Ex-ZdK-Chef vermutet "Rückzugsgefechte" einiger Stellen im Vatikan

Sternberg zu Reformstreit: Rom wenig im Bild über kirchliches Leben

  • In der kirchlichen Reformdebatte kritisiert der ehemalige Präsident des Zentralkomitees der deutschen Katholiken (ZdK), Thomas Sternberg, Rom scharf.
  • "Ich glaube, dass wir derzeit Rückzugsgefechte erleben von einigen Stellen im Vatikan, die offenbar erschreckend wenig über das kirchliche Leben vor Ort informiert sind", sagt er.
  • Er verteidigt auch Pläne, Synodale Räte in Deutschland einzurichten.

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In der kirchlichen Reformdebatte kritisiert der ehemalige Präsident des Zentralkomitees der deutschen Katholiken (ZdK), Thomas Sternberg, Rom scharf. "Ich glaube, dass wir derzeit Rückzugsgefechte erleben von einigen Stellen im Vatikan, die offenbar erschreckend wenig über das kirchliche Leben vor Ort informiert sind", sagte er der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA).

Sternberg, der das höchste repräsentative Laiengremium von 2015 bis 2021 leitete, zeigte sich überzeugt davon, dass es Veränderungen im kirchlichen Leben geben werde. "Nicht nur, weil der Papst das immer wieder anmahnt und einen synodalen Prozess auf Ebene der Weltkirche gestartet hat. Sondern auch, weil das dem Lebensgefühl der Menschen und der Situation der Kirche entspricht."

"Synodaler Rat lediglich Erweiterung synodaler Strukturen"

Zuletzt hatte Papst-Botschafter Nikola Eterovic bei der Vollversammlung der deutschen Bischöfe Vorbehalte gegen den Synodalen Weg zur Zukunft der Kirche in Deutschland bekräftigt. Dem Vorhaben, einen Synodalen Rat zu installieren, in dem Bischöfe und Laien ihre Beratungen fortsetzen und gemeinsam entscheiden, erteilte Eterovic eine Absage. Nicht einmal ein Ortsbischof könne einen Synodalen Rat auf Bistums- oder Pfarrei-Ebene errichten.

Sternberg dagegen bezeichnete den Synodalen Rat als Erweiterung der Gemeinsamen Konferenz von Laien und Bischöfen, die es auf Bundesebene seit rund 50 Jahren gebe. "Soll auch die künftig abgeschafft werden?" Der Synodale Rat sei lediglich eine Erweiterung der synodalen Strukturen, die in Pfarreien und Bistümern mit den Pastoralräten längst existierten.

"Geweihte können nicht alles entscheiden - es gibt zu wenige"

"Ist das alles Makulatur?", fragte Sternberg. "Eins ist ohne Frage längst Makulatur: Die Vorstellung, dass nur geweihte Amtsträger entscheiden können. Dieses Konzept ist nicht zuletzt in Zeiten des katastrophalen Priestermangels nicht mehr aufrechtzuerhalten und wird in funktionierenden Räten längst nicht mehr durchgesetzt." Sternberg gehörte 2019 zu den Initiatoren des Synodalen Wegs.

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