Hermann Volmer hat Sammelleidenschaft für alles Religiöse

So wirbt eine Ausstellung in Ahaus für den Dialog der Religionen

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Hermann Volmer ist weit gereist. Der pensionierte katholische Religionslehrer aus dem münsterländischen Ahaus hat sich immer für andere Religionen interessiert, für ihre Riten und Symbole, für ihre Spiritualität. In einer kleinen Ausstellung zeigt er Sammlerstücke aus vielen Ländern. Warum Volmer damit für den Dialog der Religionen wirbt, erzählt er „Kirche-und-Leben.de“.

Die Aussage des berühmten Tübinger Theologen Hans Küng, nach der es keinen Frieden unter den Nationen geben kann ohne den Frieden unter den Religionen, hat es Hermann Volmer angetan. In seiner Heimatstadt Ahaus wirbt Volmer seit Jahrzehnten für den Dialog der Religionen, aktuell mit einer kleinen Ausstellung „Religionen der Welt in Bildern und Symbolen“.

„Die Präsentation meiner Sammlerstücke hat mir Freude gemacht. Wir brauchen Kenntnisse über die Religionen, von deren Riten und Symbolen, von deren Spiritualität. So entsteht Dialog, der dem Weltfrieden dient“, sagt Volmer. Gezeigt werden seine Sammlerstücke und Fotos mit vielen Erklärungen zu den Weltreligionen und antiken Religionen bis zum 22. Dezember 2021 in der Tonhalle im Kulturquadrat in Ahaus.

 

Begeistert vom Projekt „Weltethos“

 

Der 81-jährige Ahauser, der viele Jahre am Alexander-Hegius-Gymnasium katholische Religion unterrichtete, ist weit gereist und hat sich dabei immer auf Spurensuche begeben, wie die Menschen in fernen Ländern ihre Religion ausüben, ihre Welt deuten und ihrem Leben einen Sinn geben.

Mit Begeisterung hat Volmer das „Projekt Weltethos“ des in diesem Jahr gestorbenen Hans Küng verfolgt, mit dem dieser den Konsens bestehender Gemeinsamkeiten im Ethos den Menschen immer wieder bewusst gemacht hat. Und zwar religiösen wie nicht-religiösen Menschen weltweit.

 

Ehrenvorsitzender im Eine-Welt-Kreis

 

„Es geht um das Prinzip Menschlichkeit und die Verpflichtung auf Gewaltlosigkeit, Gerechtigkeit, Wahrhaftigkeit, ökologische Verantwortung, die Gleichberechtigung und Partnerschaft“, sagt Volmer, der vor 60 Jahren als Priesteramtskandidat während seines Freisemesters in Tübingen Küngs Vorlesungen hörte und seitdem dessen Theologie verfolgt hat. „Ich war ein andächtiger Schüler Küngs gewesen“, sagt Volmer schmunzelnd.

Priester ist Volmer nicht geworden, dafür aber ein engagierter Streiter für eine gerechte Welt, einer, der viele junge Menschen motivieren konnte, in kirchlichen Eine-Welt-Gruppen mitzumachen. Er ist Ehrenvorsitzender des Arbeitskreises „Eine Welt“ in Ahaus, wo er vor mehr als 30 Jahren im Einsatz für den fairen Handel den Eine-Welt-Laden aufbaute.

 

Besuche am Amazonas und in Nigeria

 

Partnerschaftsarbeit ist für Volmer keine Theorie, sondern persönliche Begegnung. Mehrmals besuchte er den Amazonas, um seinen Schulfreund Bernhard Letschert zu treffen. Der 2011 verstorbene Franziskanerpater lebte fast 30 Jahre im Amazonaswald mit den Tirio-Indianern zusammen. „Unermüdlich bemühte er sich, das Überleben der Indios zu sichern und eine Symbiose zwischen ihrem Naturglauben und christlichen Vorstellungen im Sinn einer Inkulturation zu erwirken“, sagt Volmer.

Bei einer Begegnung am Amazonas schenkte ihm ein Häuptling eine Tonfigur einer indianischen Gottheit aus dem nördlichen Amazonas-Gebiet, die in der Ausstellung gezeigt wird. Zu sehen ist dort auch ein Kreuz mit einem schwarz-afrikanischen Jesus, das Volmer in Nigeria erwarb.

 

Aufnahme im Stamm der Ibo in Nigeria

 

Bei einem Besuch dort, der über einen in Ahaus tätigen Kaplan aus Nigeria zustande kam, wurde Volmer in den Stamm der „Ibo“ im Südosten Nigerias aufgenommen und zum „Chief“ mit dem Namen „Nwanne di namba“ ernannt. Der Name bedeutet übersetzt: „Freund, der in der Fremde wohnt.“

Volmer zeigt auch Fotos von seiner Begegnung mit dem Dalai Lama in Dharamsala, dem indischen Wohnsitz des geistlichen Oberhaupts der Tibeter. Der Dalai Lama überreichte dem Ahauser als Zeichen der Anerkennung und Verbundenheit einen Gebetsschal.

Mehrmals besuchte Volmer das Heilige Land, die Türkei und viele andere Länder, um dort immer wieder religiöse Gegenstände zu erwerben. „Sie sind nicht wertvoll im Sinn des materiellen Werts. Sie stehen aber als Symbole der jeweiligen Religion.“ Gekauft habe er beispielsweise einen Teller mit dem Siegel von Sultan Mehmed II. als ein Zeichen für den Islam, deren Symbolik begrenzt ist.

 

Foto-Dokumentation des Dialogs

 

In der Ausstellung dokumentiert Volmer mit Fotos Stationen, die zeigen, was Religionen für den Weltfrieden tun. Zu sehen ist beispielsweise ein Bild vom Weltgebetstreffen vieler Religionsvertreter 1986 in Assisi, das auf Einladung von Papst Johannes Paul II. zustande kam.

Den Besucherinnen und Besuchern der Ausstellung gibt Volmer mehrere Zitate mit auf den Weg, die für ihn für den Dialog der Religionen stehen. So sagt das Zweite Vatikanische Konzil: „Die katholische Kirche lehnt nichts von alldem ab, was in anderen Religionen wahr und heilig ist.“

 

Weisheiten aus Indien und Afghanistan

 

Eine Weisheit aus Indien lautet: „Ein und derselbe Mond spiegelt sich in allen Wassern.“ Und besonders anrührend findet Volmer eine islamische Weisheit aus der persischen Sufi-Mystik, die im 13. Jahrhundert ein Dichter aus dem heutigen Afghanistan den Menschen ins Stammbuch schrieb: „Jenseits von richtig und falsch liegt ein Ort – dort treffen wir uns.“

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