Ist das Zentralkomitee der deutschen Katholiken wirklich nicht gewählt, basisfern und links?

Sieben Vorurteile über das ZdK: Was ist da dran?

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Wir gehen Vorurteilen auf den Grund und konfrontieren Betroffene damit. Diesmal mit Thomas Sternberg, dem Präsidenten des Zentralkomitees der deutschen Katholiken (ZdK).

Abgestempelt, in Schubladen gesteckt: Das ist bequem, schadet aber dem Miteinander. Wir gehen Vorurteilen auf den Grund und konfrontieren Betroffene damit. Diesmal mit Thomas Sternberg, dem Präsidenten des Zentralkomitees der deutschen Katholiken (ZdK).

Vorurteil 1: Das ZdK sagt von sich, es sei die oberste Vertretung der deutschen Katholiken. Das stimmt nicht, da es nicht gewählt wird.

„Das Zentralkomitee der deutschen Katholiken ist der Zusammenschluss von Vertreterinnen und Vertretern der Diözesanräte und der katholischen Verbände sowie von Institutionen des Laienapostolats und von weiteren Persönlichkeiten aus Kirche und Gesellschaft“, heißt es im Statut des ZdK. Für die katholische Kirche in Deutschland ist es das von der Deutschen Bischofskonferenz anerkannte Organ im Sinn des entsprechenden Konzilsdekrets. Die Mitglieder des ZdK werden alle gewählt: 40 Prozent über die wiederum gewählten Diözesanräte aller Bistümer, die je drei ­entsenden, und durch die Arbeitsgemeinschaft der katholischen Organisationen und Verbände Deutschlands (AGKOD), die weitere 40 Prozent ausmachen. Diese beiden Gruppen wählen 20 Prozent weitere Persönlichkeiten aus dem öffentlichen Leben hinzu. Es ist eine repräsentative Vertretung der katholischen Frauen und Männer in Deutschland.

Vorurteil 2: Das ZdK hat keine Ahnung, was an der Basis in Gemeinden und Verbänden passiert und notwendig wäre.

Alle Mitglieder des ZdK sind verwurzelt in den Erfahrungen von Gemeinden und Verbänden, Organisationen und Geistlichen Gemeinschaften. Hier werden sie gewählt, um ihre Erfahrungen in Gesellschaft und Kirche einzubringen. Sie kommen aus sehr unterschiedlichen Umfeldern. Nicht nur regional, sondern auch aus großen und kleinen Vereinen, aus den großen Werken und Verbänden, aus Gemeinden und Geistlichen Gemeinschaften. Zur Gruppe der Räte zählt jetzt auch die Vertretung der muttersprachlichen Gemeinden. Es ist die Vertretung des katholischen Gottesvolks in Deutschland, so wie es ist, die im ZdK die Meinungs- und Willensbildung trägt.

Vorurteil 3: Das ZdK ist kirchenpolitisch einseitig reformorientiert.

Thomas Sternberg | Foto: Michael Bönte
Thomas Sternberg | Foto: Michael Bönte

In der Vollversammlung des ZdK ist das breite Spektrum von Überzeugungen vertreten, die wir in der Kirche antreffen. Die Grundüberzeugung ist davon getragen, dass es wichtig und notwendig ist, in einer Kirche mitzuwirken, die dient, die sich den Menschen zuwendet und ihnen die frohe Botschaft Jesu Christi in Wort und Tat glaubwürdig zu vermitteln sucht. In diesem Sinn setzt sich das ZdK für Reformen in der Kirche ein, in dieser Überzeugung trägt es den von den Bischöfen angestoßenen Synodalen Weg mit. Das ZdK repräsentiert die katholische Kirche in Deutschland wie sie ist.

Vorurteil 4: Das ZdK versucht gar nicht erst, Gruppen konservativer Katholiken einzubinden und ihre Sichtweisen zu berücksichtigen.

