Münsteraner Theologe sieht viel weltkirchliche Sympathie für Synodalen Weg

Synodal-Vize Söding: Vatikan erkennt Ernst der Missbrauchskrise nicht

  • Der Münsteraner Theologe Thomas Söding glaubt, dass der Vatikan den Ernst der Missbrauchskrise nicht erkannt hat.
  • Das erkläre die Skepsis Roms gegenüber dem Synodalen Weg in Deutschland, sagt der Vize-Präsident des Reformprojekts.
  • Zugleich sieht er breite weltkirchliche Unterstützung. Das beweise, dass es keinen deutschen Sonderweg gebe.

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Der Münsteraner Theologe und Vizepräsident des Synodalen Wegs, Thomas Söding, sieht weltweite Unterstützung für das Reformprojekt der katholischen Kirche in Deutschland. "Ihr habt die Möglichkeiten, bitte nutzt sie! Ihr setzt richtig an, hoffentlich habt Ihr Erfolg", höre er aus anderen Ländern. Den von manchen erhobenen Vorwurf, die deutsche Theologie wolle die Weltkirche belehren, wies Söding im Interview der "Westfälischen Nachrichten" in Münster zurück. "Es geht nicht um Rechthaberei, sondern um best practice."

Söding räumte international "unterschiedliche Geschwindigkeiten" ein. Die weltweite Befragung der Gläubigen im Vorfeld der Weltsynode habe jedoch gezeigt: "Stärkung der Mitverantwortung, Überwindung des Klerikalismus und Förderung der Frauenrechte stehen überall weit oben auf der Tagesordnung." Die Rede von einem deutschen Sonderweg sei immer falsch gewesen. "Jetzt ist es bewiesen", sagt Söding.

Weltweit Unterstützung, Skepsis im Vatikan

Schwierig ist nach Meinung des Theologen weiterhin die Haltung des Vatikans. Papst und Kurie fremdelten mit dem Synodalen Weg. "Es ist eben kein Top-down-Prozess, wie die katholische Kirche ihn meistens organisiert." Der deutsche Reformprozess setze breiter an, sei in der Kirchenkritik schärfer und in der Kirchenreform ambitionierter.

Als einen weiteren Grund für die Skepsis Roms benennt Söding: "Ich sehe im Vatikan auch die große Schwierigkeit, den Ernst der Missbrauchsthematik zu erkennen." Der Synodale Weg hingegen habe erkannt: "Der Machtmissbrauch hat systemische Ursachen, also braucht es auch systemische Lösungen. Das hören nicht alle im Vatikan gerne - ist aber wichtig."

Segensfeiern, Frauenpredigt, Zölibat

Mit Blick auf die im März anstehende letzte Delegiertenversammlung des Synodalen Wegs setzt Söding darauf, jene Themen konkret anzupacken, die in Deutschland umgesetzt werden oder die wichtige Impulse in die Weltkirche setzen können. Bei dem Treffen vom 9. bis 11. März in Frankfurt gehe es um Beschlussfassungen etwa zu Segensfeiern, um Predigtdienste auch von Frauen, aber auch um die Öffnung des Zölibats.

Es brauche starke Signale auch für den weltweiten synodalen Prozess, den Papst Franziskus initiiert hat und der im Februar in einem Europa-Treffen in Prag in die nächste Runde geht. Zugleich warnte Söding: "Wer eine Reform in Schallgeschwindigkeit erwartet hat, war immer schon im falschen Film." Es werde weiter Bremsmanöver geben. Am Ende aber werde es heißen: "Und sie bewegt sich doch!"

 

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