Vom Tannenbaum bis zum Geschenke-Einpacken

So wird das Weihnachtsfest nachhaltig: Ideen einer Bloggerin aus Rheine

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Birgitta Bolte vermeidet nebenberuflich Müll und gibt auf ihrem Instagram-Account Tipps für einen nachhaltigen Lebensstil. Sie gehört als „Zero-Waste-Aktivistin“ zu der Initiative „Talentfrauen“ der Katholischen Frauengemeinschaft Deutschlands (KFD). Unter anderem über das Netzwerk des KFD-Diözesanverbands Münster können sich Gruppen „Talentfrauen“ für Vorträge und Workshops einladen. Birgitta Bolte arbeitet als freiberufliche Lektorin und lebt mit ihrer Familie in Rheine. „Kirche-und-Leben.de“ hat mit ihr über ein nachhaltiges Weihnachtsfest gesprochen.

Frau Bolte, Weihnachten ist für viele Menschen ein hochemotionales Ereignis, das viel Vorbereitung erfordert. Ist nachhaltig da nicht zu kompliziert?

Das finde ich gar nicht, aber ich bin auch seit fünf Jahren in dem Thema drin. Ich finde, klein anzufangen ist auch ein erster Schritt: Wie kaufe ich ein, was kaufe ich ein, wie ernähre ich mich? Das kann das ganze Jahr über ein Thema sein.

Advent und Weihnachten – da muss es blinken, da muss es glitzern. In keiner Jahreszeit wird so aufwändig dekoriert. Welche Tipps haben Sie?

Die Bloggerin Birgitta Bolte aus Rheine setzt sich seit fünf Jahren für einen nachhaltigen Lebensstil ein. | Foto: privat
Die Bloggerin Birgitta Bolte aus Rheine setzt sich seit fünf Jahren für einen nachhaltigen Lebensstil ein. | Foto: privat

Deko ist sinnvoll, man muss sich nicht unbedingt jedes Jahr neu eindecken oder noch mehr Lichter anbringen. Klar gibt es bei uns auch Lichterketten, aber die sind mit Energiesparbirnen versehen. Wir stellen jedes Jahr im Advent die Krippe auf, bis Heiligabend ohne Figuren. Vorher sind nur die Hirten und Schafe da und es liegen ein paar Tannenzweige drum herum. Wir lieben es schlicht und minimalistisch. Wer es üppiger mag: Ein Gang ins Sozialkaufhaus lohnt sich! In Rheine gibt es zwei, die ich öfter besuche, ob ich nun etwas hinbringe oder etwas kaufe. Dort gibt es ganze Kugelpakete, mit denen sich die Wohnung dekorieren oder der Baum einkleiden lässt. Vieles lässt sich gut gebraucht einkaufen.

Wie sieht es denn mit nachhaltigen Tannenbäumen aus?

Informationen im Netz:
www.wertvolllebenohneplastik.de

Dieser Brauch stirbt vielleicht irgendwann aus, dass man den Tannenbaum extra fällt und sich dann einen Totbaum ins Wohnzimmer stellt. Wer trotzdem einen Baum möchte, kann darauf achten, dass dieser mit einem Umweltsiegel zertifiziert ist. Davon abgesehen, gibt es verschiedene Möglichkeiten, sich einen lebenden Baum aufzustellen: Familien haben ihren Baum im Topf im Garten, den holen sie sich ins Wohnzimmer. Es gibt Mietprojekte, die einen lebendigen Baum vermieten, oder seit einiger Zeit den „Keinachtsbaum“. Allein den Namen finde ich aus meiner beruflichen Perspektive als Lektorin schon genial. Er geht zurück auf eine fiktive Erfindung der schwedischen Kinderbuchfiguren Petterson und Findus, die ein Start-Up aufgegriffen hat. Dieses hat ein Stecksystem für einen Weihnachtsbaum entwickelt. Die Zweige werden dabei in vorgebohrte Löcher in einen Stamm gesteckt. Platzsparend und effektvoll ist auch, gesammelte Äste zu einem Dreieck zu verbinden oder einfach eine Lichterkette in Dreiecksform zu fixieren – und flach an die Wand zu hängen. Bei so vielen Alternativideen würde ich mir wünschen, dass der Standard-Totbaum irgendwann ausstirbt. Ansonsten habe ich natürlich ein Problem mit dem Aussterben, bei diesem Brauch nicht.

