2.700 Jugendliche befragt

Studie: Viele Christen unter jungen Ehrenamtlern

Fast jeder zweite junge Erwachsene im Alter zwischen 18 und 26 Jahren engagiert sich ehrenamtlich. Dabei ist das soziale Engagement bei Christen mit 56 Prozent deutlich ausgeprägter als bei Atheisten mit 38 Prozent.

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Junge Christen sind überproportional gesellschaftlich engagiert. Das ist das Ergebnis einer Studie, die die Universität Tübingen und das Comenius-Institut im Auftrag der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) erstellt haben. Sie wurde am Montag in Berlin vorgestellt. Für die Untersuchung wurden rund 3.000 repräsentativ ausgewählte junge Menschen im Alter von 18 bis 26 Jahren befragt. Dabei stellte sich heraus, dass sich 56 Prozent der befragten jungen Menschen „mit christlicher Prägung“ aktiv in der Sozialarbeit engagieren. Bei den befragten Konfessionslosen waren es nur 38 Prozent.

„Eine wichtige Rolle spielt dabei die Konfirmandenzeit“, sagte der Professor für Gemeindepädagogik an der Evangelischen Hochschule Ludwigsburg, Wolfgang Ilg, mit Blick auf evangelische Jugendliche. Dort würden Jugendliche zum Beispiel bei Praktika in der Gemeinde oder durch das Engagement anderer Jugendlicher im Konfirmandenunterricht, so genannter „Teamer“, das Ehrenamt praktisch erleben. „Von denen, die im Konfirmandenunterricht ein Praktikum durchlaufen haben, sagen 64 Prozent, dass das motiviert habe.“

 

Problem: Fehlende Wertschätzung in den Kirchengemeinden

 

Generell gelte: Wer mit seiner Konfirmandenarbeit zufrieden sei, habe auch später eine deutlich höhere Bindung an seine Kirche. „Konfirmandenzeit sollte als Visitenkarte der Kirche gestaltet werden“, sagte Ilg. „Wenn sich die Kirche dort von der besten Seite zeigt, bleiben Jugendliche der Kirche verbunden.“ Ein Problem sei allerdings die zuweilen fehlende Wertschätzung, die Jugendliche in evangelischen Kirchengemeinden erführen. „Die Aussage, meine eigene ehrenamtliche Tätigkeit wird von der Kirche aktiv wertgeschätzt, teilt nur jeder zweite“, so Ilg.

Der Direktor des Deutschen Jugendinstituts, Thomas Rauschenbach, sagte, man beobachte, dass die Gleichaltrigen ein interessanter Zugangsfaktor für Jugendliche zum Ehrenamt seien. Man müsse sich in einer Organisation generell so wohlfühlen, dass man wiederkomme. Entscheidend sei aber auch, ob Jugendliche später dort lebten, wo sie aufgewachsen seien. „Wo man viele Leute kennt, tut man sich einfacher“, sagte Rauschenbach. „Darauf muss auch die Kirche achten.“ Einer der wesentlichen Faktoren für ein späteres Engagement sei auch die „Wertgebundenheit“ der Jugendlichen. Junge Menschen, „die für etwas sind“, wollten sich auch engagieren.

Der Ratsvorsitzende der EKD,  Heinrich Bedford-Strohm, erklärte, „die Konfirmandenzeit und eine verstärkte Zusammenarbeit mit Ehrenamtlichen aus der Jugendarbeit bieten eine enorme Chance für die Förderung des Ehrenamts.“ Die Studie sei eine Ermutigung für das Bemühen, mehr Beteiligungsmöglichkeiten für Jugendlichen in der Kirche zu schaffen.

 

Bei Katholiken ist das Elternhaus entscheident für Engagement

 

Am Rande behandelten die Wissenschaftler auch Unterschiede zur katholischen Kirche. So sei aus Sicht von Ilg in der katholischen Kirche nicht der Firmunterricht, sondern vielmehr die Erstkommunion und die Vorbereitung darauf das entscheidende Moment, das für Jugendliche prägend wirke. Generell scheine in der katholischen Kirche aber das Elternhaus und sein kirchliches Engagement für die Sozialisation der Jugendlichen wichtiger zu sein, als bei Protestanten.

Die Leiterin der Bildungsabteilung im Kirchenamt der EKD, Birgit Sendler-Koschel, hob die Bedeutung der katholischen Ministrantenarbeit hervor: Durch sie seien katholische Jugendliche stärker mit Liturgie und Gottesdienst verbunden, als gleichaltrige Protestanten.

Aktualisiert um 12.55 Uhr nach Vorstellung der Studie.

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