Im Oldenburger Land starten einige Chöre die Probenarbeit wieder

So überbrücken Kirchenchöre die Corona-Pause

Corona hat Proben der Kirchenchöre im Oldenburger Land lange unmöglich gemacht. Einige Chöre versuchten sich im Freien, sogar im Fußballstadion. Jetzt liegen Hygieneregeln vor, die Proben starten mancherorts neu. Bei Konzerten bleibt Unsicherheit.

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So sieht man Kirchenmusiker selten im Pfarrheim. Mit dem Zollstock in der Hand und mit fragenden Blicken. Ist der Raum dreieinhalb Meter hoch? Lässt er sich gut lüften? Vor allem aber: Wie viele Menschen können in diesem Raum singen, wenn sie Abstand halten? Fragen, die sich für Kirchenchöre wegen der Corona-Pandemie ganz neu stellen.

Proben in Pfarrheimen waren lange unmöglich. Thorsten Konigorski, Referent für Kirchenmusik im Bischöflichen Offizialat in Vechta, hat jetzt ein neues Hygienekonzept vorgelegt, gemeinsam mit den Fachleuten des Bistums Osnabrück. Es sieht unter anderem vor, dass Sänger nach links und rechts 1,50 Meter Abstand halten müssen und 2,50 Meter nach vorn.

 

Bald wieder Probenbetrieb

 

Die Hygieneregeln sollen als Muster dienen. Denn manche Chöre überlegen, nach den Sommerferien in Niedersachsen trotz Corona ihren Probenbetrieb irgendwie wieder aufzunehmen.

Überraschend: Viele haben gar nicht völlig aufgehört zu singen, sondern sich wenigstens in kleinen Gruppen getroffen oder im Freien. Denn das war bei allen Kontaktbeschränkungen bald wieder möglich.

 

Kinder schon bald im Einsatz

 

Karsten Klinker etwa, Kirchenmusiker in St. Andreas Cloppenburg, hat seine drei Kinder- und Jugendchöre so bald wie möglich wieder angesprochen. Gut 120 Kinder singen dort, jeweils vier konnten nach den ersten Lockerungen zum Beispiel in den Gottesdiensten singen.

Klinker betreut am Wochenende fünf Gottesdienste; abwechselnd lud er dort vier Kinder ein, im Chorraum zu singen. Unter Wahrung aller Abstandsregeln

 

Sie waren praktisch Solisten

 

Die Kinder seien unter solchen Bedingungen „praktisch Solisten“ gewesen, berichtet Klinker. Das habe sie so begeistert, dass sie auch künftig gerne so singen würden.

Probenbetrieb im klassischen Sinn sei bei allen Chören der Gemeinde natürlich unmöglich gewesen, sagt Klinker. Aus dem Gospelchor St. Andreas sei aber bald die Idee gekommen, im Freien zu singen – im Stadion des BV Cloppenburg. „Überdacht, praktisch eine Klangmuschel – das hat gut geklappt.“

 

Vielleicht heilsame Kur

 

Klinker zieht daraus den Schluss: „Man muss man einmal ausgetretene Pfade verlassen und neues ausprobieren.“ Klinker spricht von „neuen Pflänzchen“, vielleicht sei die Krise auch „eine heilsame Kur für unsere Chorlandschaft.“

Proben im Freien hat Ulrike Kehrer bald aufgegeben. Die Dozentin für Musik in der Katholischen Akademie Stapelfeld leitet den Gemischten Chors „Einigkeit“ Vestrup, praktisch der Kirchenchor der Vitus-Gemeinde bei Vechta. Sie probt inzwischen in der Kirche. Die sei „optimal“ bei Lüftung und Höhe. Der mit 40 Mitgliedern „eher kleine Chor“ könne dort bei allen Abstandsregeln gut proben. „Mit einem wunderschönen Klangerlebnis, das man sonst nur von Aufführungen kennt.“

 

In Bethen stört die Kuppel

 

In der Wallfahrtsbasilika Bethen mit ihrer Kuppel sei gerade das „akustisch schwierig“, berichtet Christian Kienel, dort Leiter des Basilikachors. Er werde mit dem Chor wohl im Pfarrheim proben. Die Höhe hat er schon gemessen („passt“), den Abstand könne man dort auch einhalten.

Alle Chorleiter berichten, dass viele Sängerinnen und Sänger noch zögern, zu den Proben zu kommen. Bei dem eher hohen Altersdurchschnitt sei die Sorge mancher Chormitglieder verständlich, erst einmal abzuwarten.

 

Höhepunkte fallen aus

 

Und alle Chorleiter berichten, dass wichtige Aufführungen und Auftritte wegen Corona nicht möglich waren, Termine, die als Höhepunkte zum Chorleben gehören.

Bei den Chören von Manuel Uhing, Kirchenmusiker in Oldenburg St. Willehad, war es das Weihnachtskonzert in der Kirche St. Peter. Ein Großereignis, das schon lange vorbereitet wurde. Als Ersatz überlegt Uhing, „irgendwann im kommenden Jahr“ ein großes Chorkonzert anzusetzen.

 

Noten für Zukunft waren gefragt

 

Dafür hatte er schon Notenpakete ausgelegt, kurz bevor die Kirche geschlossen wurde. Ob und wann ein solches Konzert 2021 überhaupt stattfinden könne, sei noch völlig unklar. Die Noten seien aber abgeholt worden, berichtet Uhing. Für alle sei wohl klar: „Irgendwie muss es mit dem Chor weitergehen.“

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