Voderholzer: Missbrauchsstudie ist keine Basis der Debatte

Synodaler Weg stärkt Frauen – Bischof kritisiert Grundlagen

Die Vollversammlung des Synodalen Wegs der katholischen Kirche in Deutschland hat das Stimmrecht der Frauen in ihren Sitzungen aufgewertet. Zuvor hatte Bischof Rudolf Voderholzer Fundamentalkritik geübt.

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Die Vollversammlung des Synodalen Wegs der katholischen Kirche in Deutschland hat das Stimmrecht der Frauen in ihren Sitzungen aufgewertet. Die Delegierten entschieden, dass auf Antrag auch eine Mehrheit der Frauen für einen Beschluss stimmen muss, damit er als angenommen gilt.

Für diese Stärkung der Mitsprache der Frauen votierten 134 Delegierte. 62 sprachen sich dagegen aus, 14 enthielten sich. Unter den 230 Synodalteilnehmern sind 159 Männer und 70 Frauen. Eine Person bezeichnet sich als divers. Die Satzung des Synodalen Wegs sieht grundsätzlich für Beschlüsse eine doppelte Zweidrittelmehrheit vor – die aller Teilnehmenden und außerdem die der anwesenden Bischöfe.

 

Voderholzer: Wissenschaftliche Beweise und Vergleichsstudien fehlen

 

Am Morgen hatte der Regensburger Bischof Rudolf Voderholzer Fundamentalkritik geübt. Er bezweifelte, dass die so genannte MHG-Studie über sexuellen Missbrauch im katholischen Klerus in Deutschland überhaupt als Grundlage für die innerkirchliche Reformdebatte tauge.

Ein kausaler Zusammenhang zwischen katholischen Besonderheiten wie Priesterzölibat und Sexualmoral mit dem Missbrauchsgeschehen sei keineswegs wissenschaftlich bewiesen, erklärte der Bischof. Man brauche weitere, auch vergleichende Studien mit anderen gesellschaftlichen Bereichen.

 

Söding: Wir müssen theologisch stark sein

 

Mehrere Rednerinnen und Redner wiesen die Kritik zurück. Veränderungen der kirchlichen Praxis seien selbst dann dringend nötig, wenn man den Missbrauchsskandal nur als Auslöser der Kirchenkrise und nicht als Ursache begreife.

Der in Münster lebende Theologe Thomas Söding mahnte eine präzise Sprache beim Synodalen Weg an. „Weil unser kirchenrechtlicher Status strittig ist, müssen wir theologisch stark sein.“ Söding regte eine programmatische Erklärung darüber an, „was uns zusammenbringt, woran wir arbeiten und wohin die Reise gehen soll“.

 

Wiesemann: Beschlüsse mit hoher moralischer Verbindlichkeit

 

Speyers Bischof Karl-Heinz Wiesemann sieht sich derweil Beschlüssen des Synodalen Wegs verpflichtet: „Mehrheitsentscheidungen müssen von zwei Dritteln der Versammlung und von zwei Dritteln der Bischöfe getragen werden. Solche Entscheidungen haben für mich eine sehr hohe moralische Verbindlichkeit“, sagte er der Zeitung „Rheinpfalz“.

Im Vorfeld der Synodalversammlung hatte unter anderem der Kölner Kardinal Rainer Maria Woelki darauf hingewiesen, jeder Diözesanbischof könne frei entscheiden, ob und wie er Beschlüsse des Synodalen Wegs in seinem Bistum umsetzt.

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