BIBEL AM SONNTAG (3. Oster-So./C)

Susanne Kamperdick: Aus der Schwäche wird Stärke

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Wieder scheint Petrus nichts zu kapieren – trotz Fischer-Expertise. Clemensschwester Susanne Kamperdicks Gedanken zu den Lesungen dieses Sonntags.

 

Petrus ist ein mutiger Mensch! Das erfahren wir in der Lesung aus der Apostelgeschichte. Er und die anderen Apostel wurden eingesperrt, weil sie den Glauben an Jesus Christus verkündet und in seinem Namen Kranke geheilt hatten. Doch ein Engel öffnete ihnen das Gefängnistor und schickte sie in den Tempel, um dem Volk die Botschaft Jesu zu verkündigen. Nun stehen sie ein weiteres Mal vor dem Hohepriester und dem Hohen Rat, die ihnen erneut verbieten, für Christus Zeugnis abzulegen. Doch Petrus und die Apostel antworten: „Man muss Gott mehr gehorchen als den Menschen!“ Und: „Zeugen dieser Ereignisse sind wir und der Heilige Geist“. Was für ein Selbstbewusstsein!

Im Evangelium sieht das Ganze anders aus: Petrus wird von Jesus konfrontiert. Konfrontiert mit seiner Angst, seiner Schwäche in der Nacht vor Jesu Tod, wo er geleugnet hatte, Jesus zu kennen. Petrus, der Mutige? Oder Petrus, der Angsthase, der Versager? Was ist richtig? Wer ist dieser Petrus?

Ratlose Jünger

Die Lesungen vom 3. Sonntag der Osterzeit / Lesejahr C zum Hören finden Sie hier.

Was ist geschehen? Jesus ist nicht mehr da, er ist gekreuzigt worden und vom Tod auferstanden. Die Jünger haben den Auferstandenen und seine Wundmale gesehen. Jesus hat sie gesendet, so wie sein Vater ihn gesendet hat.

Doch die Jünger sind ratlos, wie sie ihre Sendung heute leben können. Jesus zieht nicht mehr mit ihnen über Land wie in den letzten drei Jahren, er ist nicht mehr greifbar. In dieser Situation übernimmt Petrus die Initiative: „Ich gehe fischen!“ Die anderen kommen mit. Etwas Besseres fällt ihnen im Moment nicht ein. 

Umsonst! Umsonst?

Sie kehren zurück zu dem, was sie gelernt haben: Fische fangen. Zurück zum Vertrauten, das ihnen – vermeintlich – Sicherheit gibt. Jedoch: Trotz allen Fachwissens, wie und wo man Fische fängt, fangen sie die ganze Nacht nichts. Nichts! Die Arbeit der ganzen Nacht umsonst! Umsonst?

„Als es schon Morgen wurde, stand Jesus am Ufer.“ Die Jünger sehen, dass da jemand am Ufer steht. Ein Mann fragt sie nach Nahrung, nach Fisch. Nach dem, was sie trotz harter Arbeit nicht vorweisen können. Obwohl er ihnen fremd ist, hören sie auf seine Anweisung, noch einmal auf den See zu fahren und das Netz an der rechten Seite des Bootes auszuwerfen.

Es ist der Herr!

 

Erst, als das Netz vor lauter Fischen zu reißen droht, versteht Johannes, wer hinter allem steht, und sagt zu Petrus: „Es ist der Herr!“ Niemand kann allein glauben. Wir brauchen immer wieder andere Menschen, die uns auf das Wirken Gottes in unserem Leben, in unserer Welt hinweisen. Petrus hört und handelt sofort – auch dies ist einer seiner Wesenszüge. Er springt in den See und schwimmt los, um möglichst schnell bei Jesus anzukommen.

Als Jesus sie am Ufer an einem Kohlenfeuer mit Fisch und Brot empfängt, verstehen auch die anderen Jünger: Es ist Jesus! Der gekreuzigte und auferstandene Herr. Der ihnen fremd und gleichzeitig unendlich vertraut ist. Er isst mit ihnen, teilt mit ihnen Brot und Fisch, ähnlich wie beim Letzten Abendmahl. Und sie verstehen: Er schenkt sich uns. Er geht weiter mit uns und lässt uns nicht im Stich. Auch wenn er nicht mehr greifbar ist, lässt er sich sowohl im Vertrauten als auch im Fremden finden.

„Liebst du mich?“

Dann spricht Jesus Petrus direkt an und fragt dreimal: „Liebst du mich?“ Petrus beteuert jedes Mal seine Liebe. Darauf hört er von Jesus: „Weide meine Lämmer, weide meine Schafe!“ Der eigentliche Hirte ist Jesus. Er gibt jedoch Petrus Anteil an der Hirtenaufgabe. Er soll sie in seinem Auftrag „weiden“, dafür sorgen, dass sie Nahrung finden, dass sie in Sicherheit leben und gedeihen können.

In der zweiten Lesung ist es umgekehrt: Christus ist nicht der Hirte, sondern das Lamm. Das Lamm, das geschlachtet wurde und das vom Vater alle Macht erhalten hat, von allen verehrt und angebetet wird. Was schwach schien, ist stark. Was tot war, ist lebendig! „Ihm, der auf dem Thron sitzt, und dem Lamm gebühren Lob und Ehre und Herrlichkeit und Kraft in alle Ewigkeit.“

Was ist nun mit Petrus? Ist er ein Versager? Ist er mutig? Ein Liebender? Ein Sünder? Ein Hörender? Ein Anpackender? Er ist all das – und noch viel mehr: So, wie er ist, mit Stärken und Schwächen, mit Schuld und Liebe ist er von Gott geliebt und berufen, Jesus Christus zu folgen. Er darf nach dem Fallen immer wieder aufstehen und sich täglich neu ausrichten auf Jesus Christus und seine Liebe. So wie wir – wie Sie und ich. Gott sei Dank!

Sämtliche Texte der Lesungen vom 3. Sonntag der Osterzeit / Lesejahr C finden Sie hier.

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