Weihbischof Hegge feiert Outdoor-Firmung mit 350 Gläubigen in Tecklenburg

Kirchengemeinden entdecken Freilichtbühnen als Veranstaltungsort

  • Kirchengemeinde darf Freilichtbühne Tecklenburg kostenfrei nutzen
  • Weihbischof Christoph Hegge von der Bühne für die Firmung begeistert
  • Verband deutscher Freilichtbühnen lobt alternative Nutzung durch Kirchengemeinden

Anzeige

Statt „Besuch der alten Dame“ kam der Weihbischof, statt Bühnennebel gab es Weihrauch: Die historische Burg der Freilichtbühne Tecklenburg ist in diesem Coronajahr Kulisse für zahlreiche Gottesdienste. „In dem Stück habe ich als Jugendlicher mitgespielt“, sagte Weihbischof Christoph Hegge am Ende der Firmung und deutete auf das große Plakat an der Mauer. Dort sind mit dem „Besuch der alten Dame“ von Friedrich Dürrenmatt und dem „Zauberer von OZ“ die Musicals für diese Saison angekündigt. Die kann leider niemand sehen, über 50.000 Karten musste die Bühne mit Gutschriften oder Umtausch rückabwickeln.

Dass der Weihbischof jetzt die Firmung der Gemeinde Seliger Niels Stensen Lengerich mit 350 Gästen auf der Freilichtbühne Tecklenburg feiern konnte, war die Idee von Kaplan Ernst Willenbrink: „Wenn wir schon so einen schönen Ort hier haben, wo sich auch in Corona-Zeiten viele Menschen versammeln können, warum denn nicht?“, so der Kaplan, der für seine innovativen Ideen bekannt ist. Im kleinen Örtchen Kattenvenne klingelte er vor Corona bei jedem katholischen Haushalt an der Tür, und zum 18. Geburtstag gratuliert er den jungen Erwachsenen der Gemeinde persönlich.

 

Requisite von „Don Camillo und Peppone“

 

Zum Glück hatte der Kaplan mit dem Ehepaar Schreck gleich die richtigen Helfer an Bord: Manfred Schreck gehört zum Geschäftsführenden Vorstand der Bühne, seine Frau zum ehrenamtlichen Küsterteam St. Michael Tecklenburg: „Wir können für Musical-Chorproben immer die Pfarrhäuser der beiden Kirchen nutzen. Da haben wir natürlich ja gesagt, als die Anfrage kam“, schildert Manfred Schreck. Die Kirchengemeinde kann die Bühne kostenfrei nutzen. Auch die Requisite kam zum Einsatz: Der Altar und das Altarbild, ein Tryptichon von Petro Perugino, spielten in „Don Camillo und Peppone“ mit, das 2019 aufgeführt wurde. In diesem Jahr nutzen es außerdem die katholische Sommerkirche und der ökumenische Erntedankgottesdienst.

Der Verband der deutschen Freilichtbühnen befürwortet eine alternative Nutzung: „Das finde ich eine lobenswerte Idee“, sagte Heribert Knecht auf Anfrage von „Kirche-und-Leben.de“ Die Bühnen müssten allerdings selbstständig entscheiden, wie und was sie organisieren möchten. Mit dabei ist auch die Freilichtbühne Coesfeld, auf der jeden Sonntag Gottesdienst gefeiert wird. Wie die Kirchengemeinde Seliger Niels Stensen plant auch die Gemeinde St. Christophorus einen Weihnachtsgottesdienst auf ihrer Freilichtbühne Werne von 1959.

 

Standleitung zu Gott bei Firmung 

 

Wieviel Arbeit trotz viel Platz in einer Firmung steckt, konnte am Wochenende beobachtet werden: Silvia Schwarze vom Katechetenteam hatte Anwesenheitslisten erstellt, für die Firmlinge und Eltern gab es aufgeklebte Platzkarten. „Recieve the Power – Empfange den Heilige Geist“ lautete das Thema: „Ihr habt eine Standleitung zu Gott, ihr seid sozusagen immer online bei ihm“, predigte Weihbischof Hegge bei strahlendem Sonnenschein. Und die Firmung dauerte, wie Pfarrer Peter Kossen ihm vorher geraten hatte, „nicht länger, als ein gutes Musical“.

Anzeige