ÖSTERREICH

Todesstrafe für Häretiker? Erneut Aufregung um Heiligkreuz

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Ein Theologe des Stifts Heiligenkreuz sorgt für Aufruhr in Österreich – angefacht durch einen ORF-Bericht. Jetzt reagieren die Bischöfe.

Von KNA

 

Die österreichischen Bischöfe betonen, dass die Todesstrafe aus Sicht der Kirche „unzulässig ist, weil sie gegen die Unantastbarkeit und Würde der Person verstößt.“ Mit einem Schreiben vom Freitag, das der österreichischen Presseagentur Kathpress vorliegt, weisen Erzbischof Franz Lackner, Vorsitzender der Österreichischen Bischofskonferenz, sein Stellvertreter Bischof Manfred Scheuer und Medienbischof Wilhelm Krautwaschl einen Bericht des ORF zurück.

Der Beitrag der ORF-Sendung ZIB2 vom 17. Juni könnte so verstanden werden, dass es in der österreichischen katholischen Kirche Strömungen gebe, die die Todesstrafe für Häresie fordern. Der Beitrag thematisiert die bevorstehende Apostolischen Visitation im Stift Heiligenkreuz und zitiert die Linzer Theologin Sigrid Rettenbacher mit einer entsprechenden Aussage.

Forderte Heiligenkreuzer Theologe die Todesstrafe?

Zwei Theologinnen hatten laut ZIB2 vor zwei Monaten in einem offenen Brief vor weit rechten Strömungen innerhalb des Klosters gewarnt. Im Zentrum dieser Anschuldigungen stehe der Heiligenkreuzer Moraltheologe Edmund Waldstein. Er solle Teil eines rechtskonservativen und reaktionären Netzwerks mit guten Beziehungen in oberste Kreise der US-Politik sein. Waldstein stelle die Trennung von Staat und Kirche infrage und spreche in online veröffentlichten Artikeln positiv über die Todesstrafe für Häretiker, also Menschen, die von der offiziellen Glaubenslehre abweichen.

Die Bischöfe weisen diese Aussage beziehungsweise das damit gezeichnete Bild der Kirche zurück. Die Aussage Rettenbachers, dass es gleich ganze „Strömungen“ gebe, die einen solchen „barbarischen Rückschritt“ fordern, würde den Eindruck entstehen lassen, dass es sich um tatsächlich verbreitete katholische Positionen handle. „Diese Darstellung entspricht jedoch keinesfalls der kirchlichen Realität – gerade nicht in Österreich“, halten die drei Bischöfe fest.

Somit handele es sich eben nicht um „Strömungen in der Kirche“, sondern allenfalls um „extreme Einzelpositionen“, so Lackner, Scheuer und Krautwaschl. Und sie betonen zugleich: „In der österreichischen Kirche erfahren antidemokratische und antiliberale Positionen keinerlei Duldung der Kirchenleitung.“

 

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