Margret Dorissen hat vor 50 Jahren in St. Josef geheiratet

Sie war die erste Braut in der heutigen Jugendkirche Cloppenburg

Im Dezember wurde St. Josef Cloppenburg umgestaltet zur Jugendkirche. Was sagt Margret Dorissen dazu? Sie hat vor 50 Jahren in der gerade neu gebauten Kirche geheiratet.

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Wie geht Margret Dorissen heute in diese Kirche? Denn St. Josef Cloppenburg ist jetzt auch eine „Jugendkirche“, sieht ganz anders aus als früher. So anders nun auch wieder nicht, das gibt die 69-Jährige zu verstehen. Gut, die Bänke sind raus und 400 Stühle sind drin. Beichtstühle gibt es nicht mehr. Aber das Hochamt um elf gibt es immer noch. Also: Was ist anders? Und warum?

Margret Dorissen muss ausholen, an ihre Jugendzeit erinnern. Da habe die Kirche ganz selbstverständlich zum Leben gehört, auch für Jugendliche. Heute sei das anders, die Kirche sei vielen „gleichgültiger“ geworden.

 

Sie hält den Umbau für sinvoll

 

Da spricht auch eine erfahrene Fachfrau: Margret Dorissen hat Jahrzehnte als Lehrerin für Biologie und Religion an der Marienschule Cloppenburg gearbeitet; sie hatte im Unterricht immer neue Kinder vor sich und erlebte, wie deren Erfahrung mit Glaube und Kirche sich änderte. Sie glaubt: „Das liegt auch an den Eltern. Von denen wird der Glaube nicht mehr richtig vorgelebt.“

Deshalb sei ein neues Angebote wie die Jugendkirche in Cloppenburg wichtig und sinnvoll. Auch wenn man eine ganzes Kirchengebäude umkrempeln müsse.

 

Für sie ist es der zweite Umbruch

 

Bänke raus und Stühle rein – damit die Gebäude leicht umgestaltet werden kann. Laserlichttechnik und Lautsprecher – damit die Atmosphäre einer Konzerthalle entstehen kann. Hochleistungsbeamer und riesige Leinwand – damit Bilder und Filme eingespielt werden können.

Für Dorissen ist das der zweite Umbruch in ihrer Geschichte mit St. Josef. In ihrer Jugend wurde die alte Kirche abgerissen, „ein Schmuckstück“, wie sie sagt. Aber sie war zu klein geworden; ein neuer Bau war notwendig. Ein wenig nach dem Muster der Gedächtniskirche in Berlin. Im Dezember 1968 wurde sie geweiht.

 

Ihre Kinder wurden in St. Josef getauft

 

Gefallen hat ihr die neue Kirche zunächst nicht, das weiß Margret Dorissen noch genau. Und doch wurde auch die neue Kirche wichtig für ihr Leben: Am 17. Januar 1969 waren sie und ihr Mann Bernd das erste Paar, das dort getraut wurde, vier Wochen nach der Weihe.

Die neue Kirche sei über die Jahre ihre Heimat geworden, berichtet Margret Dorissen. Die drei Kinder wurden dort getauft, gingen dort zur Erstkommunion, wurden dort gefirmt. Eine Tochter hat dort geheiratet.

 

Sie sitzt im Pfarreirat

 

Margret Dorissen fühlte sich der Gemeinde immer eng verbunden. So sehr, dass sie sich nun auch in Pfarreirat und Gemeindeausschuss einsetzt.

Es begann nach einem Einschnitt in ihrem Leben, als sie zunächst eine große Leere in sich spürte: Ruhestand, Abschied von der Schule. Eine schwere Zeit, denn: „Ich war unheimlich gerne Lehrerin.“ Gerade da kam das Angebot, für den Pfarreirat zu kandidieren. Sie wurde gewählt.

 

Sie steht hinter dem Projekt Jugendkirche

 

Margret Dorissen sitzt jetzt im Liturgieausschuss, im Gemeindeausschuss, im Steuerungsrat. Sie besucht Menschen über 80 Jahre in einem eigenen Bezirk, besucht alte Menschen auch im Altenheim Piusstift. „Das ist mein Ding“, sagt sie zufrieden.

Die Gemeinde ist ihr wichtig. Deshalb freut sie sich, wenn sie als Lektorin in die Sakristei kommt und ihr aus der Schule bekannte Kinder als Messdiener begegnen. Diesen Jugendlichen müsse die Kirche offen entgegenkommen, deshalb findet sie das Projekt Jugendkirche so wichtig.

 

Ein Holzengel steht im Regal

 

Beim Umbau der Kirche wurden die Kirchenbänke zu Holzengeln verarbeitet, 1000 kleine und große. Sie fanden reißenden Absatz, nur drei der kleinsten sind noch zu haben.

Einen Holzengel ins Regal stellen, aus den Bänken der alten Kirche – eine schöne Idee, findet Margret Dorissen. Aber dabei dürfe der Einsatz erwachsener Menschen in der Gemeinde St. Josef nicht stehenbleiben.

 

Die Cloppenburger Jugendkirche
Die Idee einer „Jugendkirche“ in Cloppenburg stammt aus dem Sommer 2013. Damals hatte ein Jugendliturgiekreis in einer Projektwoche „Update – Junge Kirche Cloppenburg“ gezeigt, wie eine solche Kirche aussehen könnte, mit verschiedenen Aktionen in der Kirche St. Josef. Aus den guten Erfahrungen entstand der Gedanke einer dauerhaften Jugendkirche.

Ein Projektteam hat diese Idee nun verwirklicht. Dazu gehörte ein Umbau der Kirche: Stühle statt Bänke, Beamer über dem Eingang und eine 16-Quadratmeter Leinwand über dem Priestersitz, eine Licht- und Lautsprecheranlage, um die Atmosphäre einer Konzerthalle zu ermöglichen sollen. So soll die Kirche leicht für besondere Angebote umgeräumt und genutzt werden können. Gedacht ist neben Gottesdiensten an Theater, Konzerte oder Filme.

Die Kosten von 350.000 Euro trug zu zwei Dritteln das Offizialat, den Rest die Gemeinde aus Spenden.

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