Bischof Felix Genn: Synodale Reifeprüfung noch nicht bestanden

Synodaler Weg: Delegierte aus dem Bistum Münster bilanzieren Tagung

  • Gemischt fällt die Bilanz der vierten Vollversammlung des Reformdialogs Synodaler Weg für einige Teilnehmende aus dem Bistum Münster aus.
  • Bischof Felix Genn sieht die Kirche „weiter in der Schule der Synodalität, die Reifeprüfung haben wir noch nicht bestanden.“
  • Unverständnis herrscht über die Ablehnung des Sexualmoral-Papiers.

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Gemischt fällt die Bilanz der vierten Vollversammlung des Reformdialogs Synodaler Weg für einige Teilnehmende aus dem Bistum Münster aus. Bischof Felix Genn sieht die Kirche „weiter in der Schule der Synodalität“: „Die Reifeprüfung haben wir noch nicht bestanden.“

Die Versammlung habe gezeigt, dass zu Synodaliät auch Konflikte und sogar Scheitern gehörten, sagte Genn mit Blick auf das von einer Sperrminorität der Bischöfe abgelehnte Papier zur Sexualmoral. Zugleich sei eine Zustimmung von 61 Prozent der Bischöfe „ja auch nicht Nichts“.

„Stil, der Bischöfe, Kleriker und Laien zusammenführt“

Genn unterstrich, es müsse zu Veränderungen in der Kirche kommen – nicht zuletzt, um Fälle sexualisierter Gewalt am besten zu verhindern. Es brauche Transparenz, Partizipation und einen „synodalen Geist“, der sich „auch in konkreten Strukturen und Formen auswirkt“.

Welche das sein könnten, sagte der Bischof zunächst nicht. Er wünsche sich aber einen Stil, der „Bischöfe, Kleriker und Laien zusammenführt“, um so der Botschaft des Evangeliums neue Anziehungskraft zu geben.

Brigitte Lehmann fordert Beteiligung „auf Augenhöhe“

Die Vorsitzende des Diözesankomitees der Katholiken, Brigitte Lehmann, sagte, sie erhoffe dreierlei vom Synodalen Weg: „Gewaltenteilung auf allen Ebenen unserer Kirche, Bereitschaft zur gemeinsamen Veränderung von Strukturen und Gesprächsbereitschaft auf Augenhöhe.“

Bei den „allermeisten“ Beteiligten erlebe sie den Willen zu Veränderung, sagte sie der Bischöflichen Pressestelle. Die Ablehnung des Sexualmoral-Papier habe „dazu geführt, dass wir noch ehrlicher miteinander umgegangen sind und uns zugehört haben“.

Studien zu sexuellem Missbrauch zeigten, wie für die Taten kirchliche Strukturen mitverantwortlich gewesen seien, so Lehmann: „Deswegen müssen sich diese verändern.“

Thomas Söding: Katholisch und synodal gehört und passt zusammen

Thomas Söding aus Münster, Vizepräsident des Synodalen Weges und des Zentralkomitees der deutschen Katholiken (ZdK), sagte, der Synodale Weg habe nach dem Nein zum Sexualmoral-Papier am Abgrund gestanden: „Aber er hat eine Brücke über diesen Abgrund gebaut. Die Bischöfe haben sich bewegt. Die anderen Delegierten haben ihre Hand ausgestreckt. Das ist ein Durchbruch: Katholisch und synodal gehört zusammen. Es passt auch zusammen.“

Die Bischöfe dürften „nicht in einer Blase leben“. Eine Synode sei „die beste Form, frische Luft zum Atmen zu bekommen und den Geist Gottes wehen zu lassen“.

