SERIE

Was mein Leben hell macht: der lauschende Blick des Fremden

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Unser Alltag wird allzu oft von Krisen bestimmt. Dennoch gibt es sie, die positiven Momente. Ihnen widmen wir diese ganz persönliche Serie.

Samstagnachmittag in Leipzig. Motettengottesdienst in der Thomaskirche. Eine klassisch evangelische Veranstaltung ganz im Geist von Johann Sebastian Bach, der hier Jahrzehnte Kantor war und beigesetzt ist. Viel Musik, von ihm, auch Zeitgenössisches, Bibel, Predigt, Gebet. Viel Hören.

Dicht an dicht drängen sich die Menschen in den hohen hölzernen Bänken, erstaunlich viele junge Leute – sagen wir: unter 30-Jährige. Im vorderen Teil der Kirche sitzt man sich gegenüber. Es berührt mich, einer ganzen Bankreihe voll junger Männer, Freunde wohl, dabei zuzusehen, wie sie mit geschlossenen Auge dieser wunderbaren Musik lauschen. Wie friedensdurstig, wie vertrauensvoll, wie verbunden mitten in einer tosenden Welt.

Wie ich im Lauschen einmal mehr auf die jungen Menschen schaue, öffnet unerwartet einer seine Augen, unsere Blicke treffen sich im selben Moment. Nichts Peinliches ist darin, vielmehr ein kurzes lächelndes Verstehen. Es gibt es, ohja, es gibt Gutes in dieser Welt, eine Grundverbundenheit. In der Musik, in dieser Kirche hat sie ihren Raum.

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