Fragen an einen Fachmann: Funktioniert das noch?

Stiftungen: Riesenhilfe trotz Minizinsen

Sind Förderstiftungen in Zeiten niedriger Zinsen noch sinnvoll? Diese Frage beantwortet Hubertus Aumann, Leiter des Stifterbüros im Bischöflichen Offizialat in Vechta, im Interview mit Kirche+Leben.

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Sind Förderstiftungen in Zeiten niedriger Zinsen noch sinnvoll? Diese Frage beantwortet Hubertus Aumann, Leiter des Stifterbüros im Bischöflichen Offizialat in Vechta, im Interview mit Kirche+Leben. Bei einer Stiftung geht es um mehr, als um Geld, meint Aumann. Einen Einblick in das Stiftungswesen können Interessierte am diesjährigen Tag der Stiftungen, am Samstag (01.10.2016), in der Stiftung der Alexianerbrüder in Münster bekommen.

Kirche+Leben: Herr Aumann gerade einmal 0,5 Prozent Zinsen, wenn überhaupt. Lohnt es sich da noch, eine Förderstiftung zu gründen, die aus ihren jährlichen Erträgen eine gute Sache unterstützt?

Hubertus Aumann: Auf jeden Fall. Stiften macht immer Sinn, auch wenn es mal wenig Geld gibt. Denn der Blick auf die jährlichen Erträge sagt wenig aus, wenn es um den Sinn einer Stiftung geht. Bei einer Stiftung geht es um mehr!

Kirche+Leben: Worum zum Beispiel?


Hubertus Aumann | Foto: Michael Rottmann

Aumann: Zum Beispiel darum, auf ein bestimmtes
Problem aufmerksam zu machen, den Blick einer Gemeinde oder der Gesellschaft darauf zu lenken, Bewusstsein dafür zu schaffen. Wer eine Förderstiftung gründet, der hat ja auch eine bestimmte Notlage vor Augen, die er verbessern möchte. Zum Beispiel die Situation von Kindern aus sozial schwachen Familien oder die Hospizarbeit.

Kirche+Leben: Aber es geht auch um konkrete Hilfe, für die in Zeiten niedriger Zinsen weniger Geld zur Verfügung steht?

Aumann: Das stimmt sicher dann, wenn man den Blick nur auf die Erträge auf klassische Anlagemöglichkeiten lenkt. Aber auch hier gibt es Alternativen, Aktien zum Beispiel oder Fonds, die bei begrenztem Risiko Erträge möglich machen, die über den derzeitigen Minizinsen liegen.

Kirche+Leben: Was raten Sie Kuratorien, die noch vor kurzem jedes Jahr 5.000 Euro an benachteiligte Kinder verteilen konnten und jetzt vielleicht nur noch 1.500 Euro? Die Not ist ja nicht kleiner geworden.

Aumann: Ich rate ihnen zum Beispiel dazu, mit ergänzenden Aktionen um Unterstützung zu bitten. Da ist es von Vorteil, wenn durch eine Stiftung das Problem bekannt ist. Das macht es leichter, Spender zu finden. In Dinklage gab es zum Beispiel die Situation, dass mehr Geld für ein Kinderprojekt benötigt wurde. Die Gemeinde hat dann die Aktion „St. Catharina hilft 100“ gestartet – um 100 Paten zu finden, die jährlich 120 Euro spenden. Die Aktion läuft seit 2015 und hat heute 54 feste Unterstützer.

 

Was ist eigentlich eine Stiftung?
Wenn Menschen sich auf lange Sicht für einen gemeinnützigen Zweck einsetzen und dafür Teile ihres Vermögens einsetzen wollen, können sie eine Stiftung gründen.
Die Stiftung hat die Aufgabe, das Vermögen möglichst sicher und gewinnbringend anzulegen. Die Überschüsse werden ausschließlich für den vom Stifter festgelegten gemeinnützigen Zweck ausgegeben.
Das gestiftete Vermögen selbst muss als Grundkapital der Stiftung erhalten bleiben. Der Stifter kann es nicht zurückfordern. Eine Stiftung kann in der Regel auch nicht aufgelöst werden.
Bei der Gründung entscheidet man sich für die Form der Stiftung. Zum Beispiel, ob es eine selbstständige oder eine unselbstständige Stiftung werden soll. Dabei kommt es auch auf die Höhe des Stiftungsvermögens an.

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