ZdK-Präsident schlägt Gründung einer Landesstiftung vor

Sternberg kritisiert Abriss von Nachkriegskirchen

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Der Präsident des Zentralkomitees der deutschen Katholiken (ZdK), Thomas Sternberg, wendet sich gegen einen Abriss nicht mehr benötigter Nachkriegskirchen. Das Wegbrechen von Kirchengebäuden verändere auch die Identität eines Stadtteils oder Ortes.

Der Präsident des Zentralkomitees der deutschen Katholiken (ZdK), Thomas Sternberg, wendet sich gegen einen Abriss nicht mehr benötigter Nachkriegskirchen. Das Wegbrechen von Kirchengebäuden verändere auch die Identität eines Stadtteils oder Ortes, warnte er am Montagabend in Köln. Die Kirche in Deutschland habe einen „Reichtum an Kirchbauten“; dieses Alleinstellungsmerkmal gelte es zu bewahren.

Statt die Nachkriegskirchen vorschnell abzureißen, sollte nach Ansicht Sternbergs der Mut aufgebracht werden, diese Baudenkmäler auch einmal ungenutzt stehen zu lassen - trotz des Risikos des Verfalls. „Man kann sich in Deutschland nichts anderes vorstellen, als Kirchen nur in der Top-Bauunterhaltung zu halten“, kritisierte der ZdK-Präsident.

 

NRW-Stiftung für Kirchenerhalt

 

ZdK-Präsident Thomas Sternberg. | Foto: Michael Bönte
ZdK-Präsident Thomas Sternberg. | Foto: Michael Bönte

Nach den Worten Sternbergs ist von dem Problem in erster Linie das Bistum Essen betroffen, gefolgt vom Erzbistum Köln. Er plädierte für die Gründung einer Landesstiftung in Nordrhein-Westfalen, die sich um den Erhalt der Kirchen kümmert. In diese sollten die katholischen Bistümer, die evangelischen Landeskirchen sowie das Land einzahlen. Modell könnte die Stiftung Industriekultur sein, so Sternberg, der auch kulturpolitischer Sprecher der nordrhein-westfälischen CDU-Landtagsfraktion ist.

Der Kölner Generalvikar Dominik Meiering sagte, Denkmalpflege und Kirche seien für den Erhalt von Kirchen sensibilisiert, „im Bereich von Politik ist noch viel Nachholbedarf“. Der Abriss einer Kirche sei immer eine „Ultima Ratio“.

 

Entscheidungen, die sich auf künftige Generationen auswirken

 

Auch auf das Erzbistum Köln kämen Herausforderungen durch überzählige Kirchen zu, räumte der Generalvikar ein. Er rief dazu auf, die Menschen vor Ort in die Diskussion darüber einzubeziehen und dabei pastorale wie denkmalpflegerische Aspekte mitzubedenken. „Wir dürfen hier nicht leichtfertig sein“, so Meiering. Denn es gehe um Entscheidungen, die sich auf künftige Generationen auswirkten.

 

Kirche als Klettergarten?

 

Für die Leiterin der städtischen Denkmalpflege Essen, Petra Beckers, ist der Erhalt denkmalwürdiger Kirchen Aufgabe der gesamten Gesellschaft. Dabei sei zu beachten, dass für den Bau der Kirchen schon viele Ressourcen aufgewendet worden seien und es diese „graue Energie“ durch Umnutzung zu erhalten gelte.

Im Gegensatz zu Sternberg habe sie keine Schwierigkeit, wenn in einer Kirche wie in Duisburg ein Klettergarten eingerichtet werde. Wichtig sei, dass der Wiedererkennungswert erhalten bleibe. Zurzeit verzeichne das Bistum Essen 15 aufgegebene denkmalgeschützte Kirchen, für die es bislang keine Perspektiven gebe, so die Expertin. Aber irgendjemand müsse für ihren Unterhalt aufkommen und das wirtschaftliche Risiko tragen.

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