Jutta Allmendinger bei Vortrag in Rom

Soziologin: Kirche braucht bessere Kommunikation - Köln sei „Desaster“

  • Um Vertrauen zurückzugewinnen, rät die Soziologin Jutta Allmendinger der katholischen Kirche zu einer besseren Kommunikation.
  • Die Kirche müsse echte Aufarbeitungsstrukturen schaffen und sich für Missbrauch durch Geistliche entschuldigen.
  • Als Negativbeispiel hob sie das Erzbistum Köln mit Verweis auf die Vertrauenskrise hervor.

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Die Soziologin Jutta Allmendinger rät der katholischen Kirche zu besserer Kommunikation, um Vertrauen wiederzugewinnen. „Ihr seid schlecht darin, die Vision, die ihr habt, zu kommunizieren“, sagte die Präsidentin des Wissenschaftszentrums Berlin für Sozialforschung am Donnerstagabend in der deutschen Botschaft am Heiligen Stuhl in Rom. Wie anderen Kirchen auch, gehe es der katholischen Kirche eigentlich darum, Menschen zusammenzubringen und gleichberechtigt zu behandeln. „Aber die Leute sehen das nicht.“

Die Kirche müsse sich für Missbrauch durch Geistliche entschuldigen und echte Aufarbeitungsstrukturen schaffen, sagte die Professorin, die 2021 in die Päpstliche Akademie der Sozialwissenschaften berufen wurde. Die Kirche sei zudem nicht ehrlich genug. „Schaut nach Köln, das ist ein Desaster“, sagte sie und verwies damit auf die Vertrauenskrise im Erzbistum Köln, Deutschlands mitgliederstärkster Diözese, die sich vor allem an der Missbrauchsaufarbeitung entzündete.

Verpflichtender Zivildienst als Idee

In ihrem Vortrag stellte Allmendinger die Frage nach Vertrauen in der Gesellschaft in den Mittelpunkt ihrer Ausführungen. Sie forderte, Menschen aus unterschiedlichen Netzwerken wieder zusammenzubringen, etwa durch einen verpflichtenden Zivildienst für jedermann. Vertrauen in einer Gesellschaft könne nur entstehen, „wenn man eine Vorstellung davon hat, wie andere ticken“.

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