Selige Schwester Maria Euthymia – wer war das?

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Am 8. April 1914 wird Emma Üffing in Halverde im heutigen Kreis Steinfurt geboren und am selben Tag getauft. Ihre Eltern sind Bauern.

Im Alter von 18 Monaten erkrankt Emma an Rachitis. Diese Krankheit hat Folgen für ihr ganzes Leben: Ihre körperliche Entwicklung verzögert sich, sie bleibt schwächlich, kann schlecht laufen. Das linke Augenlid hängt etwas herunter. Als Erwachsene ist sie nur 1,56 Meter groß.

 

"Üffings Nönneken"

 

Schon früh fällt Emma ihrer Familie und den anderen Bewohnern von Halverde durch ihre tiefe Frömmigkeit auf. Bald wird sie "Üffings Nönneken" (Üffings Nonne) genannt. Emma hilft in der Küche und auf dem elterlichen Hof. Arbeiten nimmt sie gern anderen ab: "Dat kann ick wuoll!" (Das kann ich wohl!).

Bereits mit 14 Jahren will sie Ordensschwester werden; sie ist traurig, als ihre Mutter sagt, dass sie für diese Entscheidung noch zu jung ist. Im November kommt Emma Üffing an das St.-Anna-Hospital in Hopsten. Dort arbeitet sie zunächst sechs Monate im Haus und auf dem Geflügelhof, anschließend ein Jahr als Lernköchin. In dem Krankenhaus lernt sie die Clemensschwestern kennen; die Oberin Schwester Euthymia Linnenkemper wird für sie zum Vorbild.

 

Ordenseintritt

 

Als 20-Jährige bewirbt sich Emma Üffing um den Eintritt in die Ordensgemeinschaft der Clemensschwestern in Münster. Die Ordensoberen haben zunächst wegen ihrer körperlichen Konstitution Zweifel.

Doch am 23. Juli 1934 tritt Emma Üffing zusammen mit 46 anderen Frauen bei den Clemensschwestern ein. Sie erhält den Namen Maria Euthymia - in Anlehnung an die Hopstener Oberin.

 

Sozial-caritative Aufgaben

 

Schwester Maria Euthymia wird ab 1936 zur Krankenschwester ausgebildet und an das St.-Vinzenz-Krankenhaus ins niederrheinische Dinslaken versetzt. Nach einem Jahr übernimmt sie den Dienst auf der Isolierstation. Diese besteht aus einer Holzbaracke mit rund 50 Betten. Den Patienten - vor allem den vielen Kindern - versucht Euthymia die fehlende Mutter durch Liebe und Fröhlichkeit zu ersetzen.

Namensbedeutung:
"Euthymia" ist griechisch und bedeutet "die Gutherzige".

Während des Zweiten Weltkriegs übernimmt Euthymia die Pflege der ansteckend kranken Kriegsgefangenen und Zwangsarbeiter. Ein Gefangener schreibt über sie: "Im Vinzenz-Hospital gab es keine SS, sondern wahre christliche Liebe. Ich wurde als menschliches Wesen behandelt." Die Gefangenen nennen sie "Engel der Liebe".

Später wird Euthymia in der Waschküche eingesetzt. Sie wird blass, als man ihr diese Entscheidung der Oberen mitteilt - sie war zehn Jahre lang mit Leib und Seele Krankenschwester. Dennoch soll sie gesagt haben: "Es ist ja alles für den großen Gott."

 

Von Dinslaken nach Münster

 

Am 14. Januar 1948 kommt Schwester Maria Euthymia nach Münster. Ihre Aufgabe: In der klinikeigenen Wäscherei die anfallende Schmutzwäsche zu reinigen. Trotz des harten Arbeitstages übernimmt sie Nachtwachen am Bett von Sterbenden. Es gibt aber auch Anfeindungen: Schwestern, die sich an ihrer unbeirrbaren Liebe stoßen, andere, denen die Wäsche nicht sauber genug ist. Und doch: Euthymia nimmt diese Kritik widerspruchslos hin.

Euthymia bricht im Waschhaus zusammen. Am 8. Juli 1955 wird sie auf die Krankenstation gebracht. Eine Operation ergibt: ein Krebsgeschwulst am Darm. Metastasen befinden sich auch an anderen Organen. An eine Heilung ist nicht mehr zu denken. Die Ärzte zeigen sich erschüttert vom Durchhaltevermögen dieser "Waschfrau". Die Patientin hat schwere Schmerzen.

Ende August 1955 bekommt Euthymia Fieber. Sie bittet um das Sakrament der Krankensalbung. Eine Krankenschwester erinnert sich: "Es war kaum mit anzusehen, wie sehr sie litt." Morgens um 6 Uhr empfängt Schwester Euthymia am 9. September 1955 die Kommunion. Um 7.30 Uhr stirbt sie.

 

Blitzkarriere einer Fürsprecherin

 

Scharen von Kranken, Schwestern, Schülerinnen, Angestellten und Besuchern strömen zur Totenkapelle, wo Schwester Maria Euthymia aufgebahrt ist. Es wird nicht nur für die Verstorbene gebetet, sondern diese von der Stunde ihres Todes an bereits als Fürsprecherin bei Gott angerufen. - Vor ihrem Sterben hatte sie anderen versprochen, bei Gott für sie zu bitten.

 

Wunder am Tag nach dem Tod

 

Am Tag nach ihrem Tod ereignet sich das, was im späteren Seligsprechungsverfahren als Wunder anerkannt wird: Schwester M. Avelline Koenen, deren Hand zwischen die Walzen einer Bügelmaschine gekommen ist und dadurch schwere Verbrennungen und Quetschungen erlitt, bittet am offenen Sarg von Schwester Euthymia um Fürsprache. Innerhalb kürzester Zeit und für Mediziner unerklärlich heilt die Verletzung der Schwester.

Am 12. September 1955 wird die Verstorbene beerdigt. Um 13.30 Uhr zieht eine große Zahl Gläubiger vom Mutterhaus an der Klosterstraße zum Zentralfriedhof. Sofort wird ihr Grab ein Ort der Verehrung - und das, obwohl die Ordensleitung den Schwestern untersagte, dies zu unterstützen. Doch diese Weisung ist nur von kurzer Dauer. Sechs Wochen nach dem Tod bittet die damalige Generaloberin Schwester Ottokara alle Schwestern, Zeugnisse über Schwester Euthymia nach Münster zu schicken. "Diejenigen, die Schwester Euthymia richtig gekannt haben, sind fest überzeugt von ihrer vollendeten Heiligkeit", schreibt Schwester Ottokara.

 

Der Seligsprechungsprozess

 

Fast 42 Jahre dauerte der Seligsprechungsprozess. Im März 2000 dann kam die Nachricht aus Rom: Der außerordentliche Heilungsvorgang an der Hand von Schwester Avelline werde als ein auf Fürsprache von Schwester Euthymia erfolgtes Wunder anerkannt. Damit war die wichtigste Voraussetzung für die Seligsprechung erfüllt.

Am 7. Oktober 2001 wurde ihr Lebensbeispiel offiziell durch die Seligsprechung durch Papst Johannes Paul II. auf dem Petersplatz in Rom unter der Anteilnahme vieler Gläubiger aus dem Bistum Münster herausgestellt.

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