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Der Glaube an Verschwörungsmythen hängt einer Studie zufolge mit der Einstellung zur eigenen Religion zusammen. Teilnehmer einer Online-Umfrage, die hinter der Pandemie verborgene Mächte am Werk sahen, hatten eher ein exklusives Verständnis von Religion. Wer Gottesdienste besuche und in Gemeinschaften eingebunden sei, zeigte sich weniger anfällig.
Der Glaube an Verschwörungsmythen hängt einer Studie zufolge mit der Einstellung zur eigenen Religion zusammen. Teilnehmer einer Online-Umfrage, die hinter der Pandemie verborgene Mächte am Werk sahen, hatten eher ein exklusives Verständnis von Religion, sagt die Politikwissenschaftlerin Carolin Hillenbrand von der Universität Münster der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA).
Das bedeutet, dass sie Aussagen wie „Meine Religion ist die einzig akzeptable“ und „Wenn sich Religion und Wissenschaft widersprechen, ist die Religion im Recht“ zustimmten. In Hillenbrands nicht-repräsentativer Untersuchung bejahten vor allem evangelikal-freikirchliche Christen diese Sätze.
Keine Grundsatzaussagen zur Religion und Verschwörungen
Die Aussage, dass Religiosität grundsätzlich den Glauben an Verschwörungsmythen befördere, lehnt die Wissenschaftlerin ab. Es gehe eher um Persönlichkeitsmerkmale, die sowohl die Haltung zu Religion als auch zu Verschwörungsmythen prägten.
Das zeigten auch Ergebnisse aus anderen Untersuchungen. Menschen, die zum Beispiel schlechter mit Unsicherheiten umgehen könnten, würden „angezogen einerseits von eher fundamentalistisch-dogmatischen Glaubensrichtungen, aber auch gleichzeitig von diesen Verschwörungsmentalitäten“.
Verschwörer mit pessimistischer Weltsicht
Nach Worten der Forscherin liegt dem Verschwörungsglaube meist eine pessimistische Weltsicht zugrunde. „Da gibt es keine Erlösungsvision - und das bringen die Religionen eigentlich immer mit“, sagt sie. So ende die Erzählung des Christentums eben nicht mit dem Tod Jesu am Kreuz, sondern mit seiner Auferstehung.
Auch unter Muslimen haben laut Hillenbrand viele ein exklusives Verständnis von Religion. Allerdings stimmten Muslime dem Satz „Hinter der Corona-Pandemie stecken böse, verborgene Mächte“ im Gegensatz zu evangelikal-freikirchlichen Christen eher nicht zu.
Nahe zu juden- und islamfeindlichen Einstellungen
Auch Katholiken und Protestanten hingen dieser Erzählung nicht an. Menschen hingegen, die juden- und islamfeindliche Einstellungen aufzeigten, schenkten dem Mythos von den bösen Mächten im Hintergrund oft Glauben.
Studienteilnehmer, die vor allem das private Gebet pflegten, zeigten sich auch für die Erzählung anfällig. Das unterscheidet sie von jenen, die Gottesdienste besuchen und in Gemeinschaften eingebunden sind.
Mehr als 2.000 Teilnehmende
Hillenbrand, die am Exzellenzcluster „Religion und Politik“ der Universität Münster forscht, bezieht sich auf Daten von 2.032 Teilnehmenden, die zwischen Juli und Dezember 2020 ihren Online-Fragebogen ausfüllten. Mitgemacht hatten 911 Katholiken, 440 Protestanten, 199 evangelikal-freikirchliche Christen, 82 Muslime, 257 Nicht-Religiöse und 80 Menschen, die sich als spirituell bezeichnen, aber keiner Religion angehören. Der Rest hatte eine andere Religion oder machte keine Angaben.
In einer ersten Auswertung ihrer Umfrageergebnisse zwischen Juli und Oktober war Hillenbrand zum Ergenis gekommen, dass die Corona-Krise offenbar die Glaubensfestigkeit beeinflusst. So sei die Religiosität gläubiger Christen zwischen Juli und Oktober oftmals angewachsen, während Menschen ohne Religion eher noch weniger Zugang zum Glauben gefunden hätten als zuvor.
„Gefestigte Beziehung trägt in Krisen-Zeiten“
„Ich glaube, wenn man eine gefestigte Beziehung hat, kann die auch genau in Krisen-Zeiten tragen“, erklärt Hillenbrand. Menschen, die schon vor der Krise nicht religiös waren, könnten hingegen angesichts von Corona zur Überzeugung gelangt sein, es gebe keinen guten Gott. Möglicherweise reagierten Nicht-Gläubige auch negativ auf wieder geöffnete Kirchen, während viele andere Einrichtungen erneut schließen mussten.
Der Fragebogen ist weiterhin auf der Internetseite des Exzellenzclusters „Religion und Politik“ erreichbar.