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Ministerpräsident Stephan Weil hat die Zusammenarbeit des Landes Niedersachsen mit den Kirchen gelobt. Schnittmengen und gemeinsame Überzeugungen mit den Kirchen sieht der SPD-Politiker in der Sozialpolitik, dem Klimaschutz und in der Integration von Geflüchteten. NDR-Moderatorin Bettina Tietjen wünscht sich mehr Gespräche über Gott in der Gesellschaft.
Niedersachsens Ministerpräsident Stephan Weil (SPD) hat die Staatsleistungen an die Kirchen verteidigt und damit einer Ablösung der Zahlungen eine Absage erteilt: „Die jährlichen finanziellen Leistungen der Bundesländer an die Kirchen sind gut aufgehoben. Es gibt keine Eile, diese abzulösen“, sagte er beim Jahresempfang des Katholischen Büros Niedersachsen in Hannover. Die Staatsleistungen, die sich auf jährlich 600 Millionen Euro belaufen, sollen nach Plänen der Bundesregierung mit einer Einmalzahlung abgegolten werden.
Weil lobte die Zusammenarbeit mit den Kirchen: „Sie ist sehr partnerschaftlich. Die Landesregierung kann sich auf die Kirchen verlassen. Wir stehen gemeinsam für die soziale Verantwortung in diesem Land.“ Kirchen und Staat hätten in Niedersachsen ein „richtig gutes Verhältnis“.
Zusammenarbeit von Kirche und Staat
Gerade in der Flüchtlingsarbeit, in der Bewahrung der Schöpfung und in dem Einsatz für Schwächere gebe es gemeinsame Ziele, zum Wohl der Menschen zu arbeiten. „Es braucht Institutionen wie die Kirchen, die sich um die Sorgen der Menschen kümmern.“
Vor den mehr als 300 Gästen aus Politik, Wirtschaft, Verwaltung, Gewerkschaften und Kirchen dankte Weil dem langjährigen Osnabrücker Bischof Franz-Josef Bode für seine Arbeit: „Sein Amtsverzicht hat auch mich berührt. Bode ist eine Säule der katholischen Kirche in Deutschland gewesen. Sein Rücktrittsgesuch war authentisch.“
Bettina Tietjen im Gespräch
NDR-Moderatorin Bettina Tietjen und Weihbischof Wilfried Theising beim Jahresempfang des Katholischen Büros Niedersachsen im Alten Rathaus in Hannover. | Foto: Johannes Bernard
Die Präsidentin des Niedersächsischen Landtags, Hanna Naber (SPD), betonte in ihrem Grußwort den Reformdruck, unter dem die Kirchenvertreter ständen: „Die Kirche wird sich modernisieren müssen. Der Synodale Weg in der katholischen Kirche ist ein guter Anfang.“ Die Rechte der Frauen und die Mitbestimmung von Laien seien zu stärken, wünschte sich die Landtagspräsidentin.
Bei einem Gespräch über „Gott und die Welt“ äußerte sich NDR-Moderatorin Bettina Tietjen, die einmal im Monat prominente Gäste an einem Freitagabend in der „NDR-Talkshow“ empfängt, selbst über ihre Kirchenbindung und ihren Gottesglauben. Aufgewachsen in Wuppertal und geprägt von einer freikirchlich-evangelischen Gemeinde, sieht sie in den Kirchen viel Positives.
Vorzüge des Gottesglaubens
„Für mich ist der Kirchenaustritt kein Thema. Die Kirche tut viele gute Dinge. Auch die Kirchensteuer zahle ich gern. Ich habe das Vertrauen, dass mit dem Geld gut gearbeitet wird“, bekannte Tietjen bei einem lockeren Gespräch auf dem Podium mit dem Journalisten Michael B. Berger.
Ihren Gottesglauben habe sie sich immer bewahrt, auch wenn dieser in der Jugendzeit schon mal auf die Probe gestellt worden sei, als sie sich ein anderes „Outfit“ zulegen wollte: „Der Gott, an den ich glaube, dem ist es egal, wie ich meine Haare trage“, sagte sie schmunzelnd.
Sprechen über das Sterben
Für Tietjen ist der Gottesglaube eine beruhigende Sache: „Gott ist in meinem Leben eine Konstante. Ich glaube an ein Leben nach dem Tod. Das Leben geht in einer anderen Form weiter.“
In den öffentlichen Debatten fehle ihr oft das Sprechen über das Sterben. „Wir sollten das Thema nicht verdrängen“, sagte Tietjen und zitierte einen Vers aus dem Psalm 90, in dem es heißt: „Lehre uns bedenken, dass wir sterben müssen, auf dass wir klug werden.“
Zuwendung im Hospiz
Die Moderatorin, die Schirmherrin eines Hospizes ist, wünscht sich mehr Zuwendung in der letzten Lebensphase. „Man muss das Sterben als Teil des Lebens betrachten, darüber reden und sich mit seinen Ängsten auseinandersetzen. Deswegen engagiere ich mich gern in einem Hospiz“, sagte Tietjen.
Das Katholische Büro Niedersachsen
Das Katholische Büro Niedersachsen mit Sitz in Hannover ist die Kontaktstelle für die Bistümer Hildesheim und Osnabrück und für den Offizialatsbezirk Oldenburg, der zum Bistum Münster gehört, bei der Landesregierung, dem Parlament, den Behörden des Landes und den evangelischen Kirchen in Niedersachsen. Dem Katholischen Büro ist die Koordinierung in allen grundsätzlichen, insbesondere die Gesetzgebung berührenden Fragen aus dem Bereich Kirche, Staat und Politik übertragen. Hierzu gehören die Fragen der Kultur-, Schul- und Hochschulpolitik sowie die alle drei Diözesen betreffenden Angelegenheiten der Schulverwaltung. Leiter des Katholischen Büros ist seit 1997 Prälat Professor Felix Bernard.