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Der Synodale Weg trifft sich zur Vollversammlung in Frankfurt. Auf die Delegierten warten hitzige Debatten und komplizierte Texte. Dass der Reformprozess ein geistlicher Weg bleibt, dafür soll Siegfried Kleymann aus Münster sorgen.
Er räumt auch mal eine ganze Kirche um, um Messen anders zu feiern als gewohnt. Siegfried Kleymann ist sehr experimentierfreudig, wenn es darum geht, auch dem christlichen Glauben Fernstehende zum Gottesdienst einzuladen. Ob im Leipziger Hauptbahnhof oder unter einer Brücke in Regensburg - der katholische Priester aus Münster hat keine Berührungsängste, um neue Formen der Seelsorge anzubieten.
Seine Kreativität, seine Einfühlsamkeit und Offenheit könnten jetzt auch dem bundesweiten Reformprozess des Synodalen Wegs in der katholischen Kirche zu Gute kommen: Der 59-jährige Westfale ist neuer Geistlicher Begleiter des Reformdialogs, der sich ab Donnerstag zu seiner zweiten Vollversammlung in Frankfurt trifft. Kleymann, im Hauptberuf Pfarrer in der Pfarrei Heilig Kreuz in Münster, folgt in diesem Amt auf den im Juli verstorbenen Jesuiten Bernd Hagenkord.
Geistlichen Charakter des Synodalen Wegs bewahren
Kleymann soll zusammen mit der Geistlichen Begleiterin Maria Boxberg Sorge für den geistlichen Charakter des Synodalen Wegs tragen. Was da auf ihn zukommt, weiß er selbst noch nicht so genau - zumal unter den 230 Mitgliedern der Vollversammlung eine Vielzahl von Bischöfen, Priestern und Ordensleuten sind. Sie sind Geistliche, aber im Zweifel als Delegierte in einer anderen Rolle.
Kleymann und Boxberg sollen nicht nur Gottesdienste und Meditationen anbieten, sondern dafür sorgen, dass die teils sehr strittigen Themen - darunter Macht in der katholischen Kirche oder die kirchliche Sexuallehre - nicht im Stil von Parteitagen und Koalitionsverhandlungen debattiert werden. Dazu können sie die Debatten jederzeit unterbrechen, Pausen fordern, neue Perspektiven einbringen.
Lange Zeit Studentenpfarrer in Münster
Kleymann wurde 1962 in Lüdinghausen im südlichen Münsterland geboren und 1988 in Münster zum Priester geweiht. Neben Kaplans- und verschiedenen Pfarrstellen war er Stadtjugendseelsorger in Münster und Studentenpfarrer an der dortigen Katholischen Studierenden- und Hochschulgemeinde (KSHG), der bundesweit größten katholischen Studentengemeinde.
Der Arbeit mit Studierenden und Wissenschaftlern blieb er treu, als er 2010 zum Geistlichen Rektor des Cusanuswerkes ernannt wurde, der bundesweiten Bischöflichen Studienförderung mit Sitz in Bonn. Wichtiger Teil seines Engagements für die Studierenden und Promovierenden aller Fachrichtungen war die Gründung des cusanischen Studienhauses in Bonn-Mehlem, das seit 2012 für unzählige Personen zu einem Rückzugsort geworden ist und ihnen gemeinsames Lernen und Beten ermöglicht.
Kleymann will Zwischentöne wahrnehmen
Kleymann ist ein großer Liebhaber von Literatur, Sprache und Lyrik. Er gehört auch der Redaktion der Zeitschrift "Der Prediger und Katechet" an und ist bekannt als Exerzitienleiter. In seinen Predigten und Äußerungen verbindet er Bibeltexte, Alltagserfahrungen, gesellschaftliche Ereignisse, theologische Erkenntnisse und kulturelle Veränderungen.
"An mir ist es, Zwischentöne wahrzunehmen, die Entscheidungen der Begleiteten zu achten, vertraut zu sein mit der Landkarte der eigenen Glaubensgeschichte sowie den Wegmarkierungen der biblischen Überlieferung und der spirituellen Tradition des Christentums", so beschrieb er einmal seine Rolle als Geistlicher Begleiter, die möglicherweise auch im Synodalen Weg zum Tragen kommt.
Kirche auf kritische Selbstreflexion angewiesen
Mit Blick auf den Synodalen Weg betonte er vergangenes Jahr, um ihre Botschaft glaubwürdig zu verkünden, sei die Kirche fundamental auf eine kritische Selbstreflexion angewiesen. Mit Blick auf das Verhältnis zwischen kirchlicher Lehre und dem Leben des einzelnen Christen unterstrich Kleymann, dass jeder Christ zur Freiheit berufen sei. "Wo immer sich Menschen zum blinden Gehorsam gezwungen sehen - durch eine Gesellschaft, einen Staat, eine soziale Gruppierung, eine Kirche - erinnert das Evangelium daran, dass wir zur Freiheit befreit sind", betonte er. Das heißt: "Du gehörst nicht dem Staat, nicht deinem Arbeitgeber, nicht der Kirche - sondern allein dem, dem sich dein Leben verdankt."