Was Hochschulgemeinden bieten – ein Besuch in Oldenburg

Start für die Studierendengemeinden Münster, Oldenburg und Vechta

Ronja Paffrath schreibt ihre Doktorarbeit über Spurenelemente, Christian Hasler studiert Chemie. Beide machen mit im Team der Katholischen Hochschulgemeinde (KHG) Oldenburg.

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Donnerstags geht es immer um etwas ganz anderes. Dann muss Ronja Paffrath mal nicht nachdenken über Spurenelemente im Meerwasser der Arktis. Die 29-Jährige schreibt gerade ihre Doktorarbeit. Dafür untersucht sie die Zirkulation der Ozeane. Auch Christian Haslers Gedanken kreisen dann nicht um chemische Stoffe. Der 27-Jährige Chemiker plant gerade sein Masterstudium.

Die Termine zum Semesterstart: Kasten am Ende des Textes

Aber - wie gesagt: Donnerstagsabends ist das nicht so wichtig, bei den Treffen der katholischen Hochschulgemeinde (KHG) in Oldenburg.  Zuerst zu einem Gottesdienst im Raum der Stille, dann zum Abendessen und danach zum dem, was jeweils als Programmpunkt geplant ist: Spieleabende, Diskussionen, Vorträge.

 

Das Angebot der Hochschulgemeinde überzeugte sie

 

Von Beginn an gefiel Ronja Paffrath die Willkommenskultur in der Studentengemeinde. Egal, ob Erstsemester oder alter Hase: „Man fühlte sich sofort zugehörig“, erinnert sie sich und beschreibt, was sie anzog und was sie so aus ihrer Heimat nicht kannte: „Glauben in Gemeinschaft zu erleben. Das  habe ich hier noch einmal anders und neu erfahren.“

Vor neun Jahren besuchte sie  zum ersten Mal so einen Abend. Sie war gerade aus Bocholt nach Oldenburg gezogen, direkt nach dem Abitur am bischöflichen St.-Josef-Gymnasium. Anfangs kam sie als Teilnehmerin. „Später habe ich selbst Gottesdienste mit vorbereitet und Angebote mitgeplant.“ Heute zählt die junge Wissenschaftlerin zum KHG-Team. Genauso wie Christian Hasler. Gott und Wissenschaft sind für den Chemiker kein Widerspruch.

 

In der KHG geht es um andere Fragen als im Studium

 

„Ich war immer naturwissenschaftlich interessiert, aber auch daran, ob es da nicht noch mehr gibt. Dinge, die die Wissenschaft nicht beantworten kann.“ Die Frage nach Gott oder die nach dem Sinn des Lebens zum Beispiel. Dafür bleibt in einem  Chemiestudium wenig Raum. Dafür in der KHG.

Das Team dort überlegt immer wieder neu, wie sich die Studierenden am besten ansprechen lassen – zwischen Mensa, Prüfungen und Vorlesungen. Ronja Paffrath erklärt: „Für die meisten Studenten waren Gott und Glaube lange kein Thema mehr. Nach Kommunion, Konfirmation oder Firmung hatten viele nie wieder etwas damit zu tun.“

 

Große Zahlen hat man in der KHG selten

 

Hochschulseelsorgerin Ute Marita Winter und die anderen im Team gehen trotzdem immer wieder auf sie zu, Semester für Semester. Dabei ist allen bewusst: Es geht um kleine Zahlen. Zu theologischen Vorträgen kommt oft nur eine Handvoll. Bei Spieleabenden, Spargelessen, beim Sommerfest, Kegeln oder zum Open-Air-Kino sind es auch schon mal mehr.

„Zu einseitig darf das Angebot nicht sein“, sagt Christian Hasler. „Wir möchten ja nicht jeden  Donnerstag Vorträge hören. Die Studierenden haben ja den ganzen Tag schon in Vorlesungen gesessen. Da kommt es auf eine gute Mischung an. Damit möglichst viele wiederkommen.“

 

Der Donnerstagabend ist zentraler Termin der Hochschulgemeinde

 

Der Termin am Donnerstagabend ist das Zentrum der Arbeit der Hochschulgemeinde, aber er ist nicht alles. Zweimal im Semester lädt die Gemeinde zum Gottesdienst ein, neben den Eröffnungs- und Abschluss-Gottesdiensten. Auch Weihbischof Wilfried Theising hat schon mit uns Messe gefeiert“, freut sich Christian Hasler.

