Sozialdienst will Menschen am Rand helfen

SKF Vechta: Neues Projekt gegen Armut, Einsamkeit und Vorurteile

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Mit der „Sozialberatung 55 plus“ will der SKF Vechta Menschen am Rand helfen, besonders Frauen. Maria Thieke-Wacker berät sie, kann in Notsituationen Zuschüsse vermitteln und will verhindern, dass sich Betroffene aus Scham zurückziehen.

Zum Beispiel eine ungeplante Reparatur. Oder die Selbstbeteiligung für den Zahnersatz. Oder wenn plötzlich eine neue Waschmaschine hermuss. Aus ihrer Erfahrung als Beraterin weiß Maria Thieke-Wacker: „Solche Dinge können manche Menschen im Alter ganz schön in Bedrängnis bringen.“

Auch im vergleichsweise wohlhabenden Landkreis Vechta. „Auch hier gibt es alleinstehende Frauen mit kleiner Rente“, sagt die Mitarbeiterin des Sozialdienstes katholischer Frauen (SKF) in der Kreisstadt. Einige sind ihr schon begegnet. Frauen, denen ein finanzieller Puffer fehle, wenn es mal eng wird. „Und dann kann unser neues Projekt eine Anlaufstelle sein.“

Projekt richtet sich an Frauen und Männer

Maria Thieke-Wacker beschreibt, an wen sich die neue „Sozialberatung 55 plus“ richtet, die sie seit dem Frühjahr beim SKF aufbaut: „Im Fokus stehen Menschen, die von Altersarmut betroffen sind und Unterstützung in bestimmten Lebenslagen benötigen“. In erster Linie Frauen. „Ich habe aber auch schon Männern helfen können.“

Am Beginn des kostenlosen und vertraulichen Angebots steht meist ein ausführliches Gespräch, persönlich oder anonym. Maria Thieke-Wacker hört zu, macht sich ein Bild und hilft zum Beispiel beim Ausfüllen von Anträgen. „Gerade das ist für ältere Menschen oft schwierig“, weiß die Beraterin.

SKF verfügt über großes Hilfe-Netzwerk

Bei Bedarf kann sie an weitere Fachleute vermitteln. Da helfe das umfangreiche Netzwerk des SKF aus Haupt- und Ehrenamtlichen – und auch die eigene Erfahrung der 58-Jährigen. Vor ihrem Sozialarbeits-Studium hat sie eine Ausbildung zur Verwaltungs-Fachangestellten absolviert und im Sozialamt gearbeitet. Und nach dem Studium in verschiedenen Bereichen: in der Schuldnerberatung, als gesetzliche Betreuerin oder im Frauenhaus.

Im Notfall kann sie auch finanzielle Hilfe vermitteln. Wie für die Witwe, 76 Jahre alt, deren eigene und die Witwenrente gerade ihre Fixkosten decken, und die putzen geht, um ab und zu mal einen Kaffee trinken gehen zu können. „Ihr konnte ich einen Zuschuss für ihre neue Brille vermitteln“, sagt die Sozialarbeiterin.

Hilfsgelder stammen aus Spenden

Das Geld dafür stammt aus einem der Spendentöpfe, die dem SKF für solche Fälle zur Verfügung stehen. Gestiftet von Wohltäterinnen und Wohltätern, die immer mal wieder Aktionen helfen. Wie gerade erst eine Frauengruppe mit dem Erlös aus einem Benefiz-Turnier gegen Altersarmut von Frauen auf dem Golfplatz in Vechta.

In der Anlaufphase des Projekts kommt es Maria Thieke-Wacker darauf an, die Sozialberatung noch bekannter zu machen. Dazu stellt sie das Projekt bei Veranstaltungen im ganzen Landkreis Vechta vor. Oder bei einem der Bingo-Frühstückstreffen, zu denen sie Frauen ab 65 einlädt und wo sie ebenfalls über ihre Arbeit informiert.

Armut macht einsam

Zuschüsse und ehrenamtlicher Einsatz machen es möglich, dass die Frauen für einen Kostenbeitrag von gerade einmal drei Euro dabei sein können. Das soll Hemmschwellen abbauen. Niemand soll aus Geldmangel fernbleiben.

Angebote, um wenigstens mit punktuell gegen eine weitere Auswirkung von Altersarmut anzugehen: Einsamkeit. Maria Thieke-Wacker weiß, „Wenn Menschen das Geld fehlt, um an Treffen oder Ausflügen teilzunehmen, ziehen sie sich immer mehr zurück.“ Auch aus Scham.

Sie kennt Vorurteile wie das, „dass Betroffene vielleicht selbst Schuld tragen an ihrer Situation und wohl nur nicht mit Geld umgehen können.“ Solche Schlussfolgerungen bringen sie in Rage. „Denn es ist eine Frechheit, das einer 80-Jährigen zu sagen, die in einer Zeit ihre Kinder großgezogen hat, als die Berufstätigkeit von Frauen verpönt war.“

Projekt „Sozialberatung 55 plus“
Das von der Glücksspirale mitfinanzierte Projekt des SKF Vechta ist auf zunächst drei Jahre angelegt. Ansprechpartnerin Maria Thieke-Wacker ist erreichbar per Mail unter gemeinsam(at)skf-vechta.de oder beim SKF unter 04441-929032.

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