Vom Neustart auf Abstand über digitale Entdeckungen zu ersten Lockerungen

Start im Shutdown: Stefan Notz ist neuer Propst in Xanten

Am 15. März ist Stefan Notz als neuer Propst von Xanten eingeführt worden - mitten in der Corona-Krise. Die hat seine Arbeit stark beeinflusst. Trotz der Lockerungen fehlen ihm die Begegnungen mit den Menschen.

Anzeige

Propst Stefan Notz erinnert sich noch genau an seinen Start in Xanten. Am 15. März hat er seine Arbeit mitten im „Shutdown“ begonnen. Wochenlang habe er die Meldungen in den Zeitungen verfolgt über das, was nicht stattfindet. Kein Gottesdienst, kein Verkehr auf den Straßen und vieles habe man nur im Internet verfolgt, erinnert er sich. „In dieser Zeit habe ich den intensiveren Umgang mit den digitalen Medien gelernt“, sagt er. „Der Radius hat sich verändert. Menschen, die das Internet nutzen, klicken sich jetzt auch in einen Gottesdienst“, meint Notz.

„Familien sagen mir, dass Kinder auf diese Weise erreicht würden.“ Die digitalen Medien zukünftig für die Seelsorge zu nutzen, bleibt nach seiner Ansicht eine wichtige Aufgabe. Kranke alte, und einsame Menschen hatten auf diese Weise einen Zugang zu den Gottesdiensten. „Viele haben ja ein Tablet oder einen Laptop.“

 

Versammlungen sind wieder möglich

 

Dienstgespräche hat er zunehmend im Konferenzraum geführt. „Mit vier bis fünf Personen können wir uns in dem großen Raum treffen“, sagt er. Versammlungen von größeren Gruppen wurden in der Michaelskapelle organisiert. Propst Notz will auch Videokonferenzen weiterverfolgen. Wenn es sich um reine Arbeitssitzungen handelt und Zeit gespart werden kann, sei diese Form sinnvoll.

Notz hat seit Mitte März seine Aufmerksamkeit auf die Dinge gelegt, die möglich waren: Intensiv hat er sich mit seinen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern ausgetauscht, er hat sich den Dom angesehen, sich mit den Strukturen und Gegebenheiten in der Pfarrei beschäftigt und in Projekte eingearbeitet oder Baustellen begutachtet. Im Seelsorgeteam habe er mit Kaplan Christoph Potowski und den Pastoralreferentinnen Christiane Flüchter und Matthias Heinrich überlegt, wie es in der Seelsorge weitergehen soll. Wenn der Kaplan wechselt, wird kein neuer junger Diözesanpriester folgen, weiß Notz. „Woher soll er kommen?“, fragt er. In Gesprächen mit dem Bistum ist ihm zugesichert worden, dass ein sogenannter Priester der Weltkirche - ein Geistlicher aus einem anderen Land - die Seelsorge verstärken wird. Soviel kann er im Augenblick sagen.

 

Reiche Tradition auch für heute

 

Zurzeit trifft er zahlreiche Menschen in der Stadt. Was ihm fehlt, sind die Treffen mit den klassischen Gruppen, dem Chor, den Messdienern oder der Frauengemeinschaft. Er weiß, dass man die persönliche Begegnung mit Menschen und Gruppen nicht mit Videogesprächen kompensieren kann. „Seelsorge ist ein Beziehungsgeschehen.“ Bei Beerdigungen, Taufen und Hochzeiten ist er diesem Anspruch schon deutlich nähergekommen. „Von Null in den ersten Wochen bis zu den Begegnungen heute hat sich viel entwickelt“, meint er.

Notz hat Xanten als vielgestaltige Gemeinde erlebt, von Marienbaum bis Birten – mit einer eigenen Geschichte und sozialen Struktur. Mit Gruppen und Verbänden, die eine traditionsreiche Vergangenheit haben, oder sich aktuellen Aufgaben stellen, wie die „Welt-Gruppe“, die sich mit dem gerechten Handel auseinandersetzt. Notz will sich den modernen Themen stellen. „Ja, wir haben einen starken Akzent auf der Geschichte. Aber: Wie vermitteln wir diese reiche Tradition in die Moderne. Wir suchen einen Weg aus unserer Gegenwart in eine neue Gestalt, um Kirche zu sein“, überlegt er.

 

Herausforderung für die Seelsorge

 

Die Volkskirche mit ihrem katholischen Milieu funktioniert nicht mehr, ist er sich sicher. „Wir leben in individualistischen Zeiten. Das ist eine Herausforderung für die Seelsorge“, sagt Notz. Er denkt über eine andere Sprache nach. Über eine Sprache, die gerade von den jungen Menschen verstanden wird. „Wir müssen neue Wege gehen wie beispielsweise Christian Olding in Geldern“. Der Priester denkt an die Sakramente, die eine starke Wirkung entfalten könnten. Aber man müsse aufpassen, dass sie nicht geschäftsmäßig abgespult würden. Auch wenn die kirchlichkeit zurückgeht, gibt es heute immer noch Menschen, die mit Gottes Gaben beschenkt sind, und diese auch an andere Menschen einsetzen wollen.

Anzeige