Ein Jahr Notfallhilfe beim Caritasverband Emsdetten-Greven

So läuft die Hilfe bei drohender Wohnungslosigkeit in Corona

  • Die Wohnungsnotfallhilfe des Caritasverbands Emsdetten-Greven unterstützt Menschen, die keine Wohnung mehr haben, in einer Sozialunterkunft leben oder bei Verwandten leben.
  • Zwei Mitarbeiterinnen der Caritas vermitteln zum Beispiel zwischen Mieter und Vermieter, klären rechtliche Fragen oder beantragen zusammen mit den Betroffenen Darlehen beim Jobcenter.
  • Helmut Henrich, Fachbereichsleiter beim Caritasverband, sieht in bezahlbarem Wohnraum „eine große Aufgabe und Verantwortung der Politik“.

Anzeige

Trotz oder wegen Corona: Die Wohnungsnotfallhilfe des Caritasverbands Emsdetten-Greven hat viel zu tun. Hilfe suchen bei der Caritas Menschen, die bereits keine Wohnung mehr haben, in einer Sozialunterkunft leben oder etwa bei Verwandten auf dem Sofa schlafen. Die Mehrheit der Klienten allerdings lebt mit der drohenden Wohnungslosigkeit, sagt Anne Koopmann von der Caritas – und die zu verhindern, ist das Ziel der Notfallhilfe.

Anne Koopmann und Lea Kurth sind die zwei Mitarbeiterinnen des Verbands, die in sieben Städten und Gemeinden im Süden des Kreisgebiets Beratung, Hilfe und Unterstützung für Betroffene und Vermieter an, wenn Problem das Mietverhältnis bedrohen, klären rechtliche Fragen oder

 

Wohnungssuche ohne Internet nicht möglich

 

Allein für Emsdetten, Greven und Saerbeck haben sich die beiden Wohnungsnotfall-Helferinnen im ersten Jahr um 78 Haushalte gekümmert, von Einzelpersonen bis Großfamilien. 43 davon waren akut von Wohnungslosigkeit bedroht, berichtet Anne Koopmann. Bei 15 sei es gelungen, diese abzuwenden.

Die Corona-Kontaktbeschränkungen erschweren die Arbeit enorm: praktisch keine Präsenz-Sprechstunden vor Ort möglich, stattdessen Beratung von Klienten während gemeinsamer Spaziergänge und viel Arbeit am Telefon. „Wenn ich wusste, wo die Leute sind, bin ich halt hingegangen“, berichtet Anne Koopmann. Denn es gebe Menschen, die kein Handy-Guthaben mehr haben und kein Internet. Dann sei die Suche nach einer Wohnung noch schwieriger.

 

Arbeitslos, überschuldet, geschieden

 

Menschen kommen zu den Beraterinnen mit Kündigungsschreiben und Mietrückständen, mit Räumungsklagen oder Energieschulden, häufig gibt es Kommunikationsprobleme zwischen Mieter und Vermieter. Arbeitslosigkeit, Überschuldung oder Scheidung können Gründe sein.

Anne Koopmann und Lea Kurth versuchen, rechtliche Fragen zu klären, zu vermitteln, schwierige Gespräche wieder in Gang zu bringen. Sie beantragen auch zum Beispiel zusammen mit den Betroffenen Darlehen beim Jobcenter oder Ratenzahlungen beim Vermieter, um Mietschulden in den Griff zu bekommen.

 

Bei Räumungsklage Hilfe schwierig

 

„Bei uns suchen häufig Menschen Unterstützung, die sich solche Verhandlungen oder Gespräche selbst gar nicht zutrauen oder schlechte Erfahrungen damit gemacht haben, die kapituliert haben und Briefe ungeöffnet liegen lassen“, sagt Helmut Henrich, Fachbereichsleiter beim Caritasverband. Für ihn ist es wichtig, dass von Wohnungslosigkeit Bedrohte auf jeden Fall versuchen sollten, mit ihren Vermietern im Gespräch zu bleiben, sich aber auch früh Unterstützung suchen. „Wenn die Räumungsklage abgeschlossen ist, können wir fast nicht mehr helfen“, unterstreicht Anne Koopmann. Und schnell eine neue Wohnung zu finden, das sei angesichts der aktuellen Marktlage schwer möglich.

Ein Teil der Klienten kommt vermittelt durch die Jobcenter, Sozialämter, andere Hilfsstellen oder Vermieter zur Wohnungsnotfallhilfe des Caritasverbands. Zugleich bietet sich der Verband Wohnungsbaugesellschaften, Hausverwaltungen und auch einzelnen Vermietern als Kooperationspartner an. Denn „Wohnungsverlust zu vermeiden ist die beste Strategie gegen Wohnungslosigkeit“, ist sich Helmut Henrich sicher. Diese Strategie habe sich auch in der Corona-Zeit bewährt.

 

Es fehlt an bezahlbarem Wohnraum

 

Die Wohnungsnotfallhilfe gehe „mit reichlich Arbeit in die nächste Zeit“, so Helmut Henrich. Ein Grund: „Es fehlt schlicht an verfügbarem, bezahlbarem Wohnraum“ – für ihn „eine große Aufgabe und Verantwortung der Politik“.

Die Wohnungsnotfallhilfe des Caritasverbands Emsdetten-Greven und zweier weiterer Träger wird über den Kreis Steinfurt gefördert im Rahmen der NRW-Landesinitiative gegen Wohnungslosigkeit „Endlich ein Zuhause“. Diese Förderung ist zunächst befristet bis 2022.

Wohnungsnotfallhilfe Caritasverband Emsdetten-Greven
Lea Kurth (Greven, Altenberge, Horstmar, Laer), Tel. 02571/ 80090, E-Mail zuhause(at)caritas-emsdetten-greven.de;
Anne Koopmann (Emsdetten, Saerbeck, Nordwalde), Tel. 02572/ 1570, E-Mail zuhause(at)caritas-emsdetten-greven.de

Anzeige