Dinslakener Familie stiftet der Xantener Stiftsbibliothek eine Bibel aus dem Familienbesitz

Stiftsmuseum in Xanten erhält alte Lutherbibel

Das Xantener Stiftsmuseum ist um eine Kostbarkeit reicher: Die Familie Zenner aus Dinslaken hat der Stiftsbibliothek eine Luther-Bibel gestiftet.

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Das Xantener Stiftsmuseum ist um eine Kostbarkeit reicher: Die Familie Zenner aus Dinslaken hat der Stiftsbibliothek eine Luther-Bibel gestiftet. Vermittelt hat das Geschenk Hans-Wilhelm Barking, Vorsitzender des Xantener Dombauvereins, der ebenfalls in Dinslaken wohnt und mit Paul-Werner Zenner befreundet ist. Zenner habe ihn eines Tages gefragt, ob er dieses Buch nicht für die Räume des Dombauvereins haben wollte. Doch Barking antwortete spontan, dass die Stiftsbibliothek, wo viele wertvolle Buchdrucke aufbewahrt würden, ein würdiger Aufbewahrungsort sei.

Dieses Buch ist für Elisabeth Maas, stellvertretende Leiterin des Stiftsmuseums, „eine schöne Bereicherung“. Schon wegen der aufwendigen Herstellung. Die Bibel ist in Leder eingebunden und aufwändig mit zahlreichen Holz- und Kupferschnitten illustriert. Deshalb begutachtet Maas das Buch auch nur mit weißen Handschuhen, eben zum Schutz der Bibel.

 

1181 Seiten aus dem Jahr 1765

 

Maas zeigt Darstellungen der Holzschnitte in der Bibel:  biblische Szenen wie beispielsweise Noah mit der Arche oder Abraham, der seinen Sohn opfern will und im letzten Augenblick von einem Engel Gottes daran gehindert wird. Die Kupferstiche zeigen in brillanter Qualität vor allem die Kürfürsten und Herzöge von Sachsen, ohne deren finanzielle Unterstützung der Druck kaum möglich gewesen wäre.

Bei der Luther-Bibel handelt es sich um einen 1181 Seiten starken Buchdruck aus dem Jahr 1765. Gefertigt wurde das Buch in dem Nürnberger Druckhaus Endter. Seit der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts stellte die Druckerei in mehreren Generationen bis 1792 erfolgreich Bibelausgaben mit Luthertexten her. Überarbeitet und herausgegeben hat diese Bibelausgaben der Nürnberger Pfarrer Johann Michael Dilherr, der von 1604 bis 1669 lebte. Diese Bibel ist in 29 Auflagen gedruckt worden und jede Auflage umfasste mehr als 100 Exemplare. Die Bibeln waren nach Ansicht von Elisabeth Maas für den Markt gemacht: für Kirchengemeinden und Privatleute, die gern eine Bibel zu Hause hatten.

 

Luther hat dem Volk aufs Maul geschaut

 

Das Druckhaus Endter habe damals mit dem Druck von Luther-Bibeln den meisten Umsatz erzielt und viel Geld verdient, meint Maas. Auch das gestiftete Buch enthält den deutschen Bibeltext des Reformators von 1534, also dem Jahr, in dem Luther die Übersetzungen aller Texte des Alten und Neuen Testamentes fertig gestellt hatte.

Luther hatte die biblischen Texte aus dem althebräischen, der aramäischen und altgriechischen Sprache ins Deutsche übersetzt. „Das Tolle an dem deutschen Text war, dass man nachlesen konnte, was der Pfarrer gepredigt hatte“, sagt Maas und schmunzelt. Luther habe es verstanden, die Leser zu fesseln. Denn er habe dem Volk aufs Maul geschaut und Fachbegriffe gut übersetzt, sagt Maas.

 

Mehr als 40 Jahre im Regal

 

Die Gebrauchsspuren an den Rändern der Bibel zeigten, dass sie im Gottesdienst intensiv verwandt worden sei. Aus diesem Buch habe man die Lesungen vorgetragen, erläutert Maas. Die Seiten seien sehr oft umgeschlagen worden. Nach dem Gebrauch im Gottesdienst ist es nach Ansicht von Maas wahrscheinlich verschenkt worden.

Diese Bibel befand sich bis jetzt im Besitz des Ehepaares Zenner. Dieses stattliche Exemplar hatte die Großmutter Antonia Stockhorst den Eheleuten zur Silberhochzeiten geschenkt. Bevor das Buch allerdings verschenkt wurde, ist es im Juni 1978 in einer Bocholter Buchbinderei restauriert worden. Vor allem den Einband und die Buchschließen habe man sorgfältig repariert. Mehr als 40 Jahre hat das Buch dann immer an der gleichen Stelle im Regal gelegen. Darunter hätten die Eltern wichtige Briefe aufgehoben, erinnert sich Angelika Krull, die das Buch im Auftrag des Vaters an den Freund Barking überreichte. Zenner habe das Xantener Museum nicht vorher gekannt. Die Familie ist froh um den zukünftigen Aufenthaltsort und kann sich nichts besseres vorstellen, dass Buch in der Stiftsbibliothek zu wissen.

 

Weitere wertvolle Schenkungen

 

Paul-Werner Zenner ist mittlerweile verwitwet. Der Vater von sieben Kindern will seinen Nachlass regeln und einen Aufenthaltsort für die Bibel suchen. Die Aufbewahrung in der Stiftsbibliothek ist für ihn eine gelungene Lösung seiner Überlegungen. Die Bibel hat nun einen Platz zwischen den 13.000 Titeln der Stiftsbibliothek gefunden. Darunter sind unter anderem wertvolle Bücher der damaligen Stiftsherren.

Es komme gar nicht so selten vor, dass das Stiftsmuseum Stiftungen  erhalte, sagt Maas. Alle zwei bis drei Jahre habe es durchaus wertvolle Schenkungen für das Museum in kirchlicher Trägerschaft gegeben, meint Maas. Darunter gehören nach ihrer Aufzählung ein Buch aus der Serie der Kirchenväter und eine Bibel von 1579, also 33 Jahre nach dem Tod des Reformators und Übersetzers. Diese Bücher sind nun nicht für immer hinter Panzerglas verschwunden. „Jeder mit meinem berechtigten Interesse, kann die wertvollen Bücher nach vorheriger Anmeldung einsehen“, sagt Maas.

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