beobachtet oder erfahren habe. „Dafür bin ich allen Pfarrern, Priestern, Pastoralreferenten und Gruppenleitern zutiefst dankbar.“

Dennoch gebe es in der Kirche „ganz offenbar Missbrauchstäter und Gewalttäter“, schreibt der Pastoralreferent weiter. Es sei „beschämend zu erfahren, in welchem Maße solche Taten verharmlost und vertuscht wurden“. Den Opfern sei nicht zugehört worden, man habe ihnen nicht geglaubt. „Einige Gespräche, die ich mit Opfern führen durfte, lassen mich ahnen, was das für sie bedeutet.“

 

Eine Kirche der Sünder

 

Gehling bedauert: „Die Kirche, für die wir uns mit ganzer Kraft einsetzen, entpuppt sich – mehr als wir es jemals ahnten – als eine Kirche der Sünder.“ Im Alltag müssten die in der Kirche Engagierten immer wieder „unseren Kopf für die Sünden der Kirche und die Verbrechen der Täter hinhalten“ und würden in Mit-Haftung genommen.

Mit der Initiative #wirnicht möchten Gehling und alle Unterzeichner all jenen den Rücken stärken, „die sich dafür engagieren, dass in der Kirche (und auch darüber hinaus) niemand mehr zum Opfer gemacht wird“.

 

Gemischte Reaktionen

 

Die Rückmeldungen zu seiner Initiative sind gemischt, erklärt Gehling im Gespräch mit „Kirche-und-Leben.de“. Es gebe Kollegen, die dieses „Signal von unten“ sehr befürworteten. Bei anderen nimmt der Pastoralreferent ein Gefühl von Hilflosigkeit und Frustration wahr. „Die fragen dann: Was soll das denn bringen?“ Markus Gehling ist sich bewusst: „Dies hier ist sicher nur ein kleiner Schritt auf einem langen Weg. Aber es ist immerhin ein Schritt!“

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