Bundespräsident beim Festakt des 3. Ökumenischen Kirchentages

Steinmeier: „Quälend langsame“ Missbrauchsaufarbeitung in Kirchen

  • Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier hat die Aufarbeitung von Missbrauchsfällen in den Kirchen als „quälend langsam“ bezeichnet.
  • Die Verbrechen der Kirche in diesem Bereich seien lange Zeit vergessen und verschwiegen worden.
  • Für den Bundespräsidenten sind die Kirchen notwendig, um gegen die zunehmenden Spaltungstendenzen in der Gesellschaft anzugehen.

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Die Festveranstaltung des 3. Ökumenischen Kirchentages führte Gastgeber und Gäste aus Politik, Kirchen, Gesellschaft und Kultur zusammen. Bundespräsident Steinmeier sprach in seinem  Grußwort ein Thema an, das für die Kirchen kein Ruhmesblatt ist.

Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier hält die Aufklärung von Fällen sexualisierter Gewalt in den Kirchen für unzureichend. Bei der Festveranstaltung des 3. Ökumenischen Kirchentags in Frankfurt am Main sprach Steinmeier am Freitagabend von einer „quälend langsamen Aufdeckung und Aufarbeitung abscheulicher Verbrechen an den Schwächsten unter uns, an Kindern und Jugendlichen“. Diese Verbrechen seien in den Kirchen lange Zeit vergessen oder verschwiegen worden.

 

Missbrauch ist zentrales Thema

 

Die Missbrauchsfälle in der katholischen und der evangelischen Kirche sind eines der Themen, über die bei den rund 100 Veranstaltungen des Kirchentages diskutiert wird. Der am Donnerstag eröffnete Kirchentag findet wegen der Corona-Pandemie weitgehend digital statt. Die evangelische Kirchentagspräsidentin Bettina Limperg sagte bei der Festveranstaltung, in den Kirchen gebe es vieles, „was unsere Glaubwürdigkeit auf manchmal skandalöse Weise infragestellt. Darüber müssen, und darüber werden wir reden“, sagte sie, als sie zusammen mit dem katholischen Präsidenten Thomas Sternberg die Gäste begrüßte.

In weiten Teilen seiner Rede lobte der Bundespräsident das gesellschaftliche Engagement der Kirchen in Deutschland. „Wir brauchen die Kirchen, wir brauchen engagierte Christinnen und Christen, um gegen die zunehmenden Spaltungstendenzen in unserer Gesellschaft anzugehen“, sagte der Bundespräsident, der zum Abschlussgottesdienst am Sonntag in Frankfurt erwartet wird.

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