„Friede sei mit euch“ – Themenwoche zu Ostern, Teil 8

Streit in der Beziehung: Wo Mediation helfen kann - und wo nicht

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Wenn getrennte Eltern übers Besuchsrecht streiten, fliegen schon mal die Fetzen. Dann helfen professionelle Mediatoren bei der Suche nach tragfähigen Absprachen. Stephan Trillmich von der Caritas in Vechta ist einer dieser Experten.

Ein typischer Streit. Die Eltern haben sich getrennt und teilen sich das Sorge- und Umgangsrecht. Klingt vernünftig, bleibt aber nicht immer ohne Konflikte, wenn es dann konkret wird. Wer darf die Kinder wie oft sehen? Muss er sie abholen oder werden sie vom anderen gebracht? „Auch wenn der gute Wille da ist, sind diese Einzelheiten oft strittig“, sagt Stefan Trillmich.

Als ausgebildeter Mediator hat es der Leiter der Ehe-, Familien und Lebensberatung der Caritas in Vechta immer mal wieder mit solchen Fällen zu tun. Wenn Eltern sich nicht einig werden, aber auch nicht gleich damit vor Gericht gehen wollen. Sondern es erst einmal mit dem Angebot der Caritas versuchen: einer Mediation.

Einvernehmliche Lösungen als Ziel

Ziel solcher Verfahren sind einvernehmliche außergerichtliche Lösungen. „Mediation ist immer dann eine Möglichkeit, wenn es darum geht, dass zwei Parteien eine Vereinbarung über etwas treffen wollen“, erklärt Stephan Trillmich das Grundprinzip.

Mediation wird in vielen anderen Lebensbereichen genutzt, in denen es zu Streitigkeiten kommen kann, etwa unter Nachbarn oder zwischen Bauherrn und Handwerkern. Aber eben auch als kostenloses Caritas-Angebot für streitende Paare oder Familien, zum Beispiel nach einer Trennung.

Die meisten brauchen keine Hilfe

Stephan Trillmich leitet die Ehe-, Familien und Lebensberatung der Caritas in Vechta und ist als ausgebildeter Mediator dort und auch für die Caritas-Erziehungsberatung im Einsatz. | Foto: privat
Stephan Trillmich leitet die Ehe-, Familien und Lebensberatung der Caritas in Vechta und ist als ausgebildeter Mediator dort und auch für die Caritas-Erziehungsberatung im Einsatz. | Foto: privat

Der Großteil getrennter Eltern benötige dabei allerdings keine Hilfe von außen, erklärt Stephan Trillmich. „Die meisten klären solche Fragen selbst. Aber für manche kann eine Mediation eine wichtige Hilfe sein. Zumindest, wenn noch ein Rest an Vertrauen zwischen zerstrittenen Eltern geblieben ist.“

Dann können die Eltern verhandeln, etwa indem sie einander Vorschläge machen, die zeigen, wo sie einen Schritt zurückzugehen bereit sind und wo sie keine Kompromisse machen wollen oder können. Etwa beim Thema Besuchsregelung. Und im besten Fall stehen am Ende des Prozesses tragfähige Vereinbarungen. Garantiert sei der Erfolg aber nicht, sagt Stephan Trillmich.  „Wenn Eltern in einer Mediation einfach nur weiter steiten, dann ist ein Richterspruch klarer und besser.“

Liebe lässt sich nicht vereinbaren

Auch in der Eheberatung kann Mediation ein Weg für Paare sein. Aber das Ganze habe natürliche Grenzen. „Man kann ja keine Vereinbarung darüber treffen, ob man sich noch liebt oder ob man als Paar den gemeinsamen Weg weitergehen soll.“ Über anderes dagegen schon.

Der Mediator hat einen Fall vor Augen. Ein Paar mitten in der Trennung, dass seine Finanzen einvernehmlich auseinanderrechnen möchte. Die Herausforderung dabei: Die eine Seite möchte verhindern, dass mit der Trennung die Existenz der gemeinsamen Firma gefährdet wird. Die andere möchte das bekommen, was ihr zusteht. „Wenn es gut läuft, einigen die beiden sich, ohne dass sich die eine Seite über den Tisch gezogen führt“, sagt Trillmich.

Kein Schiedsrichter

Die Rolle des Mediators ist bei all diesen Fällen, den Rahmen zu schaffen, beiden zu helfen, ihre Interessen herauszufinden und zu vertreten – um darauf aufbauend eine tragfähige Vereinbarung zu schließen. Er selbst ist dabei weder Schiedsrichter, noch macht er eigene Vorschläge.

Auch wenn das manchmal nicht leicht sei, sagt Trillmich. „Wenn ich denke: Es könnte doch so einfach sein, sich zu einigen.“ Aber die Erfahrung von Mediation sei, dass jene Lösungen am besten funktionieren und am längsten halten, die aus den Beteiligten selbst kommen. Das Prinzip lautet: „Wir Mediatoren stellen einen Rahmen für einen guten Prozess, aber niemals die Inhalte.“

Alle Fakten auf den Tisch

Das Verfahren läuft in mehreren klar gegliederten Stufen ab. Dazwischen seien auch Pausen wichtig, um das Besprochene sacken lassen zu können. Manchmal reichen die mindestens drei vorgesehen Treffen dafür aus, manchmal müssen es mehr sein.

Und wenn es um wirtschaftliche Fragen geht, rät er den Parteien, sich vor einer Vereinbarung alle wichtigen Informationen, zum Beispiel von Steuerberatern, einzuholen. „Sie müssen die Fakten kennen. Das ist wichtig, damit sie wissen, was ihr Recht ist, auf dem sie bestehen oder von dem sie im Rahmen einer Vereinbarung etwas abzugeben bereit sind.“

Kontakt
Paare oder Eltern, die von sich aus Interesse am Thema Mediation haben, bekommen nähere Information zum Beispiel bei Caritas-Erziehungsberatungsstellen oder den Stellen für Ehe-, Familien und Lebensberatung. Die Adressen der nächstgelegenen Beratungsstellen finden sich unter anderem auf www.caritas-muenster.de.

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