Johanna Müller: Ablehnung des Sexualmoral-Papiers „unsäglich“

Die bundesweit jüngste Synodale, Johanna Müller aus Harsewinkel-Marienfeld, nannte die Ablehnung des Sexualmoral-Papiers „unsäglich“. Sie freute sich über die Annahme der Handlungstexte zu geschlechtlicher Vielfalt und zur Neubewertung von Homosexualität: „Umso weniger kann ich verstehen, warum der Grundtext zu diesem Thema gescheitert ist.“

Es sei dringend, Synodalität und gleichberechtigte Teilhabe in der Kirche „auf Dauer zu stellen“. Müller freute sich daher über den Beschluss eines synodalen Ausschusses.

Dorothea Sattler erfreut über Annahme des Frauen-Grundtextes

Diesen begrüßte auch Dorothea Sattler, Theologieprofessorin in Münster und Co-Vorsitzende des Synodalforums „Frauen in Diensten und Ämtern in der Kirche“. Sie äußerte sich dankbar, dass der Grundtext ihres Forums angenommen worden sei.

„Auch viele Bischöfe sehen hinreichende theologische Argumente, das Thema ‚Ordination der Frau‘ in die weltkirchlichen Gespräche einzubringen. Ich erfahre darin eine große Ermutigung.“ Sehr wichtig sei zudem, dass viele Handlungstexte Mehrheiten gefunden hätten, „die sich gegen jede Diskriminierung aufgrund sexueller Orientierungen“ aussprechen.

Generalvikar Klaus Winterkamp: Bundesweite Strukturen reformieren

Generalvikar Klaus Winterkamp nannte die Frankfurter Beschlüsse laut Pressestelle „weiterführend“. Fraglich sei aber, ob sich „im Hinblick auf Haltungen, Einstellungen und Verhaltensmuster bei allen Beteiligten tatsächlich etwas geändert hat“.

Die Kirche müsse sich „in Richtung Glaubwürdigkeit, Nachvollziehbarkeit und Transparenz“ verändern. Winterkamp wünscht sich, dass ein Synodaler Rat etabliert wird und „festgefahrene Strukturen“ der Bischofskonferenz und des ZdK reformiert und teilweise abgeschafft werden.

Schließlich brauche es „unmissverständliche Anträge an römische und weltkirchliche Instanzen insbesondere hinsichtlich der Sexualmoral und der Ämterfragen“.

Schwester Katharina Kluitmann fordert Gleichberechtigung der Frauen

Schwester Katharina Kluitmann, Lüdinghauser Franziskanerin und ehemalige Vorsitzende der Deutschen Ordensobernkonferenz, betonte, die „Fülle der Missbrauchsfälle und der Umgang mit ihnen“ würden nach Erneuerung der Kirche „nicht nur rufen, sondern schreien“. Es sei zwingend, dass die Kirche dem Evangelium wieder ähnlicher werde, Barmherzigkeit lebe, Menschen hereinhole, statt sie auszuschließen.

Dafür brauche es einen anderen Umgang mit Macht, Änderungen bei Priesterbild und Sexualmoral. Eine Zukunft habe die Kirche zudem nur mit der Gleichberechtigung der Frauen, „weil wir so die verfügbaren Charismen verdoppeln“.

Weihbischof Theising: Wir sind auf dem richtigen Weg

Weihbischof Wilfried Theising sagte, die Synodalversammlung habe „wichtige Impulse für die Zukunft unserer Kirche gesetzt“. In der Frauenfrage und bei der Neubewertung von Homosexualität gebe es Beiträge „für die Diskussion in der Weltkirche“, sagte er laut Bischöflicher Pressestelle Vechta.

Zudem seien Weichen hin zu langfristigen synodalen Strukturen gestellt worden: „Wir sind auf dem richtigen Weg. Und wir wollen ihn weitergehen.“ Theising sagte, er hätte sich gewünscht, dass auch das Papier zur Sexualmoral angenommen worden wäre: „Ich selbst hatte auch für den Text gestimmt – wie für alle Reformanträge.“

Update 14 Uhr: Reaktion Theising

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