Bischof Genn, Offizial Theising und Caritas Münster nehmen Stellung

So reagiert das Bistum Münster auf die Initiative „OutInChurch“

  • Das Bistum Münster reagiert auf die queer-katholische Initiative „OutInChurch“.
  • Bischof Felix Genn äußert großen Respekt für die Mitarbeitenden, die sich geoutet haben.
  • Es brauche ein Klima der Angstfreiheit in der Kirche, so Genn.

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125 Mitarbeitende der katholischen Kirche haben sich im Zug der bundesweiten Kampagne „OutInChurch – Für eine Kirche ohne Angst“ als queer geoutet. Inzwischen haben sich zahlreiche Kirchenvertreter wie der Essener Generalvikar Klaus Pfeffer oder der Aachener Bischof Helmut Dieser zur Initiative geäußert und Unterstützung zugesagt. Nun nehmen Münsters Bischof Felix Genn, Offizial Wilfried Theising aus Vechta und der Stadt-Caritasverband Münster Stellung.

Bischof Felix Genn

Bischof Felix Genn erklärt: „Ich habe großen Respekt vor den kirchlichen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern, die sich in der Kampagne #OutinChurch als queer geoutet haben. Die bewegenden Aussagen und Lebensschicksale machen deutlich, dass wir in der katholischen Kirche ein Klima der Angstfreiheit brauchen. Niemand darf wegen seiner sexuellen Orientierung oder seiner geschlechtlichen Identität diskriminiert oder abgewertet werden. Vor diesem Hintergrund sehe ich auch die Diskussionen im Rahmen des Synodalen Weges, die nicht-heterosexuellen Menschen und ihrem Lebensstand ohne Diskriminierung gerecht werden soll. Dies betrifft auch das kirchliche Arbeitsrecht. Davon besonders betroffen sind aktuell die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in der Seelsorge.

Bischof Felix Genn
Der Münsteraner Bischof Felix Genn. | Foto: Michael Bönte

Im Bistum Münster müssen Mitarbeitende, die sich offen zu ihrer Homosexualität bekennen, keine arbeitsrechtlichen Konsequenzen fürchten. Außerdem ist es seit einigen Jahren im Bistum Münster bereits so, dass auch der persönliche Familienstand keine Relevanz für die Anstellung oder Weiterbeschäftigung bei Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern in der Verwaltung hat.

Ich spüre den Mut und die Ehrlichkeit der Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern, die sich in der Kampagne #OutInChurch geoutet haben, und ich spüre auch das Leid, das sie erlebt haben. Im Bistum Münster ist seit dem vergangenen Jahr eine Referentin für Diversität tätig, die sich unter anderem um die Vernetzung mit Menschen unterschiedlicher sexueller Orientierung kümmert. Als erste Frucht dieser Arbeit habe ich mich im vergangenen Jahr mit Menschen mit sehr verschiedenen geschlechtlichen Identitäten getroffen. Das war für mich sehr bewegend. Viele homosexuelle Menschen wurden über Jahre und Jahrzehnte durch Äußerungen der Kirche verletzt. Das darf heute und in Zukunft nicht mehr so sein. Jede Person – völlig unabhängig von ihrer sexuellen Orientierung und geschlechtlichen Identität – ist unbedingt von Gott geliebt.“

Offizial Wilfried Theising

Weihbischof und Offizial Wilfried Theising. | Foto: bmo
Weihbischof und Offizial Wilfried Theising. | Foto: bmo

Offizial Wilfried Theising in Vechta äußert sich zu „OutInChurch“: „Die Kernforderungen der Initiative „OutInChurch“ zeigen in pointierter Form einen deutlichen Reformbedarf in der katholischen Kirche an. Unter Einbeziehung aktueller humanwissenschaftlicher Erkenntnisse gehört die derzeitige lehramtliche Sexualmoral auf den Prüfstand und muss weiterentwickelt werden. Es ist notwendig, nach einer realitätsbezogenen, lebbaren und damit verantwortbaren christlichen Sexualethik zu fragen, die dem Menschen in seiner Ganzheit und Einzigartigkeit gerecht wird. Davon betroffen ist dann auch das kirchliche Arbeitsrecht. Der Synodale Weg ist aktuell der Ort, wo diese Fragen gestellt werden und nach Wegen in die Zukunft gesucht wird. Dort sind Vertreterinnen und Vertreter aller relevanten kirchlichen Ebenen beisammen und ringen um Reformen.“

Caritas Münster begrüßt „OutInChurch“

Für den Vorstand der Caritas in der Stadt Münster ist die Aktion „OutInChurch“ „ein wichtiger und mutiger Schritt und stößt eine längst überfällige Diskussion an“. „In der Caritas Münster spielt die sexuelle Orientierung ihrer Mitarbeitenden keine Rolle“, betont Sebastian Koppers in einer Pressemitteilung des Stadtverbands.

„Wir respektieren die persönliche Lebensführung. Eine gleichgeschlechtliche Zivilehe oder die Wiederverheiratung nach Scheidung sind für uns weder Grund für eine Kündigung noch ein Hindernis für eine Einstellung.“ Dies betreffe auch alle Fragen sexueller Identität. „In unserem Leitbild haben wir festgehalten, dass alle Mitarbeitenden an einem Klima des gegenseitigen Respektes, der Offenheit und des Vertrauens am Arbeitsplatz und im Verband mitarbeiten. Eine Diskriminierung von Mitarbeitenden ist mit unserer Haltung und unseren Werten unvereinbar.“

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