Christliche Initiative Romero aus Münster schaut sich 60 Logos an

Ist Fairer Handel wirklich fair? Labelchecker.de macht den Siegel-Test

  • Unzählige Siegel buhlen um die Gunst der Konsumenten, die sich für Nachhaltigkeit und fairen Handel interessieren.
  • Der „Labelchecker“ der Christlichen Initiative Romero aus Münster hat 60 Siegel für Lebensmittel und Bekleidung untersucht.
  • Positive Beispiele für Siegel sind „Gepa-fair-plus“ oder die „Fair Wear Foundation“.

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Nachhaltigkeit, Bio oder fairer Handel sind Aspekte, die Kaufentscheidungen immer stärker beeinflussen. Dabei werden Kunden von unzähligen Siegeln und farbenfrohen Logos umworben, die die Einhaltung von Sozialstandards oder eine umweltschonende Produktion versprechen. Viele Konsumenten verlieren schlichtweg den Überblick, ohne zu wissen, wofür solche Siegel wirklich stehen. Die Christliche Initiative Romero (CIR) aus Münster gibt mit ihrem „Labelchecker“ schnelle Orientierung und zeigt übersichtlich, welche Stärken und Schwächen die jeweiligen Siegel haben.

Das Team um Sandra Dusch Silva, Referentin für nachhaltige Lieferketten und Leiterin der Studie, hat sich 60 Logos für die Kennzeichnung von Lebensmitteln und Bekleidung angesehen. Bei der Untersuchung sind insbesondere die drei Kriterien Soziales, Ökologie und Glaubwürdigkeit in den Blick genommen worden.

Es gehe bei der Bewertung darum, die Einhaltung der nationalen Gesetzgebung in den Produktionsländern deutlich zu übertreffen, sagt Dusch Silva im Gespräch mit „Kirche-und-Leben.de“. Die pure Einhaltung aller Gesetze sei kein Qualitätsmerkmal, sondern ein absolutes Minimum.

 

Labelchecker: Ampel-System gibt Orientierung

 

Um beim „Labelchecker“ gut abzuschneiden, bräuchten die Siegel Transparenz im Zertifizierungsverfahren und einen hohen Anspruch bei den eigenen Qualitätskriterien. „Es gibt kein Label, das komplett super ist“, so Sandra Dusch Silva. Es seien deutliche Unterschiede erkennbar. Die Konsumenten müssten allerdings selbst entscheiden, ob sie verstärkt auf Sozialstandards oder ökologische Aspekte achten wollen. Schon kann die konkrete Suche nach Siegeln losgehen. Ein Ampel-System gibt klare Orientierung.

Bei der Neuauflage des „Labelcheckers“, weiß die CIR-Expertin, haben sich einige Siegel verbessert, doch gebe es auch schlechtere Ergebnisse. Das liege teilweise daran, dass die ökologischen Anforderungen der Studie, die erstmals 2017 erschien, verschärft wurden und sich die Kriterien der Siegel aber nicht verändert hätten, sagt Dusch Silva.

 

Gepa schneidet sehr gut ab

 

Der Labelchecker der Christlichen Initiative Romero
Der Labelchecker kann als Buch bestellt werden. | Foto: Christliche Initiative Romero

Ein positives Beispiel in der Kategorie Lebensmittel ist das Gepa-Handelshaus aus Wuppertal, das neben Privatkunden und Supermärkten auch zahlreiche Eine-Welt-Läden beliefert. Das Siegel „Gepa-fair-plus“ habe sich im Gegensatz zur vorherigen Auflage verbessert.

„Das ist ein Best-Practice-Beispiel. Das Siegel garantiert langfristige Lieferbeziehungen und einen Mindestpreis für die Lieferanten“, erklärt die Referentin den vorderen Platz für das Fair-Handelshaus, das sich in Trägerschaft christlicher Hilfswerke wie „Die Sternsinger“ oder „Brot für die Welt“ befindet. Deshalb leuchtet bei der Gesamtbewertung ein grünes Licht.

Das bekannte „Fairtrade“-Logo habe ebenfalls gut abgeschnitten. Allerdings gebe es Schwächen bei der Transparenz. So sei die Zertifizierung einzelner Produzenten nicht öffentlich einsehbar. Die Bewertung liegt bei grün-gelb.

 

„Fair Wear Foundation“ achtet auf Sozialstandards

 

In der Kategorie Bekleidung nennt der „Labelchecker“ die „Fair Wear Foundation“, in der sich mehr als 85 Textilunternehmen mit rund 130 Marken zusammengeschlossen haben. Aus Deutschland mit dabei sind unter anderem Jack Wolfskin und Takko. Hier legen die Produzenten großen Wert auf Sozialstandards und Transparenz gegenüber der Öffentlichkeit, heißt es von den Testern, die ein grünes Licht vergaben.

Es gibt allerdings auch Beispiele für ein schwächeres Abschneiden unter bekannten Siegeln. Der von der Bundesregierung initiierte „Grüne Knopf“ wird mit gelbem Licht bewertet. Insbesondere im Bereich Ökologie gebe es noch Entwicklungspotenzial.

Vielen dürfte auch der grüne Frosch der „Rainforest Alliance“, zum Beispiel auf Kaffee oder Bananen abgebildet, bekannt sein. Dieses Logo bewertet „labelchecker.de“ mittelmäßig mit gelb. Die CIR-Experten bemängeln unter anderem, dass die Zahlung eines existenzsichernden Lohnes nicht aktiv gefördert werde.

Wer den schnellen Überblick bekommen möchte, kann auf www.labelchecker.de nachschauen.

Die Christliche Initiative Romero setzt sich seit 1981 für Arbeits- und Menschenrechte in Mittelamerika ein. Schwerpunkt ihrer Arbeit ist die Unterstützung von Organisationen in Nicaragua, El Salvador, Guatemala und Honduras sowie die Kampagnen- und Bildungsarbeit in Deutschland. Sitz der CIR ist Münster. Im Sinne ihres Namensgebers, des 1980 ermordeten salvadorianischen Erzbischofs Oscar Romero, setzt sich die CIR gegen Ungerechtigkeiten ein und ergreift Partei für die Armen.

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