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Seliger Karl Leisner - wer war das?

Karl Leisner wurde am 28. Februar 1915 in Rees geboren. 1921 zog die Familie nach Kleve.

 

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Karl Leisner wurde am 28. Februar 1915 in Rees geboren. 1921 zog die Familie nach Kleve, wo Karl die Volksschule besuchte. In seiner Gymnasialzeit ab 1925 begegnete Karl Leisner einem Priester, der ihn tief beeindruckte: Der Religions- und Sportlehrer Walter Vinnenberg war beseelt von den Ideen der katholischen Jugendbewegung, insbesondere der Quickborn-Bewegung. 1929 wurde Vinnenberg nach Maria Laach versetzt. In Karl Leisner reifte der Entschluss, Priester zu werden.

 

„Christus meine Leidenschaft“

 

Zugleich verfolgte der Jugendliche die politischen Veränderungen in Deutschland. 1934 wurde Leisner Bezirksjungscharführer für die Dekanate Kleve und Goch; im selben Jahr machte er sein Abitur. Er entschloss sich, Priester zu werden und trat zum Theologiestudium ins Borromaeum in Münster ein. Am 1. Mai 1934 trug er in sein Tagebuch ein Wort ein, das seine Einstellung kennzeichnet: „Christus - Du bist meine Leidenschaft.“

Münsters Bischof Clemens August, der von den Qualitäten des Jugendführers erfahren hatte, machte den 19-jährigen zum „Diözesanjungscharführer“. Zur Jungschar gehörten im Bistum mehr als 30.000 Jungen im Alter von zehn bis 14 Jahren.

 

Begeisterungsstürme

 

1936 wechselte Leisner für zwei Semester an die Universität Freiburg. Hier lernte er Elisabeth kennen, die älteste Tochter seiner Hauswirtsfamilie, und verliebte sich in sie. An Ostern 1937 bekam er den Befehl, sich zum Reichsarbeitsdienst in Sachsen zu melden. Anschließend wurde er ins Emsland verlegt. Im Oktober 1937 kehrte er zu seinen Eltern nach Kleve zurück, um ihnen mitzuteilen, dass er sich endgültig für den Priesterberuf und damit gegen eine Beziehung mit Elisabeth entschieden habe. Kurz darauf durchsuchte die Geheime Staatspolizei (Gestapo) das Haus der Leisners unter dem Vorwand, dort werde eine „Nachrichtenzentrale für die katholische Bewegung“ betrieben. Karls Tagebücher wurden konfisziert, seine Briefe von nun an geöffnet.

 

Lungentuberkulose

 

Im März 1939 wurde Leisner von Bischof Clemens August von Galen zum Diakon geweiht. Kurz danach wird bei dem 24-Jährigen Lungentuberkulose diagnostiziert. Ein sofortiger Sanatoriumsaufenhalt im Schwarzwald wird erforderlich. Dort machte die Heilung schnell Fortschritte. Leisner sehnte sich danach, Priester zu werden: „Und so hoffe ich mit Zuversicht, die heilige Weihe an Weihnachten zu empfangen.“

 

Staatsfeindliche Äußerungen

 

Doch es kam anders: „Leisner wurde in St. Blasien wegen staatsfeindlicher Äußerungen festgenommen und in das Gerichtsgefängnis in Freiburg/i. Br. Eingeliefert“, heißt es in einem Schreiben der Gestapo. Eine unvorsichtige Äußerung zum Attentat auf Hitler am 8. November 1939 wurde von einem Denunzianten der Polizei zugetragen, die so einen willkommenen Anlass hatte, ihn in „Schutzhaft“ zu nehmen.

Nach der Haftzeit in Freiburg kam Leisner über das Gefängnis in Mannheim und das Konzentrationslager Sachsenhausen bei Berlin ins KZ Dachau, wo er als Häftling 22356 registriert wurde. Von den übrigen Insassen abgetrennt, lebten dort mehr als 2.700 Priester aus 23 Nationen - 1.072 Geistliche starben.

1944 wurden mit Heranrücken der Front Lager im Westen aufgelöst. Mit einem Häftlingstransport kam im September auch der französische Bischof Gabriel Piguet von Clermont-Ferrand nach Dachau. Die Geistlichen im „Priesterblock“ schmiedeten den Plan, den 29-jährigen Karl Leisner von ihm weihen zu lassen.

 

Priesterweihe unter größter Geheimhaltung

 

Unter größter Geheimhaltung schmuggelten sie Schreiben an Bischof von Galen und den Münchener Kardinal Faulhaber um Erlaubnis zur Weihe heraus. Gewänder und Bischofsinsignien wurden erstellt.

Am 17. Dezember 1944 dann wurde Leisners Traum Wirklichkeit. Der Bischof weihte ihn in der Kapelle des Lagers zum Priester. Zahlreiche Priesterhäftlinge aus aller Herren Länder legten ihm die Hände auf. Er selbst konnte diese Feier nur unter äußerster Kraftanstrengung begehen, denn seine Krankheit war wieder ausgebrochen. Tage später, am zweiten Weihnachtstag, konnte er seine erste und einzige heilige Messe feiern.

 

Befreiung durch die Amerikaner

 

Im Mai 1945 erlebte der Todgeweihte die Befreiung des Lagers durch die Amerikaner. „Endlich frei von der verdammten Nazityrannei“ schrieb er in sein Tagebuch. Da die Amerikaner das Lager wegen einer Epidemie aber unter Quarantäne gestellt hatten, gelang es seinem Mithäftling Pater Otto Pies und dem Stadtpfarrer von Dachau, den bettlägerigen Leisner aus dem KZ herauszuschmuggeln. Er wurde im Waldsanatorium Planegg bei München untergebracht.

Noch einmal sah er seine Mutter und seine Schwestern. Am 12. August 1945 starb er als Blutzeuge für seine Einstellung und seinen Glauben. Leisners letzte Tagebucheintragung vom 25. Juli lautete: „Segne, Höchster, auch meine Feinde.“

Seine letzte Ruhestätte fand er zunächst am 20. August 1945 in Kleve und ab 1966 in der Märtyrerkrypta des Xantener Domes. Am 23. Juni 1996 sprach Papst Johannes Paul II. Karl Leisner im Berliner Olympia-Stadion selig. Der Gedenktag des seligen Karl Leisner ist am 12. August.

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