Leider gibt es kleine Gruppierungen von Katholiken, die sich der ausdrücklichen Einladung zur Teilhabe verweigern, beispielhaft sei hier das „Forum deutscher Katholiken“ genannt. Das ist bedauerlich. Aber selbstverständlich gibt es auch eine Reihe von ZdK-Mitgliedern, die sich kirchenpolitisch eher restaurativ verstehen. Auch ihr Wort zählt im ZdK. Aber die Mehrheiten sind im ZdK nicht anders als in Gemeinden und Vereinen vor Ort. Dass sich kritische Einzelstimmen von Gloria von Thurn und Taxis bis zu Kardinal Walter Brandmüller besonders wirkungsvoll äußern können, ist eine ganz andere Frage.

Vorurteil 5:  Ein einfaches Gemeinde-, Pfarreirats- oder Verbandsmitglied hat praktisch keine Chance, Mitglied des ZdK zu werden und über dessen Kurs mitzubestimmen.

Alle Mitglieder des ZdK sind selbstverständlich auch Mitglieder in ihrer Gemeinde und darüber hinaus oft auch in einem Verband aktiv. Jeder katholische Gläubige hat die Möglichkeit, sich zur Wahl in die Gremien zu stellen. Das ist die Voraussetzung, auch Mitglied des ZdK werden zu können. Dass es ein weiter Weg in das repräsentative Spitzengremium ist, ist nicht zu bestreiten. Aber das ist nun mal wie in einer repräsentativen Demokratie auch. Der Weg steht prinzipiell jedem offen.

Vorurteil 6: Dem ZdK gehören prominente katholische Einzelpersönlichkeiten an. Sie werden willkürlich berufen, das ZdK schmückt sich mit ihren Namen, für die Sacharbeit haben diese ZdK-Mitglieder keinerlei Bedeutung.

Die prominenten Einzelpersönlichkeiten werden durch die Vollversammlung gewählt. Jedes ZdK-Mitglied hat hier ein Vorschlagsrecht. Da die früheren Präsidenten und die Präsidentin fast alle aus den Reihen der Einzelpersönlichkeiten kamen, ist die Frage nach der Bedeutung schnell beantwortet. Viele Hinzugewählte bringen sich sehr aktiv in die Arbeit des ZdK ein – von der Theologieprofessorin bis zur Ministerin, vom Bundestagspräsidenten bis zum Journalisten. Darüber hinaus sind sie wichtige Botschafter der katholischen Laienarbeit in Politik und Gesellschaft. Wir brauchen katholische Gläubige, die sich aus ihrem Glauben heraus in Gesellschaft und Politik engagieren. Und wir möchten ihre Kompetenz für die Arbeit des ZdK in Gesellschaft, Politik und Kirche nutzen.

Vorurteil 7: Die katholischen Verbände können ihre Positionen selbst vorbringen, eine Dachorganisation wie das ZdK brauchen sie nicht.

Selbstverständlich bringen katholische Verbände und Organisationen ihre Anliegen und Positionen in den öffentlichen Dialog ein. Das ist eine ihrer wichtigsten Aufgaben. Aber es gibt Anliegen in Kirche und Gesellschaft, die übergreifende Bedeutung haben und wo der einzelne Diözesanrat oder der kleine Verband trotz kompetenter Stellungnahme nicht gehört wird. Eine nicht leichte, aber wichtige Aufgabe ist es auch, unterschiedliche Positionen von Verbänden in eine gemeinsame Stellungnahme untereinander und mit den Vertretern der Diözesanräte zu überführen. Als Themen seien hier der Schutz und die Würde des Lebens von seinem Beginn bis zum Ende genannt, die immer drängendere internationale Soziale Frage und die Bewahrung der Schöpfung. Hier und auch in den innerkirchlichen Debatten bietet das ZdK eine gemeinsame und starke Plattform der Meinungsbildung. Das ZdK ist eine Stimme in der Gesellschaft, die ihre Kraft gerade aus der Breite seiner Initiativen bezieht.

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