Pater starb 1942 im KZ Dachau

Besondere Ehre für Salesianer - so ehrt sein Geburtsort Märtyrer Hartz

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In Essen (Ruhr) liegt schon einer. Und auch in seinem Geburtsort Lutten (Landkreis Vechta) erinnert seit kurzem eine Messingplakette an den Salesianer, der wegen seiner klaren Haltung ins Visier der Gestapo geraten war.

Ein Stolperstein erinnert schon vor dem Don-Bosco-Gymnasium in Essen-Borbeck an Theodor Hartz. Seit neuestem weist ein weiteres Exemplar vor der St.-Jacobus-Kirche in seinem Geburtsort Lutten (Landkreis Vechta) auf den Salesianer hin. Seit 1933 hatte ihn die Gestapo wegen seiner erfolgreichen kirchlichen Jugendarbeit überwacht. Am 23. August 1942 war er im Konzentrationslager Dachau nach Repressalien und Schikanen an Entkräftung gestorben. Die Kirche Deutschlands zählt ihn zu den Märtyrern des 20. Jahrhunderts.

Der 1887 geborene Theodor Hartz stammt aus einer kinderreichen Kleinbauernfamilie. Nach der Mittleren Reife war er auf ein Ordensgymnasium der Salesianer nach Italien gewechselt und hatte nach Ordensgelübden, Studium und weiteren Zwischenstationen 1921 die Salesianer-Niederlassung in Essen übernommen. Er förderte die kirchliche Jugendarbeit, insbesondere die Jugend- und Lehrlingsarbeit, und erweiterte den Standort später um eine Spätberufenen-Schule.

Theodor Hartz protestierte gegen Hitlerjugend

Nachdem er 1933 gegen tätliche Angriffe der Hitlerjugend auf katholische Jugendgruppen protestiert hatte, geriet der Salesianer wegen seiner kritischen Haltung ins Visier der Geheimen Staatspolizei (Gestapo) und musste Repressalien, Haussuchungen und Verhöre über sich ergehen lassen. Zwischenzeitlich übernahm er für zwei Jahre das salesianische Studienhaus in Benediktbeuern, kam dann aber zurück nach Essen und musste erleben, wie die Nationalsozialisten die Arbeit noch mehr erschwerten.

1941 beschlagnahmte die Gestapo Haus und Eigentum der Salesianer. Die Ordensleute mussten die Stadt quasi über Nacht verlassen. Hartz wurde kurz darauf gefangengenommen. Anfang Juni 1942 wurde er in den „Priesterblock 24“ des Konzentrationslagers Dachau überführt, wo er wenige Wochen später den fortwährenden Misshandlungen erlag. Im KZ Dachau waren unter den über 200.000 Gefangenen insgesamt rund 2.800 Geistliche aus 19 europäischen Ländern interniert. Von ihnen starben rund 1.800.

Priester wollten Theodor Hartz nicht beisetzen

Schwierig gestaltete sich nach dem Tod des Salesianers die Beisetzung seiner Urne. Sowohl sein damaliger Heimatpfarrer Bernhard Krümpelmann in Lutten als auch zwei Geistliche in Essen/Ruhr hätten eine Bestattung auf ihren Friedhöfen verweigert, heißt es dazu in einer historischen Abhandlung. Vermutlich Angst vor Unruhen in der Bevölkerung und vor Repressalien der nationalsozialistischen Machthaber hätten sie zögern lassen, im Kriegsjahr 1942 einen verstorbenen KZ-Häftling zu bestatten. Am Ende habe sich ein Pfarrer gefunden, der die Beisetzung in aller Stille in Essen vollzog.

Der um eine Erinnerungstafel ergänzte Stolperstein für Theodor Hartz ist der erste in der Gemeinde Goldenstedt. Da der Künstler Gunter Demnig als Initiator des Stolperstein-Projekts die Plakette frühestens in zwei Jahren dort hätte verlegen können, hatte dies in Absprache mit ihm der Bauhof der Gemeinde übernommen. In der Gemeinde erinnert auch eine Straße an Theodor Hartz.

Stolpersteine
Die „Stolpersteine“ sind ein Projekt des Künstlers Gunter Demnig, das im Jahr 1992 begann. Die im Boden verlegten kleinen Gedenktafeln sollen an das Schicksal der Menschen erinnern, die in der Zeit des Nationalsozialismus verfolgt, ermordet, deportiert, vertrieben oder in den Suizid getrieben wurden. Am 26. Mai 2023 verlegte Demnig in Nürnberg den 100.000. Stolperstein. Stolpersteine wurden in Deutschland wie auch in 30 weiteren europäischen Ländern verlegt. Sie gelten als das größte dezentrale Mahnmal der Welt.

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