Wie komme ich an nachhaltige Geschenke?

Aus alten Gesangbüchern entstand dieser „Notenengel“ – ein gutes Beispiel für nachhaltige Geschenke. | Foto: Michael Bönte
Aus alten Gesangbüchern entstand dieser „Notenengel“ – ein gutes Beispiel für nachhaltige Geschenke. | Foto: Michael Bönte

Selber machen! Das finde ich persönlich am schönsten, denn es ist etwas, für das man sich Zeit genommen und darüber nachgedacht hat: Was kann der andere wirklich brauchen oder aufbrauchen? Man verschenkt etwas von sich mit. Der Klassiker sind Marmeladen, Chutneys oder Liköre. Meiner Mutter habe ich ein Spültuch gestrickt. Sie sagt, für das Gläserabspülen sei es perfekt. Aus unbehandelter Paketschnur lassen sich prima Topfschwämme häkeln. Klassische Schwämme bestehen ja auch meist aus Plastik. Und Abspülen muss man ja an Weihnachten immer viel.

Was kann der tun, der handwerklich nicht so begabt ist?

Ich bin ein großer Fan von „Zeit statt Zeug“-Geschenken. Paten- und Mitgliedschaften zu verschenken, finde ich immer sinnvoll. Die Paten können Kindern beispielsweise „Patentage“ schenken. Aufgrund von Corona konnten die Paten mit meinen Kindern im vergangenen Jahr keinen Ausflug unternehmen. Da wurden dann „Lavatörtchen“ gebacken, kleine Kuchen, wo die flüssige Schokolade wie Lava ausbricht … verboten lecker! Grundsätzlich geht es um diese intensive, tolle Beziehungszeit, die man durchs gemeinsame Tun miteinander verbringen kann. Auch bieten sich Gutscheine für Kurse in den Familienbildungsstätten an. Eine Idee kann auch sein, im Freundeskreis Workshops zu veranstalten, in dem jeder aus seinem Beruf ein Thema vermittelt. Eine befreundete Mediengestalterin hat uns mal gezeigt, wie man mit wenigen Strichen Figuren aufs Papier bringt und ein Comic zeichnet!

Das Einpacken ist ja auch so eine Sache …

Das geht ganz leicht! Auch in den kleinsten Schnipsel lässt sich noch etwas einpacken, wenn man nur die Perspektive wechselt … Abraten möchte ich von Geschenkpapier mit Glitzer. Dabei handelt es sich um Mikroplastik, dieses Papier darf daher nicht ins Altpapier. Unsere Kinder haben auch schon mal Zeitungen mit Wasserfarben bemalt, das gab schönes Packpapier. Meine Schwester nutzt immer das Papier vom vergangenen Jahr. In Japan ist vor allem das Einpacken mit Stoff kulturell verankert. Dort gibt es für verschiedene Einpacktechniken sogar eigene Namen, wie ich kürzlich gelesen habe. Wer sich aktuell mit nachhaltigem Weihnachtsfest beschäftigt, bekommt in den sozialen Medien viele Tipps. Es lohnt sich, über den Tellerrand zu schauen und etwas Neues auszuprobieren.

Haben Sie da für Ihre Familie eine Idee?

Wir feiern bei meiner Mutter im Schwarzwald. Ich bringe wahrscheinlich einige vegane Gerichte auf den Tisch – das ist Überraschung genug … Ansonsten genießen wir die Zeit miteinander, da wir uns auch nicht so oft sehen.

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