Heimatgefühl im Hochhaus

So hilft die Caritas im „Roten Riesen“ in Duisburg

Die Gegend um die „Weißen Riesen“ in Duisburg galt lange als Problemviertel. In einem der Hochhäuser, dem „Roten Riesen“, schaffte die Caritas mit einem Investor einen Neustart.

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Betreten Menschen in Duisburg den „Roten Riesen“, begrüßt sie ein Concierge, eine Art Rezeptionist. Freundlich beschreibt er den Weg zum Physiotherapeuten und beantwortet Fragen.

So harmonisch lief es dort nicht immer ab. Der „Rote Riese“ gehörte zu den „Weißen Riesen“ – sieben Hochhäusern im Duisburger Stadtteil Homberg-Hochheide. Ende der 1970er Jahre wurden die „Weißen Riesen“ in der ehemaligen Rheinpreußen-Siedlung, einer Bergbau-Siedlung, gebaut.

 

Polizeieinsatz im Problemviertel

 

20 Stockwerke hoch ragt der „Roten Riese“ im Duisburger Stadtteil Homberg-Hochheide. | Foto: Melanie Ploch
20 Stockwerke hoch ragt der „Rote Riese“ im Duisburger Stadtteil Homberg-Hochheide. | Foto: Melanie Ploch

960 Wohnungen gab es in den größten „Riesen“: „Damals war der großzügige Schnitt der Wohnungen unglaublich innovativ. Die Menschen sind hier gerne eingezogen“, sagt Caritas-Fachbereichsleiterin Orla-Maria Wunderlich, die ganz in der Nähe aufwuchs. Irgendwann jedoch wollten die Menschen nicht mehr in Hochhäusern leben, und das Sozialamt belegte die Wohnungen.

Die Gegend wurde zum Problemviertel: „2009 gab es in der Silvesternacht den größten Polizeieinsatz. 300 Beamte konnten die tobende Menge nicht im Zaum halten. Es war eine gefährliche Gegend.“ Schließlich waren im heutigen „Roten Riesen“ nur zwölf der 114 Wohnungen vermietet.

 

Neustart in roter Farbe

 

Ein Investor kaufte und sanierte ihn, und es gelang der Neustart. Die Caritas sollte einen Concierge-Dienst übernehmen, um langfristigen Erfolg zu haben. Langzeitarbeitslose fanden hier einen neuen Job: „Am Tag sitzen hier unsere Leute und empfangen die eingehenden Menschen. Sie bewahren zum Beispiel die Post auf. Die Bewohner fühlen sich dadurch sicherer. Nachts wacht hier ein Security-Dienst“, sagt Caritas-Quartiersmanagerin Gabriele Strüver.

Als Caritas-Quartiersmanagerin kümmert sich Gabriele Strüver um den „Roten Riesen“. | Foto: Melanie Ploch
Als Caritas-Quartiersmanagerin kümmert sich Gabriele Strüver um den „Roten Riesen“. | Foto: Melanie Ploch

Ihr Herz schlägt für den „Roten Riesen“ und die Menschen, die dort leben. Das merken alle sofort, als sie von den vielen Aktionen spricht. In der „Roten Stube“ treffen sich alle 14 Tage die Mieter. Sie trinken Kaffee, erzählen sich, was es Neues gibt. „Manche sitzen hier morgens auch und lesen ihre Zeitung – einfach nur, damit sie nicht alleine sind“, erklärt Strüver. Sie leitete den Treff zwar in die Wege, alles andere übernahmen aber die Mieter: „Hilfe führt zur Selbsthilfe. Das erlebe ich hier ganz oft. Ich muss gut zuhören.“

 

Manche kehren wieder zurück

 

Zusätzlich probt hier der haus­­eigene Chor, der „Red Room“. Strüver spielt eines der selbstkomponierten Lieder des Chors vor. „Roter Riese nennt sich unser Haus, nette Menschen geh‘n hier ein und aus“, spielt es aus dem Handy. „Ich bin so stolz!“

Die Mieter kennt sie fast alle beim Namen. Trotz 20 Stockwerken: Im „Roten Riesen“ herrscht eine rege Gemeinschaft und ein Heimatgefühl – nicht zuletzt, weil Menschen, die dort aufgewachsen sind, nun zurückziehen.

Jahreskampagne der Caritas
„Jeder Mensch braucht ein Zuhause“ lautet das diesjährige Motto des Deutschen Caritasverbands. Er möchte damit auf die akute Wohnungsnot aufmerksam machen. Demnach fehlen bundesweit eine Million Wohnungen. Das Problem betreffe nicht nur Randgruppen, sondern mittlerweile auch die Mitte der Gesellschaft. Menschen müssten ihr Zuhause verlassen, weil dieses luxussaniert und teuer weitervermietet wird. Sie landen im schlimmsten Fall auf der Straße, da sie keine neue bezahlbare Wohnung finden. Mit der Jahreskampagne möchte die Caritas zeigen, wo Wohnungen fehlen und wie bezahlbarer Wohnraum geschaffen werden kann. Weitere Informationen zur Kampagne gibt es hier.

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