Franziskus: Religiöse Kommunikation nur über Medien ist Gefahr

Sternberg: Gottesdienste trotz Corona – Minister verteidigt Verbot

Kanzleramtsminister Helge Braun verteidigt die Gottesdienst-Verbote in der Corona-Krise. Derweil spricht sich ZdK-Präsident Thomas Sternberg dafür aus, Kirchen für Gottesdienste zu öffnen.

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Kanzleramtsminister Helge Braun (CDU) verteidigt die Gottesdienst-Verbote in der Corona-Krise. Derweil spricht sich der Präsident des Zentralkomitees der deutschen Katholiken (ZdK), Thomas Sternberg, dafür aus, Kirchen für Gottesdienste zu öffnen.

Braun verwies in der „Rheinischen Post“ in Düsseldorf und im „Bonner Generalanzeiger“ auf die Ausbreitung des Virus im französischen Elsass. Dort hätten „Gottesdienste, wo auch viel gesungen wurde, das Virus katapultartig verbreitet“. Deshalb habe man sich „schweren Herzens“ entschlossen, Kirchen für gemeinsame Gottesdienste vorerst nicht wieder zu öffnen.

Sternberg: Kirchen sind groß genug – Mehr Gottesdienste

Dagegen sagte Sternberg im Deutschlandfunk, es sei möglich, unter Einhaltung von Distanz- und Hygienevorschriften Messen zu feiern. Viele Kirchen seien groß genug. Zudem könne man die Zahl der Gottesdienste erhöhen, damit mehr Menschen teilnehmen könnten. Die Bistümer erarbeiteten gerade Handreichungen für ihre Pfarreien mit Hygienekonzepten für Messen.

Gerade in der Corona-Krise müsse der Eingriff in die Religionsfreiheit immer wieder überprüft werden, so der ZdK-Präsident. Kirchen seien systemrelevant, denn hier hätten Menschen die Möglichkeit, ihre Ängste zu verarbeiten.

Am Freitag hatten Vertreter von Christentum, Judentum, Islam und Bundesinnenministerium Lockerungen des Gottesdienstverbots beraten. Demnach sollen die Religionsgemeinschaften in der kommenden Woche Konzepte vorstellen. Diese dienen als Entscheidungsgrundlage für Beratungen von Bund und Ländern am 30. April.

Papst: Gottesbezug ohne Gemeinschaft gefährlich

Unterdessen warnt Franziskus vor einer Virtualisierung der Religion in der Corona-Krise. In medialen Gottesdiensten seien die Menschen „zusammen und doch nicht zusammen“, sagte der Papst. Zur Kirche gehörten die Gemeinschaft und die Sakramente. Wörtlich sprach Franziskus von einer „Gefahr“, wenn religiöse Kommunikation nur über Medien stattfinde.

Franziskus sagte, eine Gottesbeziehung ohne Kirche, ohne Gemeinschaft der Glaubenden und ohne Sakramente sei „gefährlich“. So könne die Beziehung sich vom Gottesvolk abkoppeln und „gnostisch“ werden, also zu einem privaten Heilsweg. Zu einer vertrauten Beziehung zu Christus gehöre immer auch die Tischgemeinschaft.

Polen lockert Gottesdienstverbot

Polen erlaubt ab Montag wieder öffentliche Gottesdienste mit mehr als fünf Teilnehmern. Ministerpräsident Mateusz Morawiecki sagte, in Kirchen dürfe sich eine Person pro 15 Quadratmetern befinden. Das gelte für alle Religionsgemeinschaften. Die Maskenpflicht in Polens Öffentlichkeit bestehe auch für Gläubige in Kirchen.

Im März hatte die Regierung religiöse Feiern mit mehr als 50 Personen verboten. Wenig später beschränkte sie die Zahl der Teilnehmer auf fünf.

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