Schwere Finanzkrise – Josefsstiftung übergibt Anteile an Betreibergesellschaft

Stadt übernimmt katholisches Krankenhaus in Delmenhorst

Das katholische Krankenhaus in Delmenhorst wird an eine kommunale Trägergesellschaft übergehen. Das hat der Stadtrat von Delmenhorst am Dienstagabend beschlossen.

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Die Stadt Delmenhorst will im März kommenden Jahres das Krankenhaus Josefshospital komplett übernehmen. Dahin gehende Verhandlungen sollen weitergeführt werden. Das hat der Stadtrat am Dienstagabend einmütig beschlossen. In der Sitzung des Stadtrates hieß es, diese Lösung sei besser, als den Krankenhausstandort an einen privaten Betreiber zu übergeben.

Das Josefshospital war 2015 durch die Fusion des katholischen Krankenhauses St.-Josefs-Stift und des städtischen Klinikums entstanden. Die katholische Stiftung St. Josef hält 90 Prozent der Anteile an einer neuen gemeinnützigen GmbH, die Stadt Delmenhorst 10 Prozent. Nach Beginn der Krise hatte die Stiftung St. Josef angeboten, ihre Anteile an der GmbH an die Stadt abzugeben.

 

23 Millionen Euro Finanzbedarf

 

Das Krankenhaus steht wegen einer drohenden Insolvenz zurzeit in einem so genannten Schutzschirmverfahren. Das Insolvenzrecht ermöglicht dem betroffenen Management, durch eigene Initiative einen Weg aus der Krise zu finden. Anfang Dezember soll sie in eine geregelte Insolvenz gehen. Für einen wirtschaftlichen Neuanfang muss die Stadt Delmenhorst nach offiziellen Angaben rund 23 Millionen Euro finanzieren. Allein zum Jahresende rechnen die Sanierer mit einem Defizit von 10 Millionen Euro. Das Bischöflich Münstersche Offizialat hat zwischenzeitlich einen Zuschuss aus Kirchensteuermitteln für das Krankenhaus ausgeschlossen.

Zur Sanierung des Krankenhauses wird es nach Ansicht der Sanierer notwendig, 160 der 630 Vollzeitstellen zu streichen. Nach der Fusion verfügte das Josefshospital über 320 Planbetten.

 

Zurückgehende Patientenzahlen

 

Den Grund für die Finanzkrise des Hauses sehen Fachleute in deutlich zurückgehenden Patientenzahlen. Das schnelle Zusammenlegen beider Häuser an einem Standort, um an dem anderen Standort neu zu bauen, habe zu Reibungsverlusten geführt und die Menschen in Delmenhorst irritiert.

Inzwischen rechnen die Sanierer so: 50 Prozent der Menschen in der Stadt, die ins Krankenhaus müssen, kommen in das Josefshospital. Normal wäre ein Anteil von 80 Prozent. Fachleute betonen, die Taten des Krankenpflegers Niels H., der im früheren Klinikum Delmenhorst durch eine Mordserie bekannt wurde, habe das Vertrauen der Menschen zwar erschüttert, sei aber aus wirtschaftlicher Sicht nicht entscheidend.

Das Land Niedersachsen hat für einen Neubau 70 Millionen Euro zur Verfügung gestellt. Diese Summe wird jedoch nicht ausreichen. Auch dort müsste die Stadt mit eigenen Mitteln einspringen.

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