Weniger Autos in Deutschland zulassen

Studie von Misereor: Elektromotoren lösen nicht alle Probleme

Ein Elektroauto hat viele Umwelt-Vorteile, aber es wird nicht alle Probleme lösen. Eine Studie vom Hilfswerk Misereor, Brot für die Welt und Pwer-Shift hat sich mit der Nachhaltigkeit befasst.

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Bei Fahrzeugen ist einer Studie zufolge ein rascher Umstieg von Verbrennungs- auf Elektromotoren zwar „dringend geboten“, wird aber viele Nachhaltigkeitsprobleme nicht lösen. Die Studie von Misereor, Brot für die Welt und PowerShift analysiert den Rohstoff- und Energieverbrauch der deutschen Automobilindustrie und damit verbundene Auswirkungen auf Klima, Umwelt und Menschenrechte im globalen Süden.

„Die Zahl der in Deutschland zugelassenen Autos muss drastisch reduziert werden“, forderte Merle Groneweg von PowerShift, Mitautorin der Studie, die am späten Sonntagabend verbreitet wurde. Elektroautos mit Akkuspeicher seien aus ökologischer Sicht zwar derzeit die „beste Option“, um Verbrennungsmotoren zu ersetzen. Aber auch sie verbrauchten endliche Rohstoffe in hohen Mengen. „Der systematische Vorrang des Autos in der Stadtplanung, der Straßenverkehrsordnung und bei der Finanzierung der Infrastruktur müsse daher beendet werden.“ PowerShift ist ein gemmeinnütziger Verein, der sich mit Ökonomie und umweltfragen beschäftigt und unter anderem aus Spenden der kirchlichen Hilfswerke und der Europäischen Kommission finanziert wird.

 

Abbau der Rohstoffe großes Problem

 

Für die Produktion von Akkus und Elektromotoren werden den Angaben zufolge weiterhin Kupfer und Stahl benötigt, zudem Kobalt, Lithium, Graphit und Nickel. „Deren Verbrauch wird drastisch ansteigen“, heißt es. Im Jahr 2030 könne der Verbrauch von Lithium in Elektroautos die heutige Produktion um das Vierfache übersteigen.

„Beim Abbau dieser Rohstoffe werden oft Böden, Wasser und Luft verseucht und den umliegenden Gemeinden die Lebensgrundlagen entzogen. Umweltschützer und Menschenrechtsverteidiger sehen sich vielfach Repressalien ausgesetzt“, erklärte Sven Hilbig, Referent für Rohstoffe und Handel bei Brot für die Welt.

 

 Elektroautos verbrauchen zuviel Strom

 

Deutsche Autobauer hätten erkannt, dass sie die Herkunft der Rohstoffe und „menschenrechtliche Auswirkungen“ nicht länger ignorieren könnten, betonte Armin Paasch, Referent für Wirtschaft und Menschenrechte bei Misereor. „Vor Ort hat sich für die Betroffenen aber wenig verändert.“ Deutsche Unternehmen müssten gesetzlich verpflichtet werden, „für die Achtung der Menschenrechte in ihrer Wertschöpfungskette Sorge zu tragen“.

Auch ein hoher Strombedarf für Elektroautos sei problematisch. Selbst erneuerbare Energien seien wegen des Flächen- und Rohstoffverbrauchs nicht unbegrenzt verfügbar, so die Studie. Der zusätzliche Strombedarf für Verkehr und Wärme übersteigt in Deutschland die Ausbauziele für erneuerbare Energien laut Studie um ein Vielfaches.