Geheimtipp Rom: Weil ein Pfingstbrauch ausfällt, kommt die Göttin Flora wieder zu Ehren

Statt Rosenregen im Pantheon Rosen sehen am Aventin

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Wer glaubt, mit dem Petersdom und den großen Kirchen, dem Forum Romanum und dem Künstlerviertel Trastevere alles in Rom gesehen zu haben, der irrt. Kerstin Thiel-Lunghini, Kunsthistorikerin und Stadtführerin, gibt in unserer lockeren exklusiven Serie Einblicke in weniger bekannten Seiten der Ewigen Stadt. Diesmal führt sie in einen besonderen Garten am Hügel des Aventins gegenüber dem Circus Maximus. Ein antiker Ort mit göttlicher Tradition und jüdischer Vergangenheit, der aus einem bestimmten Grund bestens als Ersatz für ein Pfingst-Ritual im Pantheon dienen kann.

Zum zweiten Mal in Folge wird es in diesem Jahr zu Pfingsten wieder keinen „Rosenblütenblätter-Regen“ in der Kirche S. Maria ad Martyres im römischen Pantheon geben. Dabei lässt es sich eigentlich gar nicht besser begreifen, dass an Pfingsten die Feuerzungen des Heiligen Geistes herabkommen, als wenn man zur Pfingstmesse in Rom im Pantheon steht und die römischen Feuerwehrleute mit vollen Händen rote Blütenblätter durch das riesige offene Kuppelauge auf die Gläubigen in die Kirche hinunter streuen.

Natürlich hoffen wir alle, dass zum nächsten Pfingstfest endlich wieder alles seinen gewohnten Gang gehen wird im Pantheon, aber wenigstens können sich die Römer trösten mit der alljährlichen Rosenaustellung im kommunalen Rosengarten am Aventin.

 

Die Feste der Göttin Flora

 

Kerstin Thiel-Lunghini lebt seit langer Zeit mit ihrer Familie in Rom, wo sie als Kunst- und Kultur-Expertin Besuchern etwa unseres Partners Emmaus-Reisen die Ewige Stadt zeigt. | Foto: privat
Kerstin Thiel-Lunghini lebt seit langer Zeit mit ihrer Familie in Rom, wo sie als Kunst- und Kultur-Expertin Besuchern etwa unseres Partners Emmaus-Reisen die Ewige Stadt zeigt. | Foto: privat

Das Areal des römischen Rosengartens ist fantastisch gelegen am Hang des Aventinhügels. Von dort schweift der Blick über die Senke des Circus Maximus, dem antiken Stadion für die Wagenrennen, hinüber zu den majestätischen Ruinen des Kaiserpalastes auf dem Palatinhügel. Der Rosengarten befindet sich genau dort, wo schon in der Antike im Frühjahr die „Floralia“, die Feste der Göttin Flora, ausgerichtet wurden und man die Teilnehmer mit Blumen bestreute.  

Die Idee für den heutigen Rosengarten und den damit verbundenen Rosenpreis der Stadt Rom verdankt die Stadt der Energie einer Amerikanerin, der Fürstin Mary Gailey Senni, die 1932 den ersten Rosengarten auf dem Colle Oppio neben dem Kolosseum anlegen ließ. 1950 wurde der Rosengarten dann an den Aventin verlegt, an diesen damals brach liegenden Hang, der vom 17. bis zum Ende des 19. Jahrhunderts der Friedhof der römischen Juden gewesen war. Um daran zu erinnern, hat die Stadt Rom die Gesetzestafeln des Moses in Stein jeweils am Eingang der beiden Gartenbereiche aufgestellt und die Wege des oberen Rosengartens in Form einer Menorah anlegen lassen.

 

1.000 historische Rosensorten

 

Im oberen Rosengarten befindet sich eine kostbare Sammlung von über 1000 Sorten historischer und moderner Rosen, wohingegen im unteren Garten diejenigen Rosen stehen, die sich für den diesjährigen 79. „Premio Roma“ bewerben.

Noch bis zum 16. Juni ist diese traumhafte Rosenaustellung kostenlos zu besuchen, dann werden die Tore wieder geschlossen. Bis zum nächsten Frühling haben wieder nur die städtischen Gärtner Zugang, um sich um ihre Zöglinge zu kümmern.

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