Familienberaterin Andrea Stachon-Groth rät zu Gelassenheit

Sieben Tipps für schöne Feiertage

In vielen Familien herrscht gerade zu Weihnachten der größte Stress. Andrea Stachon-Groth von der Ehe-, Familien und Lebensberatungsstelle Marl gibt Tipps, wie die Feiertage ein wenig ruhiger und erholsamer werden.

 

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Jedes Jahr das Gleiche: Die Weihnachtsgans wird schwarz, die Kinder langweilen sich, und man wünscht sich heimlich, dass die Feiertage endlich ihr Ende finden. Dabei sollte gerade Weihnachten Familien die Möglichkeit geben, in Ruhe, Besinnlichkeit und Liebe die Geburt Jesu Christi zu feiern. Stattdessen konzentrieren sich viele darauf, dass alles perfekt wird für die lang ersehnten ­Feiertage. Mit den folgenden Tipps von Andrea Stachon-Groth von der Ehe-, Familien und Lebensberatungsstelle Marl gelingt es möglicherweise, die Weihnachtstage ein wenig ruhiger anzugehen.

 

1. Was, wenn Teenager keine Lust auf die Christmette haben?

 

Keine Lust auf Christmette? | Foto: pixabay
Keine Lust auf Christmette? | Foto: pixabay

Ein häufiges Thema, wie Stachon-Groth erklärt. Grundsätzlich sind die Eltern in diesem Punkt ein wichtiges Vorbild. Allerdings ist es in diesem Alter völlig normal, wenn die Kinder sich von diesem Elternbild abgrenzen und gegen die Eltern stellen.
Rituale, die früher reibungslos abliefen, wie eben das Feiern der Christmette an Heiligabend, können plötzlich zum Problem werden. Man sollte als Elternteil ruhig bleiben und sich fragen, ob dieser Machtkampf wirklich sein muss. Der Teenager soll ruhig zu Hause bleiben.

 

2. Wie regelt man die Feiertage in einer Patchwork-Familie?

 

Mittlerweile gibt es viele komplexe Familien-Situationen wie die einer Patchwork-Familie. Alte Rituale können nun möglicherweise nicht mehr so vollzogen werden, wie sie jahrelang in einer Familie Bestand hatten.

Es ist wichtig, dass man sich vorher abspricht und einander auch fair gegenübertritt. Beispielsweise könnten die Kinder das eine Jahr bei dem einen und das nächste Jahr bei dem ­anderen Elternteil Heiligabend ­oder die Weihnachtstage verbringen.
Man sollte offen darauf zugehen, neue Rituale zu finden. Auch das Besorgen der Geschenke sollten die getrennten Eltern aufteilen, damit die Kinder damit nicht überhäuft werden oder ein Wettbewerb entsteht.

Wie kann eine Familie Weihnachten feiern, wenn sich die Eltern getrennt haben? | Foto: pixabay
Wie kann eine Familie Weihnachten feiern, wenn sich die Eltern getrennt haben? | Foto: pixabay

Beim ersten Mal ist das natürlich immer besonders schwierig, da ein gewisser Trauerprozess durchlebt wird – einerseits durch die Trennung, auf der anderen Seite, weil die Kinder das Jahr womöglich in einer anderen Familie Weihnachten feiern.
Wenn man alleine ist, sollte man sich am besten schon früh im Verwandtschafts- und Freunde-Netzwerk umhören, wo man an Heiligabend dazustoßen könnte. Und auch wenn man jemanden kennt, der Weihnachten alleine verbringt, sollte man auf ihn zugehen und ihm das gemeinsame Feiern des Weihnachtsfests anbieten.

Denn oft trauen diese Personen sich nicht, nachzufragen. Doch völlig abstellen kann man die Trauer natürlich nicht.

 

3. Wie wird das Weihnachtsfest so stressfrei wie möglich?

 

Am besten macht man sich vorher schon Gedanken und klärt alle Erwartungen. Grundsätzliche Fragen sollten sein: Was ist das Wesentliche? Muss Perfektion tatsächlich sein, und sind meine Erwartungen wirklich realistisch?

Kinder können beim Schmücken des Weihnachtsbaums helfen. | Foto: pixabay
Kinder können beim Schmücken des Weihnachtsbaums helfen. | Foto: pixabay

Viele Aufgaben lassen sich aufteilen, und auch die Kinder können helfen. Ihnen bringt zum Beispiel das Dekorieren der Wohnung oder des Hauses und das Tannenbaum-Schmücken viel Freude. Aber auch das Abräumen nach dem Essen macht sich nicht von allein.

