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Unser Alltag wird allzu oft von Krisen bestimmt. Dennoch gibt es sie, die positiven Momente. Ihnen widmen wir diese ganz persönliche Serie.
Samstag des Christi-Himmelfahrt-Wochenendes: Im Reisezentrum im Hauptbahnhof Münster sind mittags zwei Schalter besetzt. Ist aber auch nicht viel los. Deshalb kann ich Gesprächsfetzen verstehen, während ich auf meinen Aufruf warte.
Ein Mann mittleren Alters möchte eine Fahrkarte kaufen und hat offenbar per E-Mail einen Gutschein erhalten, mit dem das günstiger wird. Das Problem: Einzulösen ist er nur, wenn man auf der Internetseite oder in der Bahn-App bucht, nicht im Reisezentrum.
Ins Gesicht schauen kann ich dem Mann nicht, stelle mir aber Enttäuschung vor: „Na toll, jetzt bin ich extra zum Bahnhof gekommen…“ Da spricht die Frau hinter dem Schalter den Mann an. „Sie haben Ihr Smartphone doch dabei. Das ist gar nicht so schwer.“
Nein, selbst buchen, das tut die Mitarbeiterin nicht. Darf sie vermutlich nicht. Aber sie erklärt dem Mann, was er tun muss. „Das ist ja nett“, freut der sich. Und wird nachdenklich: „Aber wenn die Leute das alle selber zu Hause machen – dann ist Ihr Job im Reisezentrum ja irgendwann überflüssig…“
Die Bahn-Frau schweigt. Dann lächelt sie. Kundenservice scheint ihr gerade wichtiger zu sein.