Pfarrei im Kreis Vechta organisiert Projekt mit Ehrenamtlichen

St. Viktor Damme hilft Schulkindern bei Corona-Lücken

Viele Grundschulkinder in Damme (Kreis Vechta) haben wegen der Corona-Einschränkungen Rückstände beim Schulpensum. Die Pfarrei St. Viktor hat Ehrenamtliche organisiert, die ihnen in den Sommerferien Nachhilfe geben.

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Corona – und keiner konnte zur Schule gehen. Auch nicht in die Grundschulen in Damme (Kreis Vechta). Caritasberaterin Elisabeth Vodde-Börgerding berichtet: „Ich dachte immer: Wie traurig ist das jetzt in den Familien – wir müssen was tun.“ Für sie war klar: Die Kinder brauchen Unterricht.

Die 62-jährige Sozialarbeiterin berät Flüchtlinge bei der Caritas in Damme. Besonders Kinder aus diesen Familien würden Probleme mit ausgefallenem Unterricht haben, das wusste sie. Lernen zu Hause, das funktioniere oft nicht. „Da fehlt mal die Technik, mal klappt es mit der Sprache nicht, mal stehen die Eltern nicht dahinter.“ 

 

Evangelisches Projekt war Beispiel

 

Am 2. Juni hörte sie im Radio von einem Projekt in Lüneburg; die evangelische Gemeinde dort organisierte Nachhilfe für Grundschulkinder in Corona-Zeiten – weil sie in ihrem großen Gemeindehaus dafür Platz hatte. Vodde-Börgerding war wie elektrisiert: „Das können wir doch auch.“ Das Pfarrheim St. Viktor in Damme hat schließlich zehn Räume.

Am nächsten Morgen schlug sie Pfarrer Heiner Zumdohme ein vergleichbares Projekt vor („Der war sofort dafür“). Keine drei Wochen später, am 22. Juni, begann die Arbeit. Nachdem in Rekordzeit Räume hergerichtet, ein Hygienekonzept und Projektpläne geschrieben, Zuschussanträge formuliert waren. Das besorgte Vodde-Börgerding mit ihrer Kollegin Cornelia Emken von der Dekanatscaritas.

 

45 Kinder werden betreut

 

Heute werden hier 45 Kinder aus vier Grundschulen der Stadt vormittags betreut, die Hälfte von ihnen kommt aus deutschen Familien. Nachhilfe geben 17 junge Freiwillige, Studentinnen oder Schülerinnen. Noch bis zum Ende der niedersächsischen Sommerferien Ende August läuft das Projekt.

In den Grundschulen habe man das Problem schon lange gesehen, berichtet Vodde-Börgerding. „Die Schulleitungen waren sehr dankbar, haben uns Material gegeben und geholfen, wo sie nur konnten.“ Zum  Beispiel, indem sie das Projekt bei Eltern erst einmal vorstellten.

 

Jedes Kind mit einer besonderen Hilfe

 

Die Kinder werden in zwei Schichten zwischen 9 und 12 Uhr unterrichtet. „Dadurch erreichen wir eine Eins-zu-Eins-Betreuung“, berichtet Vodde-Börgerding. „Die Kinder genießen das: Endlich kümmert sich beim Lernen jemand besonders um sie.“

Zum Beispiel Liridona Neziraj aus Damme, 22 Jahre alt und Lehramtsstudentin in Vechta. Sie war von der Aufgabe fasziniert, Kinder mit solchen Problemen zu helfen. Oder Rabea Nuxoll, 18-jährige Schülerin aus Dinklage. Sie überlegt, Lehrerin zu werden. Da findet sie diese Ferienarbeit zur Orientierung besonders spannend. Beide hätten mit ihren üblichen Ferienjobs bei Fabriken in der Umgebung das Doppelte verdienen können, aber die Arbeit mit den Kindern reizt sie. „Die sind so dankbar“, sagt Rabea Nuxoll.

 

„Echte Caritas in der Gemeinde“

 

Heiner Zumdohme, Pfarrer von St. Viktor, ist von dem Projekt restlos begeistert. „Das ist endlich einmal ein Projekt, das echte Caritas in der Gemeinde möglich macht.“ Zudem sei das „ein Dienst, den wir als Kirche schnell und unkompliziert leisten können.“

Zumdohme hat sich im Pfarreirat auch besonders für das Projekt eingesetzt: „Da müssen wir unbedingt ran“, habe er gesagt, „das müssen wir, egal wie, verwirklichen.“ Scheitern können hätte es am Geld, wenn es keine Zuschüsse gegeben hätte für das Honorar der Lehrkräfte. Für Zumdohme war klar: „Wenn wir das Geld nicht bekommen hätten, hätten wir als Gemeinde St. Viktor dafür geradegestanden.“ 

 

Finanziert aus Corona-Hilfe der Kirche

 

Gezahlt haben schließlich der Corona-Hilfsfonds des Bischöflichen Offizialats in Vechta und eine Stiftung des oldenburgischen Landes-Caritasverbandes, je 7.000 Euro.

Geflossen wäre das Geld sonst vielleicht vom Caritas-Konto der Gemeinde, über das der Pfarrer in Absprache mit dem Sozialausschuss der Gemeinde verfügen kann. Dort liegen Einnahmen aus Spenden und den jährlichen Caritaskollekten.

 

Auch Pfarrgemeinde zahlte Zuschuss

 

Einen Teil der Kosten hat die Gemeinde doch noch von diesem Konto nehmen müssen: 2.000 Euro für Material. Zumdohme: „Aber das ist gut angelegtes Geld.“

Das findet auch Elisabeth Vodde-Börgerding. Als das Projekt noch nachmittgs nach der Schule lief, stand ein Junge morgens vor der Lehrerin und sagte stolz: „Ich habe zum ersten Mal in meinem Leben die ganzen Hausaufgaben!“ Vodde-Börgerding hörte davon und sagt zufrieden: „Da wusste ich, wir machen alles richtig.“

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