Dazu bietet die KHG einmal im Monat eine Frühschicht vor dem Vorlesungsbetrieb, in jedem Semester eine dreitägige Fahrt, meistens an die Nordsee, dazu Kegeln oder ein Sommerfest. Und zum Beginn und zum Ende eines Semesters jeweils einen Gottesdienst gemeinsam mit der evangelischen Studentengemeinde.

 

„In der KHG kann ich gut Ideen umsetzen“

 

„Dadurch, dass wir eine so kleine Studentengemeinde  sind, können wir gut Ideen umsetzen“, sagt Christian Hasler. Er organisiert zum Beispiel die „Nacht der Lichter“, die er selbst angestoßen hat. Warum hält er ein spezielles Angebot für Studierende überhaupt für wichtig? Christian Hasler: „Weil es ein gutes Angebot ist für junge Leute in einer speziellen Situation, oft weit weg von zu Hause, die einen Ort zum Ankommen suchen.“

Ronja Paffrath ergänzt: „Die KHG ist auch wichtig als Ort, an den man mit seinen Problemen kommen kann.“ Schaffe ich die nächste Klausur? Habe ich mir in diesem Semester zu viel vorgenommen? Sie gibt dann auch mal Ratschläge und macht Mut. Und sie freut sich darüber, „dass ich dann auch etwas zurückzugeben kann. Damit andere Studierende auch eine gute Zeit erleben, so wie ich es konnte.“

 

Glaube und Naturwissenschaft sind für sie keine Gegensätze

 

Sie ist längst in Oldenburg angekommen. „Nach Hause fahre ich nur etwa alle zwei Monate“, sagt sie. Und wie sieht sie das mit der Frage nach Gott und der Wissenschaft? „Für mich ist das kein Widerspruch. Da ist mein Studium auf der einen Seite und mein Glaube auf der anderen. Ich versuche nicht zwanghaft, das zusammen zu bringen oder zu vergleichen.“

Semesterstart in den Hochschulgemeinden
Eine ökumenische Feier im Dom in Münster bildet den Auftakt der Semester-Eröffnungs-Gottesdienste im Herbst 2019 an den drei Universitäts-Standorten im Bistum Münster. Beginn ist am Mittwoch, 9. Oktober, um 20 Uhr. Studierende gestalen den Gottesdienst musikalisch und inhaltlich, Kirche-und-Leben.de überträgt live im Internet. Im Anschluss lädt die Katholische Studierenden- und Hochschulgemeinde (KSHG) Münster ein zu ihrer traditionellen Party zum Semesterbeginn.

Ebenfalls mit einer ökumenischen Gottesdienstfeier starten Hochschulangehörige der Universität Vechta in das neue Wintersemester. Beginn ist am Dienstag, 15. Oktober, um 19 Uhr in der Kapelle des Gemeindezentrums „Kirche am Campus“.

Am Universitäts-Standort Oldenburg treffen sich Studierende und Lehrende am Mittwoch, 16. Oktober, um 18.15 Uhr in der Kirche der Evangelischen Studentengemeinde (ESG) zu einer ökumenischen Gottesdienstfeier zum Semesterbeginn.

Münster, Vechta und Oldenburg sind die drei Standorte der katholischen Hochschul-Seelsorge im Bistum. Der größte ist Münster. An der Universität und den Fachhochschulen in der Stadt waren zum Sommersemester rund 60.000 Studierende eingeschrieben. Die KSHG hat ihre Zentrale in der Frauenstraße 3-6. Oldenburg zählt an der Universität und einer Fachhochschule insgesamt 17.000 Studierende und ist zweitgrößte Universitätsstadt im Bistum. Die Katholische Hochschulgemeinde (KHG) dort hat ihre Zentrale Unter den Linden 23. Die Universität Vechta zählt rund 5.200 Studierende. Die Zentrale der KHG dort hat ihren Sitz in der Kirche am Campus, Feldmannskamp 1. Die Kirche am Campus ist seit 2014 neues Zentrum der katholischen und  evangelischen Hochschulseelsorge am Standort Vechta. KHG und ESG arbeiten dort eng zusammen.

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