Man sollte außerdem versuchen, eigene Rückzugsorte zu finden. Auch wenn Weihnachten das Fest des Miteinanders ist, braucht jeder mal ein paar Minuten für sich.
Beim Kochen hilft es zu schauen, wie viel nötig ist und kritisch zu überdenken, ob es wirklich das Zehn-Gänge-Menü sein muss. Klar, wenn jemand gerne üppig kocht, sollte er oder sie es auch so machen.

Doch wird einem alles zuviel, kann man gewisse Aufgaben ruhig abgeben. Je nach Alter können die Kinder beispielsweise den Nachtisch übernehmen, oder die ganze Familie kocht gemeinschaftlich. Auch Gäste können Speisen mitrbringen.

Im Hinblick auf Verwandten-Besuche sollte ebenfalls überlegt werden, ob man wirklich bei jedem in dieser kurzen Zeit vorbeischauen muss. Einige Verwandte könnte man auch nach den Weihnachtstagen besuchen. Wieder  sollte die Familie alles frühzeitig absprechen. Damit keiner alleine ist, können sich Familien zudem aufteilen. Doch sie sollten auch einsehen, dass ein Mensch nicht immer allem gerecht werden kann.

 

4. Wie schafft man es, nach dem vielen Essen nicht zu träge zu werden?

 

Bewegung hilft gegen Trägheit. | Foto: pixabay
Bewegung hilft gegen Trägheit. | Foto: pixabay

Alle sollten darauf achten, dass  zwischen Sitzen und Essen Bewegung mit ins Spiel kommt. Ganz klassisch ist natürlich ein winterlicher Spaziergang – im besten Fall durch den Schnee. Oder man unternimmt Spiele mit den Kindern, denn auch das rüttelt die trägen Tage auf.

Wie immer sollte viel Wasser getrunken werden, um den Kreislauf in Schwung zu halten.

 

5. Wie gestaltet man die für Kinder so spannende Bescherung?

 

Wie man die Bescherung auslegt, ist abhängig vom Alter der Kinder. Hilfreich ist für sie ein guter Rahmen. Das Ganze können Eltern zum Beispiel durch das Vorlesen der Weihnachtsgeschichte einleiten. Bei kleinen Kindern sollte es aber nicht zu lange dauern, da sie sonst ungeduldig werden.

Wie man die Bescherung gestaltet, hängt vom Alter der Kinder ab. | Foto: pixabay
Wie man die Bescherung gestaltet, hängt vom Alter der Kinder ab. | Foto: pixabay

Manche Familien werden kreativ und haben beim Geschenkeauspacken feste Rituale. Beispielsweise lässt sich die Reihenfolge durch ein Würfelspiel auslosen.

Nicht übetreiben bei den Geschenken! Schließlich geht es bei der Bescherung nicht um das Überhäufen mit Konsumgütern, sondern darum, dass einem Familienmitglied gezeigt wird, dass man es wertschätzt.

Auch mit der Verwandtschaft sind Absprachen sehr hilfreich. So kann unterein­an­der aufgeteilt ­werden, wer was verschenkt.

 

6. Was, wenn bei den Kindern Langeweile aufkommt?

 

Ist Langeweile wirklich etwas Schlimmes? Sogar Langeweile kann für Kinder hilfreich sein, auch wenn es am Anfang vielleicht unangenehm für sie ist.

Je nach Alter können die Kinder hier aber selbst kreativ werden. Sie müssen nicht ununterbrochen von den Eltern bespaßt werden und im Mittelpunkt stehen. Bei kleineren Kindern sollte natürlich schon beachtet werden, dass man ihnen genügend Möglichkeiten zum Spielen bietet.

Völlig von den Erwachsenen abschotten sollte man die Kinder aber auch nicht. Hier ist es wichtig, eine gute Mitte für ein friedliches Miteinander zu finden.

 

7. Und wenn die Fami­lienharmonie doch zu kippen droht?

 

Auch das kann passieren, denn schließlich sind alle nur Menschen. Die eigene Toleranz sollte während der Weihnachtstage hoch angesetzt werden: Wenn möglich, blöde Sprüche oder Anmerkungen mit Humor nehmen. Tiefgründige Gespräche führen gerade dann oft nicht weiter und sind fehl am Platz.

Wenn es trotzdem knatscht, am besten versuchen, die Person zunächst zu besänftigen. Wenn es gar nicht geht, auf Distanz gehen. Auch hier kann ein Spaziergang Ruhe bringen und den nötigen Abstand ­schaffen.

Muss etwas doch besprochen werden, geht man mit der Person kurz hinaus und klärt das Problem untereinander. Da muss nicht die gesamte Familie mit am Tisch sitzen und mitdiskutieren.

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